kapitel 19

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Die restliche Zeit des Tages bekam ich schneller rum als ich dachte, den selbst wenn ich alle Filme auf den Bildschirmen im Flugzeug durch hatte, würde ich mich mit anderen Aktivitäten zufrieden geben.
Allerdings dachte ich zum erstem mal nach langem wieder an Sarah, Thomas und Alice.
Ich wusste nicht einmal wie viele Tage ich von ihnen getrennt war, aber vermissen tat ich sie schon.
Wahrscheinlich war es etwa eine Woche her, dass ich sie das letzte mal gesehen hatte, aber es fühlte sich deutlich länger an.
In den Jahren in denen ich bei meinen Pflegeeltern gewohnt hatte, sind sie mir doch schon sehr ans Herz gewachsen und waren für mich eigentlich immer meine „richtigen" Eltern gewesen. Selbst jetzt, als ich bei meinen gebürtigen Vater war, konnte ich sie nicht einfach loslassen. Der Gedanke daran, sie nie wieder zu sehen tat weh. Sehr sogar. Denn sie waren im Gegensatz zu meinem Vater immer da gewesen. Wenn es mir schlecht ging waren sie die Übungen die mich trösteten. Sie waren die Jenifer die mir Fahrrad fahren beibrachten. Sarah zeigte mir wie ich meine Schuhe binden konnte und Thomas half mir bei fast allen meiner Referate.
Nun dachte ich wieder an meine Mutter. Meine gebürtige Mutter. Ich wusste immer noch nicht viel übel sie.
Das letzte mal, dass mein Vater mir etwas Ober sie erzählt hatte war meiner Erinnerung nach um vier Uhr nachts in der Hütte im Wald gewesen.
Jetzt kam mir die Erinnerung an das Foto von ihr, welches Thor mir gegeben hatte als wir uns das erste mal begegneten. Inzwischen hatte ich es bestimmt verloren. Bei diesem Gedanken wurde ich betrübt. Es war wahrscheinlich einzige noch existierende Bild von ihr und kaum gerate ich in den Besitz des Fotos ist es weg.
Schon seitdem ich klein war schaffte ich es viele meiner Lieblings Spielsachen zu verlieren, aber nichts was ich bisher besaß hatte so eine große Bedeutung für mich. Allerdings war es nun eh zu spät, es war weg und wieder bekommen würde ich es bestimmt nicht. Ich nehm mal an das kommt davon wenn man nicht gemini auf seine Sachen achtet.
Bevor ich mich weiter dafür verantwortlich machte spürte ich die Präsenz einer Person in dem Flugzeug.
Sofort drehte ich mich um, aber die Person die ich sah war nicht mein Vater.
Die Person, welche vor mir stand war mein Onkel. Thor.
Verdammt.
Ich wusste nicht was ich machen sollte, denn wegrennen würde nicht viel bringen, vor allem versperrte er den Ausgang.
» Komm, ich nehm dich mit zum Palast. Du brauchst keine Angst mehr zu haben. « sagte er ruhig.
» Ich hab keine Angst. Ich werde hier auch nicht fest gehalten. Naja mehr oder weniger. Ich muss nicht zum Palast mitkommen. Ich will das nicht. Ich bleib hier. « redete ich einfach drauf los ohne nachzudenken, denn was sollte ich auch in dem Moment sagen.
» Lexi, wir haben Loki, du musst dir keine Sorgen mehr machen. Wir bringen dich zurück mach Toronto. «
Ich ignoriere den Teil über meinen Vater, denn alles worüber ich nach denken konnte war, dass er sagte er würde mich zurück nach Toronto bringen. Mir war in dem Moment alles egal. Egal wie sehr ich meine Pflegefamilie vermisste. Egal wie sehr ich mein altes Leben zurück haben wollte und egal was ich vorhin in meinen Gedanken gesagt hatte. Ich wollte hier bleiben. Alles andere fühlte sich falsch an.
Ich wollte hier mit meinem Vater bleiben. Ich wollte mein richtiges Leben. Mein Leben zu dem ich bestimmt war. Mein Leben hier. Aber sagen tat ich nichts, denn erst jetzt wurde mir bewusst was Thor zuvor gesagt hatte. Sie hatten Loki. Sie hatten meinen Vater. Ich sorgte mich, denn schließlich wusste ich nicht was sie mit ihm anstellen würden. Wahrscheinlich dachten sie er hatte mich entführt, was zwar stimmte, aber inzwischen hatte ich kein Problem damit.
Noch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte zog mich Thor mit sich und meine Gedanken setzten aus.
Irgendwie hatte er es geschafft mich so zum nachdenken zu bringen, dass die nächsten Minuten meines Lebens komplett aus meinen Gedanken gestrichen waren. Als ob sie nie passiert wären.
Das nächste woran ich mich erinnerte war ein großer langes Flur. Marmor und Gold stachen mir ins Auge.
Langsam wurden meine Gedanken klarer und ich realisierte wo ich war. Ich befand mich in dem Palast und auf mich zu kam eine Frau. Sie hatte langes wunderschönes Haar und obwohl ich nicht wusste wer sie war kam sie mir bekannt vor. Nicht in dem Sinne als ob ich sie schonmal gesehen hätte, sondern in dem Sinne in dem ich mit ihr verwandt war und dies stellte sich nur kurze Zeit später als richtig heraus.
» Gehts dir gut kleines? « fragte sie mich mit einem Lächeln. Eine Antwort brachte ich nicht heraus, dennoch nickte ich.
» Wer sind sie? « fragte ich nach einer Weile.
» Deine Großmutter, aber du kannst much einfach Frigga nennen. « sagte sie lächelnd und ich nickte.
» Gut, das hier ist bestimmt alles viel zu verarbeiten, ich bring dich erstmal auf dein Zimmer. Du wirst bestimmt noch ein paar Tage hier bleiben, bis Thor dich zurück nach Midgard bringt. «
» Nein. « kam es aus meinem Mund, woraufhin sie mich etwas verwirrt ansah.
» Ich möchte nicht zurück. Ich will mein Vater sehen. Jetzt. « sagte ich fest abgeschlossen.
» Du bist bestimmt etwas verwirrt, du brauchst Ruhe. Ich bring dich jetzt auf dein Zimmer. « antworte sie mir ruhig.
» Nein. Ich möchte meinen Vater sehen und ich werde jetzt nicht ruhig dasitzen und warten bis ich wieder nach Hause gebracht werde. Fast jeder Erwachsene behandelt mich wie ein kleines Kind, dabei bin ich diejenige die, welche die letzten Tagen mehr erlebt hat als mit Sicherheit jeder andere hier. Mir ist es egal wo mein Vater ist und ob ich befugt bin ihn zu sehen, ich werde es tun und dabei ist es mir egal ob ich selbstständig einen Weg finden muss oder mir jemand hilft. «
Friggas Blick verriet mir ein einfaches bitte hätte schon gereicht um sie zu überzeugen, aber dennoch war sie erstaunt von meinem Selbstbewusstsein Auftreten.
» Okay, ich werde dich zu deinem Vater bringen, aber würdest du mir vielleicht auf dem Weg erzählen was in den letzten Tagen passiert ist? « fragte sie mich. Als Antwort darauf ging ich sofort an zu erzählen und lies dabei kein einziges Detail aus. Sogar von meinen Gefühlen erzählte ich ihr, denn aus irgendeinem Grund wusste ich, sie sei die richte Person zum Reden.

Ich war mir ziemlich sicher wir sind einige Umwege gegangen, damit ich ausreden konnte, aber letztlich waren wir vor einer Tür zu einem Raum.
Wenn ich ehrlich war, hatte ich erwartet mein Vater im Kerker oder wo auch immer vorzufinden, denn ich war mir ziemlich sicher so ein Palast hatte einen dieser Art, aber die Tür schien mir nach einem ganz normalen Raum auszusehen.
Frigga gestikulierte mir den Raum zu betreten und das tat ich.
Es war ein großes Zimmer mit teuren Möbeln. Einem großen Bett im Zentrum des Raumes, einem großen Bücherregal, einem riesigen Kleiderschrank, einem Spiegel und vielem mehr. Es gab sogar eine Tür die meiner Annahmen nach zu einem Badezimmer führte.
Mein Vater saß in einem Sessel, welcher sich in einer der hinteren Ecken des Zimmer befand. Als er mich bemerkte klappte er sofort das Buch zu und stand auf.
Ich lieg auf ihn zu und umarmte ihn. Er umarmte mich ebenfalls, auch wenn er etwas verwirrt zu sein schien.
Selbst ich war mir nochmal hundert prozentig bewusst, warum ich jenes getan hatte, aber nach dem was ich zuvor gesagt hatte schien es mir plausibel.
» Ich dachte die würden dich in ein Verließ sperren oder sowas ähnliches. « sagte ich lachend.
» Oh keine Sorge hätte mein Vater die Entscheidung getroffen wäre das bestimmt so gewesen. Aber darf ich fragen wofür die Umarmung gerade war? «
» Ich weiß es wenn ich ehrlich bin auch nicht, aber ich glaube es war auch mal notwendig. « sagte ich und lächelte, wenn auch etwas verlegen. Er schmunzelte.
» Du wirst wieder zurück nach Midgard gehen oder? « fragte er mich und versuchte dabei nicht emotional zu klingen, obwohl ich genau wusste wie sehr er es sich wünschen würde, dass ich bleibe.
» Ich glaube nicht. Ich würde gerne meine Eltern wieder sehen. Also meine Pflegeeltern, aber ich weiß nicht ob mein Leben bei ihnen wieder so sein wird wie vorher. Ich vermisse es irgendwie nicht. Wenn ich ehrlich bin find ich es hier echt cool. « sagte ich und obwohl ich ihn so gerne gesagt hätte wie sehr ich ihn brauche schaffte ich es nicht. Keine Ahnung ob es daran lang, dass ich ihn erst seit ein paar Tagen kenne, er in meinen Unterbewusstsein immer noch ein Massenmörder war oder ich einfach Angst hatte, ich schaffte es nicht. So gern ich es sagen würde die Wörter konnten nicht aus meinem Mund kommen. Zumindest noch nicht.
Erst jetzt realisierte ich etwas in seinen Augen was aussah wie Hoffnung. Er sah glücklich aus. Wirklich glücklich.

Die nächsten Stunden verstrichen und ich wusste nicht einmal wie. Wir redeten einfach. Er erzählte mir einiges über meine Mutter und nun wusste ich, dass sie sich kennengelernt hatten als Thor mit ihm einen „Ausflug" mach Midgard gemacht hatte, da er eine Wette verloren hatte. In einem Nationalpark oder ähnlichem hatten die beiden sich dann gesehen und waren total verliebt.
Außerdem erzählte er mir viel was die beiden zusammen unternommen hatten und immer wieder rollten ihm dabei Tränen über die Wange.
Letztlich gab es nur eine Sache die er mich nicht erzählte, diese war was mit ihr nach meine Geburt passiert ist. Nachfragen wollte ich auch nicht, denn ich wusste genau ich würde alles zerstören. Eigentlich brauchte ich es nicht zu wissen.

𝐜𝐥𝐮𝐞𝐥𝐞𝐬𝐬 - 𝗅𝗈𝗄𝗂𝗌 𝖽𝖺𝗎𝗀𝗁𝗍𝖾𝗋Where stories live. Discover now