Ich zog an seinem Hemd, sodass er zu mir runter blickte. „Jac bitte- worauf bezieht er sich?" Der Ausdruck auf meinem Gesicht schien ihn zu überraschen. Stammelnd gab er mir eine Antwort. „Er hatte gemeint, für den Fall, dass er sein Leben geben muss. Sowas in der Richtung." Der ältere Mann traf nur kurz meine Augen, offensichtlich unwohl über seine Aussage. „Das hat er gesagt?" Meine Finger rutschen von seinem Hemd. Es trug nun neue Falten.

„Ja. Nach dem Gewitter dachte ich, vielleicht wäre es besser, dir eine Zeit lang Pause von allem zu geben, also habe ich dein Training nicht sofort wieder aufgenommen. Doch Jimin kam zu mir und meinte, er hätte dich alleine trainieren sehen. Er bat mich seinen Trainingspart fürs Erste zu übernehmen und gerade jetzt nicht einzustellen. Jimin vermutete, dass du froh darüber wärst."

Ich war tatsächlich froh gewesen. Sehr sogar. In der Zeit zwischen unserem Weglaufen und dem Tag als wir Jac trafen, waren wir zu sehr in Eile, um das Training mit dem Schwert wieder aufzunehmen. Doch auch als wir auf dem Schiff angekommen waren, versuchte keiner der beiden ihr Glück als Lehrer. Also hatte ich nachts angefangen, die simpelsten Bewegungen nachzuahmen, an die ich mich erinnerte. Ich schätzte körperliches Training normalerweise nicht so, aber ich konnte nicht darauf hoffen, meinen Bruder mit Komplimenten vom Thron zu stoßen, also zwang ich mich selbst dazu.
Nur eine Nacht später kam Jac dazu und half mir mit dem Gröbsten. Er war nicht der beste Kämpfer, zumindest nicht im Vergleich mit Jimin, dennoch half er mir jeden Tag und Nacht. Auch generelles Wissen probierte er mir näherzubringen. Das einzige was er seit dem Gewitter nicht mehr ansprach, waren meine Fähigkeiten.

„Ich bin froh drum gewesen", faste ich meine Gedanken zusammen. „Sehr sogar. Doch warum nur der Schwerkampf und nicht- " „- deine Fähigkeiten? Ich weiß nicht recht. Es ist eine heikle Angelegenheit, die man vielleicht nicht in deinem Zustand ausüben sollte."
Mir entkam ein weiteres überlegendes 'Mhm'. Vermutlich hatte er recht. Andere Menschen hatten die Tendenz recht zu behalten. Häufig zu meiner wider.

Für weitere Sekunden blieb diese Stimmung zwischen uns bestehen. Der Fleck, sobald ich weiter nördlich schaute, wurde immer größer. Nach so langer Zeit auf dem Wasser wieder Land zu sehen, kam mir komisch vor. Als wäre die Insel falsch abgebogen und aus Versehen mitten im Ozean gelandet.

Während unserer Stille wiederholet ich seine Erklärungen, besonders den Teil den Jimin betrafen. Ich war längst nicht mehr sauer gewesen. Vermutlich schon nachdem ich bei Lucy war. Im Nachhin kam mir mein gesamter Gefühlsausbruch Fehl am Platz vor. Zu viel an einer Reaktion für das eigentlich Geschehene. Mein Handeln war mir peinlich, also ging ich ihnen aus dem Weg, besonders Jimin. Er tat dasselbe.

Kurzerhand traf ich eine Entscheidung. Ich drehte mich um und beschleunigte meine Schritte. Ich spürte Jacs Blick auf mir. „Wir sind gleich da!", rief er mir hinterher. „Bin in wenigen Minuten zurück. Muss nur was erledigen!" Und damit verschwand ich Unterdeck. Mittlerweile kannte ich jeden Winkel der Lucy. Ich hatte mir die Freiheit genommen, es ein weiteres Mal zu inspizieren.
Von alleine bogen meine Füße um verschiedene Ecken. Ich klopfte nicht, als ich unser Zimmer erreichte. Die Männer mit denen wir es uns für unseren Aufenthalt geteilt hatten, blickten überrascht auf. Ich beachtete sie jedoch nicht.
Der Blonde war nicht hier.

Langsam ging ich auf die unordentlichen Betten zu. Neben meinem stand ein Schwert mit blauem Griff, beinah hätte ich es vergessen. Ich war der einzige, der die Last um die Hüfte als unangenehm empfand und deswegen immer die Waffe aus den Augen verlor. Alle hatten sie mich schon dafür gerügt. Dennoch lernte ich nicht dazu.

Ich fixierte den speziellen Gürtel um meinen Bauch. Dann machte ich den Ansatz wieder aus dem Zimmer zu treten. Kurz bevor ich die Tür schloss, hielt ich sie mit meinem Fuß auf. Der selbe interessierte Blick der Männer lag auf mir. In all der Zeit hatte ich sie vielleicht drei Mal begrüßt, doch ansonsten komplett vergessen.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Where stories live. Discover now