24. Pov Felix

2.4K 100 21
                                    

Ich befand mich in einer Mischung aus Traumwelt und Realität. Mein Verstand konnte vielen Sachen keine Namen zuordnen, deswegen begriff ich nicht, dass ich im Krankenhaus lag. Das einzige, woran ich mich aus meiner Zeit ohne Bewusstsein erinnerte, war das Gefühl, das mich überallhin begleitete.

Dieses breitete sich von meiner Hand in meinem ganzen Körper aus. Es war Wärme und das beruhigende Gefühl von Geborgenheit welches damit einherging, half mir physisch sowie psychisch. Diese Wärme schenkte mir auch Trost, ließ mich ohne Albträume schlafen und mich gut fühlen. Als ich langsam aufwachte, brachten mich furchtbare Kopfschmerzen dazu, wimmernd aufzustöhnen.

Besonders an einer Stelle hämmerte mein Kopf geradezu, doch ich konnte nicht sagen, woran das lag. Einzig und allein die Wärme half mir und ich versuchte der Quelle dieser auf den Grund zu gehen. Dazu wendete ich vorsichtig meinen Kopf, was eine absolut dämliche Idee war. Die Kopfschmerzen explodierten, sodass ich mir am liebsten meinen Kopf abgerissen hätte.

Zu meiner Rechten hörte ich ein Rascheln, aber ich war nicht wieder so dumm, um nachzuschauen woher es kam. "Felix? Hast du Kopfschmerzen?" hörte ich plötzlich Hyunjins besorgte Stimme. Ich freute mich sehr über seine Anwesenheit, brachte aber nur ein Wimmern über meine Lippen. Hyunjin stand auf und verließ den Raum.

Jetzt gesellten sich zu den Tränen des Schmerzes auch Tränen der Trauer. Warum ging er einfach so? Dann fiel mir auch noch auf, dass die Wärme an meiner Hand weg war. Na super, konnte mir denn niemand helfen? Ich wusste nicht mehr genau was dann passiert war. Ich meinte Stimmen und andere Geräusche gehört zu haben, aber meine Erinnerung war viel zu verschwommen.

Als ich das zweite Mal aufwachte, merkte ich als erstes, dass die Kopfschmerzen weg waren. Erleichtert atmete ich auf und sah mich dann aufmerksam in dem Zimmer um, in dem ich lag. Als erstes fiel mir ein großer, flacher Schrank gegenüber von mir ins Auge. Er stand an die Wand angeschmiegt da und hatte tausende von winzigen Schubladen. In diese hätte ich nur zu gerne mal einen Blick geworfen, aber sicherheitshalber blieb ich im Bett liegen.

An meiner linken Seite befand sich ein bodentiefes Fenster mit einer fantastischen Aussicht über einen Park. Die Sonne schien und dementsprechend waren viele Menschen unterwegs. Vor allem Familien mit kleinen Kindern spielten im Park. Lächelnd wandte ich mich von dem Anblick ab und schaute zu meiner rechten Seite. Dort befanden sich zwei Türen.

Eine war geöffnet und ich konnte ein kleines Badezimmer dahinter erkennen. Die andere Tür war größer und leider geschlossen. Seufzend lehnte ich mich in meine Kissen zurück. War nicht eben noch Hyunjin bei mir gewesen? Oder hatte ich mir seine Anwesenheit nur eingebildet? Meine Hand fühlte sich kalt an, aber in meiner Erinnerung war sie warm. Hatte Hyunjin etwa meine Hand gehalten?

Bei dem Gedanken spürte ich wie meine Wangen rot wurden und Wärme in mir aufstieg. Changbin hätte mir jetzt bestimmt geraten ihm meine Gefühle zu gestehen, denn langsam hielt ich es nicht mehr aus Hyunjin jeden Tag zu sehen, mit ihm zu reden und Zeit mit ihm zu verbringen, ohne dass er wusste, dass ich ihn liebte. Meine Gedanken beiseite schiebend, schloss ich meine Augen und wäre fast wieder eingeschlafen, doch in dem Moment hörte ich wie sich die Tür öffnete.

Mit geschlossenen Augen horchte ich auf die Schritte, die sich mir näherten. "Eben war er noch wach," erklang Hyunjins leicht verzweifelt klingende Stimme. Sprach er von mir? Darauf antwortete eine weibliche Stimme: "Felix Körper braucht viel Ruhe. Wahrscheinlich befand er sich gerade in einer leichten Schlafphase. Da kann es durchaus so ausgesehen haben, als wäre er wach gewesen."

Dann herrschte eine kurze Stille, die von einem Geräusch durchbrochen wurde, welches ich nicht ganz einordnen konnte. Es klang wie ein Schluchzen. "Sie brauchen sich keine Vorwürfe zu machen. Ich kann Ihnen versprechen, dass Felix wieder ganz gesund wird!" redete die Frau mit einfühlsamer Stimme weiter. "Danke für Ihre Hilfe," sagte Hyunjin und fast hätte ich verwundert meine Stirn gerunzelt. Weinte er etwa?

"Bleiben Sie wieder bei ihm?" fragte die Frau an Hyunjin gerichtet und dieser bestätigte die Frage mit einem kurzen: "Natürlich." Daraufhin hörte ich wie sich die Tür öffnete und wieder schloss. Ich wusste nicht mehr was ich denken sollte. War Hyunjin die ganze Zeit über bei mir gewesen? Und warum? Machte er sich Sorgen um mich?

Ich konnte nicht anders als zu lächeln, was Hyunjin allerdings nicht entgang. "Felix, bist du wach?" fragte er hoffnungsvoll. Jetzt konnte ich ihm nichts mehr vorspielen, weshalb ich meine Augen öffnete und direkt in Hyunjins gerötete Augen sah. Er blickte mich erleichtert an und erschrocken sah ich, wie sich einige Tränen den Weg über seine Wangen bahnten. "Alles ist gut Hyunjin, mir geht es gut," flüsterte ich mit heiserer Stimme. Langsam richtete ich mich auf und tätschelte ihm sanft seinen Rücken.

Seine Arme schlangen sich um meinen Oberkörper, während er mich fest umarmte. "Ich hatte Angst um dich," gestand er mir leise und ich drückte ihn noch fester an mich. Die Gefühle, die diese Umarmung bei mir auslösten, waren überwältigend und ich beschloss, ihm endlich meine Gefühle zu gestehen. Selbst wenn Hyunjin mich dann hasste, konnte ich es einfach nicht mehr vor ihm verbergen. Vorsichtig löste ich mich von ihm und setzte mich aufrecht hin.

"Hyunjin, i-ich muss dir etwas sagen," stotterte ich, den Blick auf meine Hände gerichtet, welche nervös mit meiner Bettdecke spielten. Ich wollte gerade weitersprechen, als er sagte: "Darf ich dir zuerst etwas sagen?" Und nach meinem zustimmendem Nicken fühlte ich mich wie ein Feigling. Schnell konzentrierte ich mich auf seine Worte.

"Ich weiß nicht ganz wo ich anfangen soll. Vielleicht ist dir aufgefallen das ich mich oft abweisend verhalten habe. Das lag nicht an dir oder sonst jemandem, sondern nur an mir selbst. Ich hatte Angst vor euren Reaktionen, wenn ich euch erzählt hätte, dass ich schwul bin, deswegen habe ich es um jeden Preis für mich behalten. Doch als wir in die Villa gezogen sind, haben diese Gefühle angefangen. Mittlerweile sind sie zu stark um sie zu ignorieren. Ich hoffe du hasst mich nicht und vielleicht können wir noch befreundet bleiben."

Ich hatte eine Ahnung worauf Hyunjins Monolog hinausführen könnte, aber das wäre ja unglaublich. Konnte es wirklich sein... Hyunjin holte tief Luft und beendete seine Rede mit den Worten: "Felix, ich liebe dich."

Ich saß nur da und schaute ihn mit großen Augen an. Womit hatte ich das verdient? Hyunjin liebte mich, sowie ich ihn liebte! Ein trauriges Seufzen riss mich aus meinen Gedanken. "Ich lasse dich mal allein," flüsterte Hyunjin und stand auf. Doch bevor er sich von mir entfernen konnte, griff ich nach seinem Handgelenk und zog ihn zu mir aufs Bett. Überrumpelt ließ er sich neben mich sinken und sah mich gequält an.

"Felix, was soll das?" fragte er, aber ich strahlte ihn nur an. "Ich liebe dich auch Hyunjin," rief ich dann überglücklich und er sah mich ungläubig an. "Das wollte ich dir auch gerade sagen," fügte ich noch hinzu und auch er begann zu strahlen.

Dann beugte er sich leicht zu mir runter und seine Lippen streiften hauchzart über meine. Schnell drängte ich mich näher zu ihm und seufzte glücklich, als seine vollen, weichen Lippen fest auf meinen lagen. Es war ein sanfter Kuss, der trotzdem Schmetterlinge in meinem Magen wie verrückt umherflattern ließ.

Als wir uns schließlich lösten, strich Hyunjin mir sanft eine einzelne Freudensträne von der Wange. "Endlich kann ich dich küssen, wann immer ich will," grinste er und beugte sich dann auch schon wieder zu mir runter.

Ja endlich, dachte ich noch, bevor ich in dem Kuss versank.


Damit ist die Story leider auch schon vorbei :') ich habe extra viel geschrieben und morgen kommt noch ein kurzer Epilog. Danke für mittlerweile 2K Reads 🤗 und ich hoffe euch hat die Story gefallen!

What will happen...?Where stories live. Discover now