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Durch Jules Hände, welche sanft durch meine Locken streiften, wachte ich allmählich auf. Die Gedanken an die letzte Nacht holten mich sofort wieder ein. Wie sollte ich mich denn jetzt ihm gegenüber verhalten?

,,Guten Morgen" grummelte Jule, welcher wohl bemerkt hatte, dass ich aufgewacht war.

,,Morgen" flüsterte ich noch leicht verschlafen.

Die letzte Nacht war unglaublich. Sofort musste ich wieder lächeln. Sollte ich ihn jetzt küssen? Ich meine, gestern haben wir noch ganz andere Dinge miteinander gemacht. Was ist das zwischen uns denn jetzt? Soll ich ihn darauf ansprechen? Doch bevor ich weiter nachdenken konnte, sprach Jule auch schon weiter.

,,Puh war ich voll gestern. Ich kann mich nicht mal mehr erinnern, wie oder wann wir hier her gekommen sind." Er lachte auf. Mir war gerade gar nicht mehr zum lachen zumute. Heißt das, er erinnert sich auch nicht mehr an unsere gemeinsame Nacht? Unsere Küsse? An alles? Mein Herz zog sich zusammen und ich musste mich wirklich zusammenreißen, jetzt nicht vor ihm zu weinen.

,,I-ich auch nicht. Ich weiß fast nichts mehr von gestern." Stammelte ich. Es war zwar gelogen, doch das interessierte mich gerade kein bisschen. Sollte ich ihm erzählen, dass wir miteinander geschlafen haben? Nein. Wofür? Damit würde ich ihn nur verschrecken. Es lag also tatsächlich nur an dem Alkohol. Wie konnte ich auch denken, dass er ernsthaft etwas von mir will? Er hat eine Freundin die er liebt.

,,Das letzte was ich weiß, ist wie Jo und Manu getanzt haben." Lachte er weiter und ich brachte nur ein unechtes Lächeln hervor.

,,Hmm, ich auch. An mehr kann ich mich nicht erinnern. Entschuldige mich, ich geh mal kurz ins Bad." Und schon stand ich auf und wollte gerade gehen, doch mein Unterleib schmerzte höllisch, weshalb ich mich ein wenig bückte und Richtung Bad humpelte.

,,Kai, ist alles okay bei dir? Wieso humpelst du denn?" Fragte Julian fürsorglich.

,,Äh klar, ich bin nur gestern noch hingefallen und hab mich am Knie verletzt. Das sollte aber bald wieder besser gehen." Log ich weiter.

So schnell wie ich konnte humpelte ich zum Badezimmer und schloss direkt die Tür hinter mir ab. Direkt flossen meine Tränen und mir wurde schlecht. So schlecht, dass ich mich über die Toilette beugte und mich übergeben musste. Meine Tränen liefen und liefen und ich hatte dass Gefühl, keine Luft zu bekommen. Jule hämmerte gegen die Tür.

,,Kai? Ist alles okay da drin?" Schrie er panisch, woraufhin ich wieder lügen musste.

,,Ja ja, alles gut. Der Alkohol von gestern will nur wieder raus." Rief ich zurück.

Meine Welt zerbrach in tausend Stücke. Nie würde er mehr von mir wollen. Letzte Nacht war ein Fehler, ich hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen.

Als mein Magen wieder Ruhe gab, stellte ich mich unter die Dusche und versuchte, alles von mir abzuwaschen. Den Alkohol, den Scham und vor allem Jule. Ich glaube es nicht, dass ich wirklich mit ihm geschlafen habe, obwohl er verlobt ist. Er hat eine Freundin, welche zuhause auf ihn wartet und was mach ich? Ich schlafe mit ihm. Wow Kai, klasse Aktion. Lass dich doch erstmal von deinem besten Freund vögeln. Wie dumm bin ich eigentlich?

Als ich mich langsam beruhigt hatte, lief ich zurück ins Zimmer, wo Jule mich nur fragend ansah.

,,Ist was?" Fragte ich relativ neutral. Doch statt zu antworten, stellte er mir eine Gegenfrage.

,,Ist wirklich alles okay? Du siehst so blass aus und benimmst dich, keine Ahnung, irgendwie komisch."

Ich atmete tief durch, brachte dann aber doch eine Antwort zustande. ,,Ähm klar. Mir war der Abend gestern einfach nur ein wenig zu viel. Den Alkohol hab ich irgendwie nicht ganz vertragen." Das war nicht einmal wirklich gelogen.

Er schien noch misstrauisch, fragte aber nicht weiter nach. Stattdessen begab nun auch er sich ins Badezimmer und wenige Augenblicke später hörte ich, wie die Dusche anging. Ich entschied mich, meinen Koffer zu packen, da wir in zwei Stunden wieder gehen würden. Auch Jule tat dies, nachdem er frisch geduscht war. Wir redeten keinen Ton miteinander.

Auch beim frühstücken waren wir komplett still, bis der Ältere schließlich das Wort ergriff.

,,Und du bist dir sicher, dass du in London allein zurecht kommst? Ich hab Angst, dass du wieder anfängst dich selbst zu verletzen oder zu hungern." Gestand er mir leise, damit es kein anderer mitbekommt.

,,Mach dir keine Sorgen, es geht mir gut. Ich melde mich, wenn es Probleme gibt." Versicherte ich ihm.

,,Versprochen?" Fragte er misstrauisch.

,,Versprochen." Gab ich sicher von mir, auch wenn ich mir alles andere als sicher war, dass ich dieses Versprechen halten könnte. Trotzdem beließ er es dabei und wir konnten zu Ende essen.

Jetzt war es auch schon so weit. Wir waren alle in der Lobby des Hotels versammelt und würden gleich wieder abreisen. Ich verabschiedete mich noch einmal von allen, bis zum Schluss nur noch Jule übrig war.

,,Also..." begann er.

,,Also..." wiederholte ich.

,,Pass auf dich auf, ja? Und melde dich, sobald du in London bist und wenn es dir wieder nicht gut geht. Natürlich kannst du dich auch melden, wenn es dir gut geht. Mach einfach keine scheiße, ja?" Stotterte er, worauf ich ihn in meine Arme zog.

,,Das mach ich. Danke Jule, für alles. Meld du dich auch, wenn du in Dortmund bist." Sprach ich, während ich mich wieder von ihm lösen wollte, doch er zog mich noch einmal fester an sich.

,,Jule, wir sehen uns doch in drei Wochen wieder." Lachte ich, doch genoss seine Wärme, Berührung und Zuneigung.

,,Ich weiß. Aber ich hab einfach zu viel Angst, dass du wieder Scheiße baust und das hier unsere letzte Umarmung ist. Tu mir das nicht an Havy, bitte." Flehte er, mit einem zittern in der Stimme.

,,Hey, das wird nicht passieren. Glaub mir." Versprach ich ihm, worauf er leise in mein Ohr flüsterte

,, Ich werd dich vermissen."

,,Ich werd dich auch vermissen Jule." Und nochmal drückte er mich näher an sich, bis wir unterbrochen wurden.

,,Jule, der Bus ist da." Schrie Marco und Jule trennte sich von mir.

,,Bis bald." Rief Jule mir mit einem kurzen Lächeln und einem Winken zu.

,,Bis bald" flüsterte ich eher für mich, da er schon aus der Tür war.

Auch mein Bus kam nur wenige Minuten später, welcher mich zurück nach Hause bringen sollte.

Naja, von zuhause konnte man nicht wirklich reden. Denn London war noch nie mein Zuhause. Nein, mein Zuhause ist ein blonder Mann, welcher gerade zurück nach Dortmund fährt, zu seiner Verlobten und ein glückliches Leben führt. Während ich an den Gedanken von letzter Nacht nur noch mehr kaputt gehe.


Heyy, sorry nochmal, das so lang kein Kapitel mehr kam. Ich bin gerade erst wieder nach Hause gekommen und habe jetzt sofort dieses Kapitel gepostet. Ob heute noch eins kommt kann ichdicht genau sagen, aber morgen müsste es wieder ganz normal weiter gehen. Ich hoffe euch gefällt das Kapitel. Schreibt mir gern wie immer eure Meinung zu dem Kapitel bzw generell zur Geschichte in die Kommentare :)

-M <3

We can go through it, together!Where stories live. Discover now