29. Drew

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Hi, 
Ich melde mich auch endlich mal wieder. Es tut mir sehr leid, dass es so lange gedauert hat. Ehrlich gesagt, habe ich mich bei diesem Kapitel auch sehr schwergetan😬, aber ich hoffe es gefällt euch trotzdem. Viel Spaß beim Lesen.❤️

„Wenn du so weiter machst, dann kann ich dich gleich vom Boden wieder aufkratzen.", meint Oli und schaltet energisch die Geschwindigkeit an meinem Laufband herunter.

„Wir sollen uns locker warm machen und uns nicht vor dem Spiel schon vollkommen verausgaben." Belustigt zieht er eine Augenbraue nach oben, fast so als wüsste er, dass ich schon lange nicht mehr mit meinen Gedanken bei unserem bevorstehenden Spiel bin. Denn Fakt ist, dass ich seit gestern Abend ununterbrochen an Everly denke. Und wenn ich das nicht tue, dann bin ich gedanklich am Durchdrehen wegen meinem bevorstehenden Aufeinandertreffen mit meinem ehemals besten Freund.

Trotzdem hat Oli recht. Wenn ich mich jetzt schon verausgabe, bin ich fürs Team nachher nicht mehr greifbar und zuverlässig im Spiel und das möchte ich auf keinen Fall, weshalb ich die Geschwindigkeit noch ein Stück herunter drehe und in einen gemütlichen Rhythmus verfalle.

„Ich habe dich gestern Abend nicht mehr gesehen. Wie früh bist du denn gegangen?", erkundigt sich Oli, während er seine Geschwindigkeit meiner anpasst, sodass wir locker nebeneinanderher traben.

„Ja, mir ging es nicht so gut. Da bin ich lieber nach Hause gegangen und habe mich ins Bett gelegt.", antworte ich wage und versuche abzuschätzen wie viel er gestern überhaupt mitbekommen hat. Allgemein würde mich interessieren wie viele und ob überhaupt irgendjemand die Auseinandersetzung und auch später die Sache mit dem Kuss mitbekommen hat. So betrunken, wie alle aber schon nach wenigen Minuten waren, ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass allzu viele etwas bemerkt, haben

„Dann hoffe ich, dass du jetzt wieder fit bist.", meint er lächelnd und stoppt das Laufband, bevor er sich runter zu einer Trinkflasche beugt.

„Ja alles gut."

„Was weißt du eigentlich über unsere Gegner heute?" Mein Kopf schießt nach oben bei seiner Frage und ich muss ihn mehr als nur verstört anschauen, denn er versucht augenblicklich sich zu erklären.

„Das war doch dein altes Team, oder? Muss hart sein heute gegen sie zu spielen. Das Team ist so etwas wie die zweite Familie."

„Hier schon. In Chicago nicht." Jetzt sieht er mich überrascht an.

„Ist das dein Ernst?"

„Ja. Wir spielen zusammen, trainieren zusammen und ab und zu gehen wir zusammen etwas trinken. Natürlich gibt es manche Spieler, mit denen man sehr gut befreundet ist und auch privat etwas macht, aber wir kleben nicht alle auf einem Haufen. Ist das bei euch so viel anders?" Oli überlegt einen Moment, bevor er mir antwortet.

„Definitiv. Wir gehen mindestens einmal in der Woche zusammen weg, damit der Teamgeist auch in der Freizeit aufrechterhalten wird. Ich meine, die Jungs kennen mich besser als sonst irgendjemand. Und wenn einer von uns Probleme hat, dann sind die anderen da, um einem da rauszuhelfen. Ich sehe in manchen Saisons meine Mannschaftskollegen öfter als meine Familie. Gerade dann, wenn wir zu Trainingslagern fahren und Wochen zusammen unterwegs sind. Der Coach sagt immer, dass man im Spiel nicht als eine Einheit auftreten kann, wenn das außerhalb vom Spielfeld nicht auch so ist. Und er hat recht damit."

Ich denke einen Moment über seine Worte nach und erst jetzt wird mir bewusst, wie schwer Tylers Tod für jeden einzelnen von ihnen gewesen sein muss. Wenn sie wirklich wie eine Familie sind, dann kommt man über solch einen großen Verlust nicht einfach so hinweg. Und auf einmal wird mir auch die Abneigung der andere Spieler mir gegenüber klar. Ich bin der neue, der sich reindrängt und versucht jemanden zu ersetzten, der immer an ihrer Seite war. Im Grunde haben sie das gleiche Problem mit mir, wie Everly. Und schon wieder sind meine Gedanken bei ihr. Doch ich dränge sie in die hinterste Ecke, meines Verstandes und widme mich wieder Oli.

„Neue haben es dann wohl ziemlich schwer bei euch, oder?", frage ich vorsichtig.

„Normalerweise nicht. Wir nehmen jeden mit offenen Armen auf, aber du hast Recht, bei dir ist das ein wenig anders. Aber das wird schon noch. Gib den Jungs ein wenig Zeit.", meint er aufmunternd und greift nach seinem Handtuch.

„Irgendwelche Tipps, was ich machen könnte? Denn vor allem Stefan scheint mich nicht sonderlich gut leiden zu können.", sage ich vorsichtig, da ich auch niemanden vor den Kopf stoßen möchte. Oli verzieht grinsend das Gesicht.

„Stefan kann niemanden leiden, mach dir um ihn keine Gedanken. Und was den Rest betrifft: Bring dich einfach mit ein, geh abends mal mit uns weg und dann regelt sich das meiste schon von selbst. Gerade sind sowieso alle wegen des Spiels heute von der Rolle."

„Wieso das denn?", frage ich verwundert. Die UCLA und somit auch die Bruins spielen zwei Liegen höher, als die Maroons und müssten sie eigentlich locker in die Tasche stecken.

„Tyler war eine lange Zeit sehr krank und auch nach seinem Tod hatte niemand von uns den Nerv sich auf Training oder Spielanalysen zu konzentrieren. Wir trainieren seit gerad einmal anderthalb Monaten wieder. Natürlich müssten wir die Maroons locker platt machen, aber wir haben in dieser Konstellation auch noch nie gespielt und der Druck hier zu versagen ist unglaublich groß. Wenn wir gegen ein Team aus der Division 1 gespielt und verloren hätten, hätten alle gesagt: Okay, die haben eine harte Zeit hinter sich, das kann passieren. Aber so: Wir dürfen heute nicht verlieren, wenn wir wenigstens ein wenig unseren Ruf behalten wollen und auch den der Uni nicht komplett ruinieren möchten, verstehst du?"

Ich starre Oli verdattert an, da er seit geschlagenen zwei Minuten kein einziges Mal Luft geholt hat und ich ihn noch nie so viel auf einmal habe reden hören. Trotzdem leuchtet mir ein, was er mir gerade erzählt hat. Chicago hat nichts zu verlieren, während für mein neues Team alles auf dem Spiel steht. Aus diesem Grund und auch weil ich meinem ehemaligen Team absolut nichts schuldig bin, verziehe ich grinsend das Gesicht und schnappe mir mein Handtuch.

„Kannst du die anderen vielleicht anrufen? Ich glaube ich hätte, da noch ein paar Infos heute vor dem Spiel, die ziemlich hilfreich sein könnten."

Und so kommt es, dass wir die nächsten zwei Stunden damit verbringen, die Strategien meines ehemaligen Teams durchzusprechen und eigene Strategien für den Nachmittag aufzustellen.

Two broken Souls - Finding Happiness AgainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt