12. Everly

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Hi🥰
Ich habe das Lied in Dauerschleife beim Schreiben gehört und dachte mir, dass ich es hier einfügen muss. Viel Spaß beim Lesen.

Kurze Anmerkung noch: Das Kapitel hat so lange gedauert da ich nur dieses und das nächste bisher vorgeschrieben habe und aktuell durch das Studium auch nicht zum Schreiben komme🙈🥺 ich gebe mein bestes, aber regelmäßig wird es vermutlich erst im März weiter gehen. Ich hoffe ihr bleibt trotzdem weiterhin dabei und habt Spaß beim Lesen

Ich wache zum ersten Mal seit langem mit einem einigermaßen guten Gefühl auf. Der Abend, beziehungsweise die Nacht ist nicht ansatzweise so schlecht gewesen, wie ich es befürchtet hatte, auch wenn ich nicht leugnen kann, dass mein Herz um null Uhr erneut brutal zerbrochen ist.

Ein neues Jahr.

Ein Jahr ohne die wichtigste Person meines Lebens, die ich kenne seitdem ich zwei Jahre alt bin. Tyler ist nicht nur die Liebe meines Lebens gewesen, sondern auch mein bester Freund und ich bin mir noch immer nicht sicher, wie ich jetzt weiter machen soll. Auch wenn ich mir um Mitternacht fest vorgenommen habe, dass ich weiter machen werde. Das habe ich ihm versprochen und das bin ich ihm schuldig. Ich werde das Leben, das wir zusammen führen wollten für uns beide leben.

Und ich werde heute damit anfangen, indem ich endlich zu unserer Freundesgruppe zurückkehre. Ich weiß, dass alle vermutlich genauso überrascht von meiner Nachricht waren, wie ich selbst, aber ich kann meinen Freunden nicht länger aus dem Weg gehen, nur weil es Erinnerungen an ihn hochbringen könnte. Das hätte Tyler niemals gewollt und es ist meinen Freunden gegenüber nicht fair.

Allerdings scheinen sie keine Ahnung zu haben, wie sie jetzt mit mir umgehen sollen, da die erste Reaktion von ihnen auf meine Nachricht fast sechs Stunden gebraucht hat. Trotzdem habe ich mich sehr über Lukes Nachricht gefreut, der kurz geantwortet hat, dass er sich sehr freuen würde, wenn wir uns morgen auf dem Campus treffen.

Beschwingt von der Aussicht meine Freunde wieder zu sehen, stehe ich auf und springe schnell unter die Dusche, bevor ich in unsere Küche hinunterlaufe, aus der mir ein herrlicher Duft entgegenweht.

Mein Vater steht am Herd und brutzelt etwas in der Pfanne, während meine Mutter ihm dabei zusieht und sie beide über etwas lachen. Es freut mich jedes Mal aufs Neue zusehen, wie glücklich sie nach achtundzwanzig Jahren Ehe noch sind.

Auf unserem Tisch stehen noch die benutzten Gläser von gestern Abend und die Schüssel mit den Trauben. Bei dem Gedanken an unsere Silvester Tradition muss ich kichern. Drew hat mich angesehen, als wäre ich komplett bescheuert, als ich ihm verkündet habe, dass es bei uns Tradition ist, um Mitternacht zwölf Trauben auf einmal zu essen und sich dann je eine Sache für jeden Monat zu wünschen. Noch besser war aber dann sein Gesicht als meine Mutter ihm wirklich zwölf Trauben in den Mund gestopft hat. Er sah aus wie ein Hamster. Ich muss erneut kichern bei dem Gedanken daran, was meine Eltern auf mich aufmerksam macht.

„Buenos días, cariño. ¿Has dormido bien?" (Guten Morgen Liebling, hast du gut geschlafen?)

„Sí, mejor de lo que pensaba. ¿Qué huele tan bien aquí?" (Ja, besser als gedacht. Was riecht hier denn so gut?)

„Huevos rancheros.", antwortet mir mein Vater lächelnd, während meine Mutter ihm drei Teller reicht.

Mhhh. Lecker. Ich liebe Huevos rancheros, auch wenn meine Freunde bis jetzt nicht nachvollziehen könne, wie man Eier mit Knoblauch, Tomaten, Paprika und Chili zum Frühstück essen kann.

Lächelnd setzte ich mich mit meinen Eltern an unseren Küchentisch, während meine Mutter uns Kaffee eingießt und mein Vater sein Telefon mit unsere Bluetooth Box verbindet und unsere Morgenplaylist startet.

„Was hast du denn heute so vor?", erkundigt sich meine Mutter lächelnd.

„Ich treffe mich mit Josh, Luke und Livie auf dem Campus."

Augenblicklich ist es in unserer Küche so still, dass man eine Stecknadel fallen hören könnte, während Katy Perrys Stimme unnatürlich laut von den Wänden wieder hallt. Meine Eltern tauschen einen kurzen Blick aus und scheinen sehr bemüht zu sein, sich ihre Freude nicht allzu sehr anmerken zu lassen, obwohl ich genau weiß, wie erleichtert sie darüber sind, dass ich endlich auf meine Freunde zugehe.

„Und ich nehme Drew mit, damit er sich den Campus ansehen kann.", erwähne ich beiläufig, was dafür sorgt, dass die Gabel meines Vaters auf der Hälfte des Weges zu seinem Mund abrupt stoppt.

„Er scheint sehr nett zu sein.", meint meine Mutter ebenso beiläufig, obwohl ich ganz genau weiß, dass das ihre Definition von einem unauffälligen Verhör ist. Allerdings quittiere ich ihre Aussage nur mit einem Schnauben, da ich keine Ahnung habe, wie die Autofahrt mit Drew verlaufen wird und auch nicht, was meine Freunde von ihm halten werden. Mal abgesehen von Josh, der mir nach meiner Nachricht, in der ich erwähnt habe, dass ich Drew mitbringe, noch drei mögliche Outfits geschickt hat und wissen wollte, in welchem er am besten aussieht.

„Manchmal.", antworte ich meiner Mutter etwas verzögert. „Und manchmal ist er einfach nur ein arrogantes Arschloch."

„Everly, Sprache.", korrigiert mich mein Vater sofort, trotzdem kann ich ein verräterisches Zucken um seine Mundwinkel erkennen.

„Es ist sehr nett, dass du ihn mitnimmst und ihm den Campus zeigst. Das wird bestimmt großartig."

Naja, ob das großartig wird, wird sich noch zeigen. Eins steht jedenfalls fest: Wenn er sich genauso benimmt, wie beim Getränkeeinkauf sitzt er schneller auf der Straße, als er war nicht so gemeint sagen kann.

Das ist auch das Erste, was ich ihm mitteile, als ich bei ihm vor der Haustür stehe, um ihn nach dem Frühstück abzuholen.

„Keine Sorge, er benimmt sich.", meint Lilly grinsend und quetscht sich an Drew vorbei, welcher sie dabei in die Schulter boxt und lachend den Kopf schüttelt.

Keine fünf Minuten später fahre ich los und während in den ersten paar Minuten eine unangenehme Stille zwischen uns herrscht, finden wir relativ schnell ein Gesprächsthema, was dafür sorgt, dass sich die Stimmung im Auto entspannt. Drew verkneift sich sogar seine blöden Kommentare zu meinem Musikgeschmack, auch wenn ihm anzusehen ist, wie schwer ihm dies fällt.

Die Fahrt bis zur UCLA dauert nur gute zwölf Minuten und als ich mit dem Auto auf den großen Parkplatz einbiege, kann ich meine Freunde schon sehen. Luke, Livie und Josh lehnen an Joshs Auto und scheinen sich über irgendetwas zu unterhalten, fahren aber zu Drew und mir herum, als ich das Auto abstelle und vor dem Austeigen noch einen tiefen Atemzug nehme.

Und dann stehe ich vor ihnen.

Vor den Menschen, die mich immer aufgebaut haben, wenn es mir schlecht ging und die ich in der letzten Zeit einfach nur von mir gestoßen habe. Wir sehen uns einen kleinen Moment schweigend an, dann macht Livie einen Schritt auf mich zu und zieht mich in eine Umarmung, die ich sofort erwidere. Es tut so gut sie wieder zusehen und ich bin für einen kurzen Moment einfach nur glücklich. Glücklich, meine beste Freundin wieder zu sehen und meinen besten Freund, der mich jetzt ebenfalls in eine Umarmung zieht, während Josh einfach nur danebensteht und grinst.

Ich bin sogar so glücklich, dass ich für einen Moment vergesse, dass Drew ja auch noch da ist, welcher nun etwas unbeholfen neben meinem Auto steht und uns einfach nur anstarrt, als wäre ihm die ganze Situation ein wenig unangenehm.

Kein Wunder.

Er kennt außer Josh niemanden von ihnen und diesen auch nicht wirklich gut.

„Das ist Drew. Er ist vor einer guten Woche neben uns eingezogen und wollte sich das College anschauen.", stelle ich den Vollidioten schnell vor, woraufhin meine Freunde ihn lächelnd begrüßen und wir uns darauf einigen, erstmal in dem kleinen Coffeeshop, um die Ecke vorbeizuschauen.

Two broken Souls - Finding Happiness AgainWo Geschichten leben. Entdecke jetzt