6

1.5K 120 15
                                    

Wie erstarrt bleibe ich stehen. Was war das?

Ängstlich und neugierig zugleich schaue ich mich um. Vielleicht habe ich mir das ja nur eingebildet?

Gerade drehe ich mich um, um hier schnell wie möglichst rauszukommen, als ich ein Fluchen vernehme.
Und ich bin mir sicher, dass es aus dieser letzten Tür kommt. Ich lege mein Ohr an die Tür um besser hören zu können.
Wer kann das hier sein?
Wirklich er?

Dort unten eingeschlossen..

Ich höre ein Geräusch, dass sich wie ein Rascheln von Ketten anhört. Vorsichtig linse ich durch das Türloch und dieser Anblick lässt mich die Luft anhalten.
Dort sitzt er.

Angekettet.
Nur ein kleines Fenster erhellt den Raum und ich frage mich, was macht so ein Raum, der einer Zelle gleicht, in unserer Villa?

Man sieht, wie erschöpft er ist. Seine Klamotten sind rot und an seiner Augenbraue klebt das Blut, dass wahrscheinlich über sein ganzes Gesicht geflossen ist. Allein der Gedanke, was sie mit ihm angestellt haben, lässt mir mein Mittagessen hochkommen.

Er seufzt wieder schmerzerfüllt und ich kann nichts dafür, dass ich Mitleid mit ihm habe. Doch eigentlich sollte ich das doch nicht. Ich meine, er hat uns überfallen?!
Doch trotzdem kann ich nichts dafür, dass ich ihn, auch in diesen dreckigen Klamotten attraktiv finde.
Wie schafft er das?
Und warum denke ich so, über den Feind meines Vaters?

Plötzlich hebt er seinen Kopf und es scheint als könnte er genau durch das Loch in meine Augen sehen. Dieser Anblick ist unbeschreiblich. Seine Augen bannen sich in meine.
Sofort erhebe ich mich und lehne mich, mit meinem Rücken, gegen die Tür. Mein Herz scheint sich nicht beruhigen zu wollen, genauso wie mein Atem.

Was hat das alles zu bedeuten?
Verwirrt von den ganzen Gedanken schrecke ich hoch, als ich plötzlich Schritte von oben vernehme. In windeseile laufe ich den Flur entlang, die Treppen hoch, bis ich gegen eine harte Brust knalle und somit stehenbleibe.

"Liv?"

Überrascht sieht mich Liam an und schaut hinter mich, auf die offene Kellertür.

"Liam, ehm, wie geht's?"

Ich lächele ihn übertriebenermaßen glücklich an, um von der Kellertür abzulenken, scheitere jedoch kläglich.

"Was machst du denn da unten?"

"Ehmm, ich habe Geräusche gehört und die Tür war ein Spalt offen. Ich dachte, dass vielleicht Victus hinuntergelaufen ist."

Nervös wickele ich eine Haarsträhne um meinen Finger und bete innerlich, dass er mir die Lüge abkauft, da Victus, mein Kater, den mein Vater mir gekauft hat, damit ich mich nicht so einsam fühle, sich freiwillig keinen Millimeter bewegt. Er ist ein fetter Klops von Tier, dass außer schlafen, essen und griesgrämmig sein, nichts tut.

Liam runzelt seine Stirn und sein Blick verrät mir, dass er überlegt, ob er mir die Lüge glauben soll oder nicht.

"Ich glaube, wenn Victus dieses Geräusch verursacht hat, dann musste es wohl ein kleines Erdbeben gegeben haben."

Sein Blick wird weicher und er fängt an zu lachen. Gespielt lache ich mit ein und danke dem lieben Herrn, dass er meine Gebete erhört hat.

"Wahrscheinlich habe ich mir das eingebildet, aber ich habe mich erschrocken und-"

Er unterbricht mich, in dem er nach meinen Händen fasst und beide zu seinem Mund führt, um meinen Handrücken zu küssen. Am liebsten würde ich sie einfach nur wegziehen.

"Du brauchst keine Angst haben, Liv. Hier passiert dir nichts. Nicht solange ich in deiner Nähe bin."

Ich nicke nur stumm und mit einer Entschuldigung, dass ich noch Hausarbeiten habe, flüchte ich in mein Zimmer, in dem ich mich auf mein Bett fallen lasse und die Decke anstarre. Auch zum Abendessen gehe ich nicht hinunter, weswegen ich wieder gemeine Bemerkungen von Miranda zugesteckt bekomme, was mich jedoch im Moment nicht sonderlich interessiert, da meine Gedanken immernoch bei diesem Fremden sind. Dass Liam danach in den Keller gegangen ist, beruhigt mich nicht gerade.

Warum hat mein Vater ihn dort eingesperrt?
Warum hat er ausgerechnet ihn behalten? Gab es vor ihm auch andere Gefangene, von denen ich bisher nichts wusste? Was ist wohl hinter den ganzen anderen Türen?

Am meisten erschüttert mich der Gedanke, dass er angekettet war. Gefesselt wie ein Tier.
Mein Vater war immer für die Menschenrechte und gegen Gewalt. Er wollte immer nur das Beste. Dass ist das, was er mir auch immer gesagt hat. Ich schließe meine Augen für einen kurzen Moment. Er erscheint vor meinen Augen. Dieser Blick, dieses wundervolle Gesicht, diese Augen. Ich schlucke.

Was wird wohl mit ihm passieren?

"WAS SOLL DAS HEIßEN, ER IST ENTKOMMEN?!"

Das Gebrüll meines Vaters lässt mich hochschrecken und ich folge den Stimmen und Geräuschen nach unten. Vom Treppenansatz aus sehe ich, wie Liam von 2 Securitys gestützt, humpelnd, zur Couch getragen wird, während die anderen eine Strafpredigt von meinem Vater über sich ergehen lassen, den ich noch nie so wütend gesehen habe.

"Wie konnte das passieren?! Wie leichtsinnig seid ihr und lässt ihn fliehen?!"

Genau im richtigen Moment, verstecke ich mich hinter einer Statue, sodass mein Vater mich nicht sieht, als er in meine Richtung blickt.
Mit schnellem Herzschlag warte ich darauf, dass mich jemand entdeckt, was jedoch nicht passiert. Sie gehen wahrscheinlich in das Büro von meinem Vater und nachdem die Stimmen und Schritte leiser geworden sind, traue ich mich hinaus.

Die Tür zum Keller steht offen und nachdem ich mich vergewissert habe, dass auch keiner in der Nähe ist, schlüpfe ich hinein. Normalerweise würde ich niemals freiwillig, spät abends, alleine in den Keller gehen.
Wie gesagt; normalerweise.

Schon vom Weiten sehe ich die offene Tür der Zelle, die komplett leer ist. Vom Fremden fehlt jede Spur.

Ich sehe zum oberen kleinen Fenster an der Wand. Eine Flucht ist unmöglich. Wie ist er dann entkommen? Eigentlich müsste ich besorgt sein, dass er aus dieser Zelle entkommen ist und draußen wahrscheinlich schon seinen nächsten Angriff plant, jedoch kann ich nicht leugnen, dass ich mich ein wenig freue. Die Bilder vom Markt schießen mir in den Kopf.

Warum habe ich bloß keine Angst vor ihm?

LOUIS P.O.V.

Ich spucke auf den Boden und verziehe vor Schmerz das Gesicht. Diese Schweine haben mich gut getroffen, dennoch nicht gut genug.
Ich weiß nicht wie lange ich hier sitze und warte, dass irgendeiner von diesen Wichsern zurückkommt. Ich beiße die Zähne aufeinander, als ich an Callahan denke.

Fuck!
Ich muss hier so schnell wie möglichst raus. Diese beschissenen Ketten!

Das Öffnen der Tür lässt mich meinen Kopf heben und ich kneife, dank dem hellen Licht, meine Augen zusammen. Das Arschloch Payne betritt grinsend den Raum.
Bestimmt hat die olle Tochter ihn hergeholt, weil die Kleine Schiss hatte. Ein Wunder, dass sie sich überhaupt hierhin getraut hat. Wahrscheinlich weiß sie von allem Bescheid.

"Na, Tomlinson? Hast du immernoch nicht genug?"

Er ist allein und lässt die Tür komplett offen. Ich antworte ihm nicht, während er eine Pistole hinter seinem Rücken hervorholt.

"Weißt du, du bist nichts anderes als Dreck und eine Last. Eine Last, die endlich mal beseitigt werden muss."

Er ladet seine Knarre und hält sie mir genau an die Stirn. Plötzlich höre ich ein Knacksen und fange an zu grinsen.

"Ja, tatsächlich, Dreck muss beseitigt werden."

Ein Schuss und ich sehe nur noch seinen verwirrten Gesichtsausdruck, bis er plötzlich ganz zur Seite kippt.

Updaaate! 😀

Wisst ihr, am Liebsten würde ich die ganze Geschichte aufeinmal, non-stop, durchschreiben! xD
Aber das mache ich natürlich nicht! 😀

Eure Meinung zählt, also Kommi nicht vergessen!
Danke!

An alle Nachtaktiven:
Liest euch nicht die Augen wund! ❤️

Awaked || l.t ( ON HOLD )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt