In der Nacht

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Ohne weitere Probleme verließ Kim das Grundstück. Die Security dieses Hauses ließ zu Wünschen übrig, wie sie fand. Aber es war ihr Vorteil.
Ursprünglich wollte sie sich ein Taxi rufen, aber das war ihr zu viel Aufwand und sie beschloss, einfach zum Hotel zurückzulaufen. Mick schlief wahrscheinlich noch, aber sie hatte ja selbst einen Schlüssel.
Die junge Frau verschwand in einer Seitengasse, die zur Rückseite des Hotels führte, wo sich ein Parkplatz befand. Unterbewusst suchte sie sofort den Parkplatz ab - Micks Auto war nicht da. Sie legte die Stirn in Falten. Das war komisch.
Kim betrat ihr Hotelzimmer und sah sich um. "Mick?"
Eine Antwort erhielt sie nicht. Sie öffnete die Tür zum gemeinsamen Schlafzimmer und machte das Licht an. Die Bettwäsche war durcheinander und unordentlich, das Bett leer.
Verwirrt stellte sie fest, dass auch Micks Rucksack fehlte. Den, den er immer mitnahm, wenn er nach draußen verschwand zu seinem ominösen Job.
Kim setzte sich auf die Bettkante und Stütze den Kopf in den Händen ab. Er hatte gesagt, er würde hier sein, wenn sie Wiederkam. Und wieso sollte er mitten in der Nacht einfach abhauen.

Nach einer Weile stand sie auf und öffnete den Schrank. Seine Klamotten waren noch da, genau neben ihren. Erleichtert atmete sie auf.
Sie zog ein T-Shirt und eine kurze Hose raus und zog sich um, ehe sie sich ins Bett legte und einschlief.

Gegen drei Uhr nachts wurde Kim durch ein lautes Rumpeln aufgeweckt. Sie schoss sofort hoch, instinktiv griff sie nach der Pistole unter ihrem Kopfkissen. Sie richtete den Lauf auf die Tür, die sich langsam öffnete. Ihr Herz schlug wie wild gegen ihre Brust, das Blut rauschte in ihren Ohren.
"Hey, hey, beruhig dich!" Micks stimme bebte. Er hielt die Hände hoch. "Ich bin's doch nur."
Erleichtert ließ sie die Arme sinken. "Man, hast du mich erschreckt."
"Sorry. Wieso bist du noch wach?" Er klang misstrauisch und beunruhigt. Aber wieso?
Sie kniff die Augen zusammen und musterte ihn aufmerksam. "Weil du so einen Lärm machst", antwortete sie wahrheitsgemäß. "Wieso kommst du erst jetzt zurück?"
Mick antwortete nicht sofort. Stattdessen räumte er irgendwas aus seinem Rucksack aus und stellte ihn in die Ecke. Er zog sich schnell um und setzte sich zur ihr aufs Bett. "Ich musste nur noch kurz was erledigen."
"Kurz?" Sie hob ungläubig die Augenbrauen hoch.
Er rückte näher zu ihr und legte eine Hand auf ihren Oberschenkel. "Baby, glaubst du mit etwa nicht? Wieso sollte ich dir irgendeinen Müll erzählen?"
Sie seufzte. Ihre Haut kribbelte dort, wo er sie anfasste, aber nicht das normale angenehme Kribbeln. Eher so, als hätte sie ein schlechtes Gefühl.
"Ich finde es nur merkwürdig, dass du sagst, du würdest Zuhause sein wenn ich wiederkomme, aber dann erst mitten in der Nacht wiederkommst." Seine zweite Hand legte er auf ihre Schulter und zog sie zu sich ran. "Mir ist was dazwischen gekommen. Ich hab einen Auftrag bekommen und dann auf einmal noch einen und alles hat sich in die Länge gezogen." Seine Lippen streiften über ihren Hals, langsam küsste er diesen ab. Sie konnte nicht umhin sich unwohl zu fühlen. Eine Gänsehaut erschien auf ihrer blassen Haut.
"Mach dir einfach keine Sorgen. Wie ist deine Mission gelaufen?" Er will von sich ablenken, dachte sie sich. Doch sie lächelte nur und lehnte sich gegen ihn, während seine Hände über ihren Körper wanderten. "Gut. Ich hab alle Informationen, die ich brauchte. Wir müssen bald woanders hin." Er hielt einen Moment inne.
"Wohin?"
"Sag ich dir dann", antwortete sie knapp. Er legte sie sanft zurück und legte sich neben sie.
"Ist es weit weg?"
"Wieso, hält dich etwas hier?", fragte Kim misstrauisch. Sein Arm schlang sich um ihren Bauch und er drehte ihr Gesicht zu seinem.
"Nein, keine sorge. Ich dachte nur, wir bleiben noch etwas hier." Er lächelte, aber selbst in der Dunkelheit wirkte es falsch. "Du bist vollkommen angespannt, Kim. Beruhig dich doch Mal." Er legte seine Lippen auf ihre, doch auch wenn sie den Kuss erwiderte, fühlte sie nichts außer Unruhe in ihrem Inneren. Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass hier etwas nicht stimmte.

RunawayWhere stories live. Discover now