Kapitel 28

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Mina wusste nicht genau, was ihre Gefühle waren und ob sie Jennifer eventuell einfach vermisste. Verletzt hatten sie die Worte der Psychologin trotzdem, obwohl es ihr ja klar war. Es war nicht üblich in solch einem Verhältnis Gefühle zu entwickeln, auch die Gefühle ihrer Lehrerin waren keinesfalls üblich und reines Glück. Als Minas Gefühle klar wurden, hätte sie genau dasselbe wie Ms. Janson sagen können; das sie nicht das selbe fühlt. Und als sie genau darüber nachdachte, als sie wieder alleine war, merkte sie wie viel Glück sie eigentlich hatte. Die junge Psychologin hatte recht, denn natürlich vermisste sie ihre Freundin. Und sie freute sich diese bald wiedersehen zu dürfen, auch wenn es zu Anfang vielleicht schwierig werden würde. Sie hatte sich ihr gegenüber falsch verhalten, das war ihr klar und wollte es wieder gut machen. Jennifer hatte Angst gehabt, als Mina mit der Klinge vor dem Spiegel stand und das Blut über ihren Arm lief, das wusste sie jetzt. Im Endeffekt war es richtig gewesen, sie her zu bringen und ihr somit Sichherheit zu geben. Sie hatte selbst einsehen müssen, dass es immer schlimmer wurde, je mehr Zeit verstrich und wohlmöglich hätte sie sich jetzt wirklich das Leben genommen, wenn sie nicht in der Psychatrie wäre. Die Selbstmordgedanken waren schließlich schon zuvor aufgetreten, auch wenn sie nur wollte, dass der Schmerz endlich nachließ.

Heute war Montag und Jennifer stand gerade vor ihrem Sportkurs. Heute war es genau vier Wochen her, als sie ihre Schülerin dabei zugesehen hatte, wie sie sich selbstverletzt hatte und möglicherweise noch weitergehen wollte. Sie hatte sich die restliche Woche freigenommen, weil sie selbst am Ende gewesen war. Durch ihre eigene psychische Vergangenheit hatte ihr das zugesetzt, nur hatte sie dadurch mehr Zeit an Mina zu denken. Zusätzlich war die Art und Weise, wie sie mit ihr umgegangen war ihr nicht gut bekommen. Ihr war ja klar gewesen, dass es Mina nicht gefallen würde, aber nachdem sie desöfteren mit der Psychologin der Station telefoniert hatte, ging es ihr jetzt wohl schon besser, worüber sie sich freute. Am Freitag würde Jennifer hin fahren, da sie ein persönliches Gespräch mit ihr und Mina hatte.

Als sie gerade Pause hatte und diese in ihrem Büro verbrachte, klingelte ihr Handy und sie hob ab: "Erics, Hallo?" Es war kurz still in der Leitung. "Guten Tag Ms. Erics, hier ist Ms. Janson. Ich hatte Gestern Abend noch ein Gespräch mit Mina und obwohl ich diese Thematik eigentlich für mich behalten wollte, finde ich es nun besser, davon zu berichten." meldete sich die Psychologin der Station. "Guten Tag Ms. Janson, okay. Worum geht es denn?" fragte diese gleich und hatte absolut keine Ahnung, worum es sich handeln könnte. Meist ging es bei den Telefonaten lediglich um den Stand der Dinge und wie es Mina ging, denn alles andere waren Thematiken für ein persönliches Gespräch, weshalb es sie umso mehr überraschte, dass es sich wohl um ein konkretes Anliegen handelte. "Gestern Abend wollte ich nochmal nach Mina schauen, bevor ich in den Feierabend gehe und bin zu ihr. Sie wirkte ziemlich nachdenklich und es ging ihr nicht besonders gut. Als sie mir erzählte, was sie beschäftigt, war ich perplex und hatte gleichzeitig ein schlechtes Gewissen. Undzwar hat sie mir erneut geschildert, wie sie für beziehungsweise bei ihnen empfindet." sie stoppte und sie selbst musste lächeln, aber bei den nächsten Worten verschwand dieses abrupt. "...aber sie meinte, dass sie sich genauso bei mir fühlen würden und die Gefühle sogar stärker ausgeprägt waren. Ich habe natürlich klargestellt, dass ich Gefühle dieser Art nicht erwidere und lediglich da bin, um ihr zu helfen. Außerdem sagte ich ihr, dass sie sie vermutlich einfach vermisst, denn sie war nun bereits seit vier Wochen hier. Heute habe ich nochmal darüber nachgedacht und bin mir bezüglich ihrer Gefühle unklar, denn bei ihnen hat sie vorallem das gefunden, was Mina zu oft genommen wurde. Psychologisch gesehen kann es also gut sein, dass es sich dabei garnicht um Liebe, sondern lediglich um Dankbarkeit handelt. Dies ist ebenfalls typisch bei einer instabilen Persönlichkeit und demnach gelten sie quasi als eine Art Mutterersatz. Verstehen sie?" Jennifer war sprachlos, was auch an dem Klos in ihrem Hals lag, denn die Worte hatten sie hart getroffen. Sie wollte nicht, dass Mina plötzlich ihre Gefühle in Frage stellte, denn sie selbst war sich dieser sicher und zuallem bereit, solange es ihr gut ging. "Ja, ich verstehe." sagte sie also lediglich, bemüht normal zu klingen. "Sie werden ja ohnehin am Freitag kommen und mit Mina sprechen können, insofern diese das möchte und dann können wir gerne auch dieses Thema thematisieren. Meiner Meinung nach sollte sie sich aber erst einmal damit beschäftigen, teilweise gesund zu werden und irgendwann ihre Gefühle klar vor Augen zu haben." Jennifer nickte, sagte "Ja." Sie wusste ganz einfach nicht, was sie sonst sagen sollte. Zuvor hatte sie die Gefühle ihrer Schülerin nie in Frage gestellt, diese einfach hingenommen und schließlich selbst Gefühle entwickelt. Aber es war meist natürlich nicht üblich, dass eine junge Frau sich in eine fast dreißig jährige verliebt und mit dieser eine Beziehung eingeht. Es wäre also kein Wunder, wenn Mina die Gefühle lediglich verwechselte. "Ich kann mich auch irren. Es kann sein, dass sie sie liebt oder vielleicht sogar Gefühle für mich entwickelt hat. Dennoch wird sie es vermutlich selbst nicht so richtig wissen."

Jennifer wusste, dass Mina ihr Handy bei sich hatte und dieses ihr frei zur Verfügung stand, aber bisher hatte sie sich nicht mehr bei ihr gemeldet. In der ersten Woche nicht, da ihre Therapeutin davon abgeraten hat und danach nicht, weil sie verletzt war und ihre Freundin in Ruhe lassen wollte. Abends saß sie jedoch auf dem Sofa, wusste nichts mit sich anzufangen und dachte ununterbrochen an die junge Frau, wollte ihr schreiben, war aber ungewöhnlich schüchtern. Sie entschied sich nach langer Überlegung aber doch dafür.

Jennifer: Hey Mina, ich wollte mal fragen, wie es dir geht? Es tut mir aufrichtig leid, dass ich mich nicht vorher bei der gemeldet habe, jedoch hatte ich viel Stress wegen der Arbeit und auch die einen oder anderen Schwierigkeiten. Du weißt sicherlich bereits, dass ich am Freitag einen Termin mit Ms. Janson habe, richtig? Es würde mich sehr freuen, wenn wir beide auch nochmal alleine reden könnten. Ich vermisse dich, sehr doll sogar und ich bin ganz stolz auf dich! [21:48]

➡️Neues Kapitel!🙊
Na, wie gefällt es euch? Ich kann nicht glauben, dass wir schon bei Kapitel 28 sind.
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