Wem bist du treu?

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„Hallo Minnie." Er trat den letzten Schritt zu meinem Schreibtischstuhl und stellte sich hinter mich, sodass ich meinen Kopf hätte in den Nacken legen müssen, um ihn anzusehen. Schnell drehte ich mich nach vorn und wollte schon meine verräterischen Recherchen verbergen, als sich zwei Handflächen schwer und warm auf meine Schultern legten.

„Was möchtest du denn vor mir verheimlichen, Seungminnie? Hast du in deinen Ferien etwa etwas für die Schule getan?" 

Ich wusste, dass er scherzte. Wahrscheinlich hatte er schon mehr als deutlich gesehen, was ich da gesucht hatte. Dann jedoch beugte er sich herab und hauchte neben meinem Ohr. „Wenn du etwas wissen willst, warum fragst du mich nicht einfach direkt?"

Verdutzt hielt ich in der Bewegung inne, aber sprach dann doch möglichst selbstbewusst und etwas schnippisch, um meine Aufregung zu verbergen. „Du bist vor gerade mal einer halben Minute hier aufgetaucht... wie hätte ich dich fragen sollen?" 

Das folgende Kichern klang sehr belustigt und zu meinem Leidwesen reagierte mein Körper mit einer gewissen Entspannung auf dieses schöne Geräusch. Auch wenn ich gerade die Lachnummer für Chan abgab, so fühlte ich mich nicht mehr so blöd wie zuvor und als auch noch seine Finger durch meine Haare strichen, schloss ich nur ganz kurz die Augen, um es zu genießen.

„Ach Puppy... deine Schlagfertigkeit ist wirklich reizend."

Auf einmal wurde mein Stuhl ein Stück zurückgezogen und nach rechts gedreht, sodass Chan neben mir stehen konnte. Jedoch drehte er sich dann um, trat die wenigen Stritte zu meinem Bett und setzte sich neben Berry, den er kurz kraulte und dann seine Aufmerksamkeit wieder auf mich legte.

„Du hast also nach Christians Mutter gesucht. Heißt das, du bist eifersüchtig auf eine Frau, die mehr als 600 Jahre lang tot ist?" Er lehnte sich ein Stück zurück, als Berry sich erhob, sanft gegen seinen Arm stupste und dann über seine Hand leckte. Etwas verwirrt sah ich zwischen den beiden hin und her, biss mir dann aber auf die Lippe und zuckte die Schultern.

„Das hat nichts mit Eifersucht zu tun", verteidigte ich mich. „Ich sehe es als eine Art Selbstschutz... vielleicht hilft mir die Recherche... sollte in den nächsten Wochen doch wider erwartend ein weiteres Kind von dir vor meiner Tür stehen." Ich wusste das meine Worte wütend und bockig wie bei einem kleinen Kind klangen, doch ich konnte es nicht unterdrücken.

„Außerdem scheinst du gern Geheimnisse vor mir zu haben. Immerhin konntest du nicht einmal zugeben, dass du in der Hölle warst, um einen Krieg anzuzetteln." Warf ich ihm vor und die bis jetzt braunen Augen färbten sich allmählich zu dem bedrohlich leuchtenden Gelb.

„Vor euch kann man aber auch gar nichts verstecken." Einer seiner Mundwinkel zuckte belustigt, bevor er erneut Berry den Kopf tätschelte. Dabei rutschte jedoch sein loser Hemdsärmel nach oben und ließ eine hässliche schwarze Verbrennung sichtbar werden, die alles andere als harmlos schien. Sogar ich sog die Luft ein und deutete auf seinen Arm.

„Und wie mir scheint, entspricht es der Wahrheit."

Der Höllenprinz neigte den Kopf, betrachtete selbst die Wunde und zuckte die Schultern. „Das verschwindet wieder... du solltest den Verursacher sehen." Seine Augen glommen auf und ich konnte nicht anders, als humorlos zu lachen.

„Ich würde ja darauf wetten, dass er nicht mal mehr existiert."

Chan erwiderte meinen Blick. „Ganz richtig." 

Er leckte sich kurz über die Unterlippe und lehnte sich dann beinahe entspannt zurück. Ich jedoch legte nachdenklich den Kopf schief. „Wie funktioniert das? Ich meine ihr Dämonen seid ja schon nicht mehr am Leben. Wie tötet man dann ein übernatürliches Wesen?"

Dancing with DemonsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt