„Was soll das? Was wollt ihr? Wir sind ein Handelsschiff! Wir nehmen keine fremden Leute auf.", kam uns eine aufgebrachte Stimme entgegen. „Wo ist euer Kapitän?" Ich überging seine Einwände. Der junge Mann stellte sich vor mich und drückte gegen meine Brust. Er verwendete etwas seiner Kraft, um mich zum Stehen zu bringen. Ein wenig hob ich meine Augenbraue. Das sollte mich aufhalten? „Wir kommen mit ehrlichen Absichten. Wir wollen nur mit dem Kapitän sprechen." Unbegeistert löste er die Hand von mir, bewegte sich jedoch nicht. Die Händen in den Hüften überprüfte er uns mit einem Blick. Sein Gesicht kam mir bekannt vor, dennoch war ich fast sicher, ihm noch nie begegnet zu sein. „Ich kenne euch aber nicht. Was wollt ihr von unserem Kapitän?" „Das müssen wir mit ihm persönlich besprechen. Es ist eine dringende Angelegenheit. Wir wurden geschickt vom Königshaus."

Der Type lachte ein schallendes Lachen. „Für die Angelegenheiten des Königs müsste ihr darüber." Er zeigte auf das rot-schwarze Schiff nebenan. „Die fressen euch sicher aus der Hand. Wir sind nur ein einfaches Handelsschiff. Wir machen nur unser Arbeit, für die ihr ruhig mal dankbar sein könntet, also würdet ihr bitte verschwinden?"
Kurz seufzte ich, bevor ich mich leicht vorbeugte. Mein Gesicht kam ihm gefährlich nah. Die Nähe war ihm unangenehm. „Es ist ebenfalls eine Angelegenheit der Revolution." Ich lächelte und lehnte mich zurück. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich leicht, während er eine einladende Geste machte. Der Mann lief los, wir folgten. Er führte uns ins Innere des Schiffes, bis er an einer Ecke anhielt. Seine Augen spähten durch den Gang, bevor er sich zu uns umdrehte. Sein Zeigefinger lag warnend in der Luft. „Was wollt ihr?"

„Immer noch zum Kapitän." „Herzlichen Glückwunsch. Seid angekommen.", meinte er ironisch. „Was wollt ihr von mir?" Ein wenig hatte ich es bereits vermutet. „Wir müssen eure Dienste in Anspruch nehmen. Ihr müsst uns zur Insel Uzevia bringen."

Der junge Mann lachte. „Gewiss nicht. Das ist uns zu gefährlich. Ich weiß nicht mal, mit wem ich es zutun habe." Seine Hand schwebte über das hauchdünne nach hinten gegelte Haar. Im letzten Moment ließ er sie fallen, um seine Frisur zu schonen. Für kurz runzelte ich meine Stirn, bis mir plötzlich die Ähnlichkeit auffiel. Die ganze Zeit war etwas unerklärliches an diesem Mann, das sich nicht hatte in Worte fassen lassen. Nun formulierte sich ein Gedanke, der mich in Gewissheit lächeln ließ.

„Namjoon", richtete ich mich an den Mann neben mir, „Hast du den Brief noch?" Ohne Umschweife kramte er etwas aus seiner Tasche und überreichte es mir. Ich hielt das Stück Papier dem jungen Mann mit den grün-braunen Augen entgegen.
Missbilligend blickte dieser von mir zum Papier. „Ich bin sicher, du wirst die Schrift wieder-erkennen."
Leichte Neugierde lauerte hinter seinen Liedern. Er maulte kurz, bevor er das gefaltete Stück an sich riss. Einen letzten leidenschaftlich genervten Blick hatte er noch für uns übrig, anschließend begann er die Zeilen zu lesen. Seine Augenpartie verrutsche mit jeder Sekunde des Schweigens mehr. Schlussendlich starrte er bewegungslos auf den Gegenstand in seiner Hand.

„Ah verdammt." Er drehte sich zur Seite und rollte seine Augen gegen die Decke. Seine Finger rieben sich die Augenhöhlen, als würde der Stress eines ganzen Landes auf ihm lasten. Etwas das ich sehr gut nachvollziehen konnte. Dennoch lächelten meine Lippen. „Mutter", ein weiterer genervter Laut kam aus seinem Mund. Er hatte wirklich Ähnlichkeit mit seiner Schwester. Niemand meiner kleinen Bande wirkte auch nur ansatzweise verwirrt oder erstaunt. Aus diesen Grund hatte ich sie damals zu meinen Vertrauten gemacht. Für ihr Geschick und Art Dinge zu bemerken, wie ich es tat.

Eine Stimme in mir flüsterte unbefriedigt. Taehyung wäre überrascht gewesen. Seine Augen hätten getanzt, sich selbst überschlagen und anschließend mich bewundernd begutachtet. Als wäre nichts für ihn erstaunlicher, als mein berechnendes Gesicht im Vergleich mit seinem Unwissen.
Seit dem er nicht mehr ständig an meiner Seite war, kam ich nicht daran vorbei, andauernd an ihn zu denken. Seine Reaktionen hatten sich in mir eingeprägt und so nervig wie ich sie zu Beginn empfand, so abhängig wurde ich von ihnen. Von allem an ihm. Deswegen musste das hier funktionieren. Deswegen musste ich zu ihm und- Ich brauchte ihn zurück, irgendwie. Oder ich würde verrückt werden.

𝐅𝐨𝐮𝐫 𝐒𝐲𝐥𝐥𝐚𝐛𝐥𝐞𝐬 (𝖳𝖺𝖾𝗄𝗈𝗈𝗄)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt