„Sagen wir einfach, mein Plan ging nicht vollständig auf." Er zwinkerte, es zornigte mich. „Und jetzt hast du Angst, ihn aus deinem Griff zu verlieren?" Damian verdunkelte seine Miene und löste seine verschränkten Beine. Er war sichtlich unzufrieden mit meiner Fragerei.

„Genau.", meinte er penibel. Also gab es zuvor etwas, dass sie immer noch verband? Etwas - jemand vielleicht? Es sähe meinem Bruder ähnlich. Er war uns allen immer drei Schritte voraus. Doch nun befand sich Taehyung komplett aus seiner Reichweite und ich sollte ihn zurück zu seinem Besitzer bringen. Wie grausam. Ich hatte es Taehyung gewünscht, sich endlich ebenfalls weiter von Damian entfernen zu können. Nun sollte ausgerechnet ich seine Träume zerstören. Aber was kann man machen?

Ich seufzte. „Alles klar. Nur eine Frage noch." Mit einem Schmunzeln sah er zu mir. Normalerweise akzeptierte ich immer still mein Schicksal. „Sicher." Wieder veränderte er seine Position auf dem Thron. „Warum interessierst du dich so sehr für unseren jüngsten Bruder?" Beinah kam es mir vor, als würde er wissend grinsen. „Mutter mochte ihn am meisten. Und Vater mochte Mutter am meisten." Erneut zuckte es in meinen Kiefer, als es mir schwer fiel, mich zurückzuhalten. Damian war diese Art von Person für mich, der man einfach nur eins reinhauen wollte.

„Mutter?", in meiner Stimme lag zu viel- zu viel mit dem er spielen konnte. „Du meinst nicht zufällig die Frau, die du ermordest hast?" Ich kam ihm näher, mit wenigen Schritten stand ich vor den Treppen zu seinen Stuhl. Er stand auf. Meine Hände zitterten - Wut und Angst leiteten sie.

„Da hast du aber einen Fehler gemacht, mein lieber lieber Bruder. Sie starb an den Folgen von Taehyungs Geburt. Das hat ja wohl nichts mit mir zu tun. Ich war zu diesem Zeitpunkt nicht mal im Schloss, falls du dich erinnerst."

Er trat einen Schritt nach unten. „Oh ja ich erinnere mich. Aber sag mir, wie hätte Mutter ihn bevorzugen können, wenn sie ihn nicht mal kannte?" Noch eine Stufe und noch eine bis er mir direkt gegenüber stand. Das Schwert an meiner Seite schien schwerer zu werden, doch ebenfalls die Kontrolle über meine Glieder. Ich würde ihm nichts tun, ich konnte nicht. Etwas stoppte mich, jedes Mal. Und er wusste das.

„Du hast sie ermordet, lange nach Taehyungs Geburt. Dann hast du jeden davon überzeugt, dass es Taehyung war, um mit ihm machen zu können, was du willst. Und niemand fragte auch nur nach, nicht mal Vater, selbst wenn es zeitlich gesehen nichtmal ansatzweise Sinn macht."

Ich war wütend, meine Hände spielten mit der Luft, um mich zurückzuhalten. Ich spürte sonst nie Emotionen. Ich wusste doch, wie bedeutungslos sie ihm gegenüber waren.
Damian kam noch etwas näher. Er hatte auf den Weg zu mir seine Maske verloren. Ein angsteinflösender Ausdruck lag auf seinem Gesicht und er hob seine Mundwinkel. Ein kalter Schauder fiel über mich. Nackte Panik.

„Oh, so du erinnerst dich? Ich hätte dir gewünscht, du hättest es vergessen. Das wäre für uns beide einfacher gewesen."
„Ich werde es niemanden erzählen.", meinte ich mit verzogenem Gesicht. „Mir würde sowieso niemand Glauben schenken." Seine Hand legte sich auf meine Schultern. „Ganz recht, mein Lieber. Du hast nämlich keine Ahnung von den Dingen, zu denen ich fähig bin. Es braucht weit mehr als deine Meinung, um Leute davon zu überzeugen. Sie würden dich für verrückt halten und dir deine Namen wegnehmen, bis du zu einem „Nobody" wirst." Er schien mein Unglück zu genießen.

„Du bist ein Monster." Ich starrte ihm in die dunklen Kugeln ohne Ausdruck. Damian beugte sich vor, zu meinem Ohr. „Du bist nicht besser. Wer hat Taehyung den all die Jahre zurückgelassen und nicht einmal zurückgeblickt? Er war dir schlichtweg egal. Ich habe mich wenigstens um ihn gekümmert." Damit klopfte er mir auf die Schultern und lief an mir vorbei. Mit weit geöffneten Augen starrte ich auf den Fleck, wo er soeben noch stand.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Where stories live. Discover now