Kapitel 14

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Mina war noch den Sonntag und die komplette nächste Woche im Krankenhaus gewesen. Sie hatte viel mit Ms. Erics geschrieben, telefoniert und sogar Besuch von ihr bekommen. Insgesamt erging es ihr gut, auch wenn ihre Lehrerin mal nicht da war. Zwar gab es auch schlechte Momente, aber die waren relativ selten gewesen, da auch Ms. Erics sich relativ oft gemeldet hatte. Nach einer vergangenen Woche sollte sie am späten Nachmittag entlassen werden, hatte sich sogar bereit erklärt, sich auf eine Warteliste einer Therapeutin stellen zulassen. Man war demnach der Meinung, dass sie stabil genug war. Auch im Krankenhaus hatte sie noch mit einer Therapeutin gesprochen gehabt, dieser sogar ein wenig vertrauen können. Zumindest konnte sie sich bezüglich Ms. Erics öffnen, von ihren Gefühle berichten und demnach sollte diese sie auch abholen. Mina wohnte alleine, sollte sich aber nicht in ihrer Wohnung befinden, zumindest nicht alleine. Man hatte mit ihrer Lehrerin angesprochen, dass diese erstenmal bei ihr sein würde und ihr die Sicherheit geben könnte, diese sie nun brauchte. Zwar hatte man mit keinem Wort erwähnt, dass man Suizidgedanken vermutete, aber genau so war es vermutlich. Jedoch war es selbstverständlich in Ordnung gewesen, dass sie vorerst Besuch haben würde, nicht zuletzt da sie sich bei ihrer Lehrerin jederzeit sicher fühlte.

Zuvor musste sie aber noch ein abschließendes Arzt-Gespräch führen, bei welchem ihr auch die vorläufige Diagnose genannt wurde. "Ms. Jung wir haben vorläufig eine Depression und eine Posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert. Wie bereits erwähnt handelt es sich dabei um eine vorläufige Diagnose, die eventuell bei ihrer zukünftigen Therapie ganz anders aussieht." Diese Worte trafen Mina hart. Sie war also krank. Depression und eine Posttraumatische Belastungsstörung wiederholten sich die Begriffe in ihrem Kopf. Anstatt etwas zu erwidern, nickte sie lediglich und versuchte sich ruhig zu halten. Sie wollte aufspringen, weglaufen, schreien; ein neues Leben beginnen. "Ihre Lehrerin wird gleich hier sein, um sie abzuholen. Können Sie mir versprechen, dass sie sich nichts antun?" Wieder nickte Mina einfach nur, woraufhin die Ärztin den Raum verließ. Was sollten auch diese Versprechen? Sie hatte sich nicht das Leben nehmen wollen, als es zu dem Unfall kam. Oder ging es vielleicht sogar um das selbstverletzten? Mina wurde vor etwa einer halben Woche untersucht, wobei der Ärztin ihre Narben und Wunden aufgefallen waren; übersehen konnte man sie tatsächlich nicht. Aber es war ihre Sache, mit der sie bisher immer gut klar gekommen war.

"Es ist soweit alles in bester Ordnung. Auch die Prellung an ihrem rechten Arm ist besser geworden und wird in wenigen Tagen nur noch leicht spürbar sein. Allerdings mache ich mir aufgrund ihrer Narben sorgen, vorallem da sie noch ziemlich frische Wunden, die kaum älter als zwei Wochen sein können. Ich kenne mich zwar nicht so gut in dem Bereich aus, aber es sind offensichtlich Wunden, die sie sich selbst zugefügt haben." hatte die Ärztin nach der Untersuchung gesagt.

Ja, sie verletzte sich selbst, schon länger. Es war aber bisher immer in maßen gewesen und nicht außer Kontrolle geraten. Auf die Feststellung der Ärztin war sie aber auch garnicht eingegangen. Sie hatte nichtmal gewusst, was sie dazu sagen sollte. Schließlich hatte sie bereits selbst bemerkt, dass sie sich diese Wunden selbst zugefügt hatte. Für sie war es kein Problem, dass eine völlig Fremde nun davon wusste, denn sie würde die Ärztin nicht nochmal sehen, zumindest erhoffte sie es sich. Aber nocheinmal würde sie nicht, in solch einem Zustand, ins Auto steigen und damit ihr Leben aufs Spiel setzten. Zwar war ihr dadurch bewusst geworden, dass es sie nicht stören würde, wenn sie sterben würde. Dennoch wollte sie nicht mit ihrem Leben spielen. Sie war aber nunmal verletzt, enttäuscht und wütend gewesen. Mins fiel es also schwer, mit ihrem Emotionen klar zukommen, was aber auch nichts neues war. Nicht umsonst erging es ihr nun so.

Ihre Gedanken wurden durch ein Klopfen unterbrochen. "Ja?" sagte sie, woraufhin die Tür geöffnet wurde. "Hey!" kam es von Ms. Erics, wodurch ein großes Lächeln auf Minas Gesicht zum Vorschein kam. Mal wieder beschleunigte sich ihr Puls schlagartig und auch ein Bauchkribbeln kam in ihr auf. "Bist du bereit?" Sie nickte sofort, konnte gar nicht anders. Bereits jetzt war sie unfassbar aufgeregt und freute sich auf die gemeinsame Zeit, mit der älteren Frau. Gemeinsam verließen sie also das Zimmer und anschließend das Krankenhaus. Sie gingen zu dem Auto, welcher ein BMW X4 in weiß war. "Sie haben ein schönes Auto." kam von ihr, nachdem sie eingestiegen sind. "Ich habe dafür lange gespart." Die junge Lehrkraft startete den Motor und fuhr los. "Gibst du deine Adresse im Navie ein?" fragte diese nebenbei. Mina tat es und lehnte sich anschließend zurück, wobei ihr Blick an der anderen Frau hängen blieb. Sie bewunderte die Konzentration, wobei sie dadurch sehr attraktiv wirkte. Ihr Blick klebte an ihr, sie konnte sie stundenlang still beobachten und trotzdem würde ihr nicht langweilig werden. "Ist was?" Augenblicklich wandte sie den Blick ab, schaute stattdessen aus dem Fenster. Zu ihrer Überraschung fragte Ms. Erics auch nicht mehr nach. Sie fuhr einfach still weiter, wobei ihr wieder eine Träne über die Wange lief. Sofort wurde ihr klar, dass es sie jetzt schon runterzog und sie früher oder später kontrollieren würde. Aber sie wusste nicht mit solchen Gefühlen klar zukommen, schließlich hatte sie zuvor nie soetwas empfunden. Generell war ihr neu, dass man soetwas für einen anderen Menschen empfinden kann. Zwar hatte sie bereits eine Beziehung gehabt, aber die Gefühle diese sie nun empfand, konnte man damit nicht vergleichen. Wenn ihre Lehrerin bei ihr war, dann fühlte sie soetwas wie Sicherheit und Geborgenheit. Bei ihr fühlte sie sich wertvoll; irgendwie nicht mehr hilflos. Sie hatte etwas hervorgeholt, was sie lange versucht hatte zu begraben. Alleine um sie nicht zu verlieren, würde sie an dem arbeiten, was ihr am meisten wehtat; ihre Vergangenheit.

"Hey Mina, wir sind da." kam von Ms. Erics, diese sie sie ansah. Nun wandte sie ihren Blick wieder zu ihr, obwohl noch immer vereinzelnte Tränen über ihre Wange liefen. Mit einem mal wurde der Blick ihrer Lehrerin ganz weich und sie erkannte Sorge darin. "Was ist denn los?" Sie schüttelte den Kopf und öffnete die Türe, um auszusteigen.

➡️Neues Kapitel!🦋
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