13. Everly

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Hey
Ich weiß, dass das Kapitel zu einer ungewöhnlichen Zeit kommt🙈 aber ich habe gerade nicht so gute Nachrichten bekommen und brauche ein wenig Ablenkung 🙈 ich freue mich über eure Kommentare und viel Spaß beim Lesen❤

Der Kaffee schmeckt wie immer fantastisch und mir wird bewusst, wie sehr ich all das hier vermisst habe. Auch wenn es für den ersten Januar definitiv zu kalt ist, um sich draußen auf eine Wiese zu setzten, lassen wir es uns trotzdem nicht nehmen und legen uns an unserem Stammplatz ins Gras und reden über Gott und die Welt. Und trotz allem, dass Drew meine Freunde überhaupt nicht kennt, scheint er kein Problem zu haben Anschluss zu finden und beteiligt sich an unseren Gesprächen, als wäre er schon ewig Teil unserer Clique.

Es scheint ihn nicht zu stören, dass er manche Insider nicht versteht und bei manchen Dingen nicht mitreden kann, denn als das Gespräch auf Football umgelenkt wird, ist er in seinem Element und fachsimpelt mit Josh und Luke, so dass Liv und ich uns ausklinken und über andere Dinge sprechen.

Es wird wiedererwartend ein richtig schöner Nachmittag und ich merke wie gut mir die Nähe meiner Freunde tut. Nachdem wir zwei Stunden nur am Stück gequatscht haben, beschließen wir Drew ein bisschen das Unigelände zu zeigen und weihen ihn in unser Geheimnis ein, in welcher Mensa man zu welcher Zeit am besten etwas zu essen bekommt, ohne lange anstehen zu müssen. Und auch wenn Drew die ganze Zeit über wirkt, als hätte er eine Menge Spaß dabei, entgeht mir nicht, wie er sich jedes Mal versteift, wenn wir über unsere Studiengänge sprechen, und geschickt den Fragen ausweicht, was er denn studiert.

Ich habe keine Ahnung, warum er daraus ein so großes Geheimnis macht, weiß aber auch, dass es mir nicht zusteht ihn danach zu fragen. Spätestens wenn in zwei Tagen das nächste Semester beginnt, wird er nicht drum herum kommen uns zu verraten, was er studiert, da er sich wohl kaum allein an seinem ersten Tag auf dem Campus zurecht finden wird.

Plötzlich fällt mir wieder ein, wie er mir gestern erzählt hat, dass er vielleicht seinen Studiengang wechseln möchte. Vielleicht bedrückt ihn das so sehr. Jedenfalls ist Drew während der gesamten Rückfahrt ungewöhnlich schweigsam und starrt einfach nur aus dem Fenster. Es kommen nicht mal blöde Kommentare zu meiner Playlist, obwohl ich absichtlich eine meiner schrägsten für die Rückfahrt auswähle, um wenigstens irgendeine Reaktion von ihm zu erhalten.

Erst als ich das Auto in unserer Einfahrt abstelle und keine Anstalt mache auszusteigen, dreht Drew seinen Kopf zu mir herum. In seinem Gesicht spiegelt sich wider, dass gerade ziemlich viel durch seinen Kopf spucken muss, denn er sieht aus, als hätte ich ihn ziemlich aus seinen Gedanken gerissen.

„Alles in Ordnung?", fragt er mich, da ich noch immer keine Anstalt mache das Auto zu verlassen.

„Das wollte ich dich gerade fragen. Du hast kein Wort gesprochen auf der ganzen Rückfahrt.", gebe ich zurück, worauf hin ein leichtes Grinsen auf seinen Lippen erscheint.

„Die Fahrt hat gerade mal zwölf Minuten gedauert. Ich weiß nicht, ob es dir bewusst ist, aber Menschen könne auch mal für zwölf Minuten die Klappe halten. Na ja, du wahrscheinlich eher weniger."

Genervt verdrehe ich die Augen. Da will man einmal nett sein und der Blödmann hat trotzdem nichts anderes zu tun, als sich über mich lustig zu machen. Ich ärgere mich über mich selbst, dass ich ihn überhaupt gefragt und nicht einfach in Ruhe gelassen habe. Ich schnalle mich ab und greife nach dem Türgriff, um endlich aus dem Auto rauszukommen, als sich Drews Finger blitzschnell um mein Handgelenk schließen und somit verhindern, dass ich vor ihm flüchten kann.

„Flüchtest du etwa vor mir?" Hilfe, kann er jetzt auch noch Gedanken lesen? Und warum bringt mich sein neckender Tonfall nur so auf die Palme. Dieser Kerl ist echt anstrengend und leider werde ich ihn wohl oder übel noch ein wenig ertragen müssen. Also drehe ich mich widerwillig zu ihm um, ein scheinheiliges Lächeln auf den Lippen, was seinem Gesicht nach zu urteilen allerdings eher einem Horrorgrinsen ähnelt.

„Was willst du?", bringe ich bemüht ruhig hervor.

„Auf deine Frage antworten. Ich denke, es geht mir gut."

„Du denkst es geht dir gut?"

„Ich habe keine Ahnung, um ehrlich zu sein. In zwei Tagen geht das College wieder los, was mich ehrlich gesagt ziemlich stresst und ich habe keine Ahnung, wie es jetzt weiter gehen soll. Ich meine versteh das jetzt bitte nicht falsch, deine Freunde sind nett und es war wirklich lieb von euch mich heute herumzuführen, aber ich kenne hier niemanden. Mal abgesehen von einer Nachbarin, die mich nicht wirklich leiden kann." Bei seinen letzten Worten muss ich grinsen.

„Die Neue zu sein ist scheiße.", stimme ich ihm zu, da ich keine Ahnung habe, was ich sonst zu ihm sagen soll. Ich kann ihn verstehen, auch wenn ich nicht durchschaut habe, was ihn am College so zu beunruhigen scheint. Ich weiß nur, dass ich eigentlich gestresst sein müsste, da ich vier Wochen Uni versäumt habe und nicht den blassesten Schimmer habe, wie ich das alles nachholen soll und ich weiß auch, dass der erste Uni Tag nicht schön für mich werden wird, da mir hunderte Leute sagen werden, wie leid ihnen mein Verlust tut. Ich weiß, dass sie es nur gut meinen, aber ich weiß auch, dass ich die Hälfte der Leute nicht einmal kennen werde und dass Tyler sie vermutlich auch nicht wirklich gekannt hat.

Das ist der Nachteil, wenn dein Ehemann eine Footballlegende auf dem Campus ist. Viele von Tylers Mannschaftskameraden kenne ich gut, da sie enge Freunde von ihm waren und ihn auch später oft im Krankenhaus besucht haben, aber es gibt einige, die einfach nur gehofft haben, mit ihm befremdet sein zu könne, damit ein Teil seiner Bekanntheit auf sie übergeht. Solche Leute sind keine echten Freunde und von solchen brauche ich auch keine Beileidsbekundungen. Wären sie seine Freunde gewesen, wären sie zu seiner Beerdigung gekommen.

„Hast du Erfahrung damit?", holt mich Drew aus meinen Gedanken und ich kann nicht erklären wieso, aber auf einmal ist in mir der Wunsch da, ihm zu erzähle, warum ich mich so fühle, als wäre ich die Neue auf dem College.

„Ich werde übermorgen Erfahrung damit machen, genauso wie du."

Drew zieht verwundert eine Augenbraue nach oben: „Ich dachte, du studierst hier schon seit zwei Jahren."

„Ja, das tue ich auch.... die Neue irgendwo zu sein, bedeutet, dass du von allen angestarrt wirst, als wärst du ein Objekt. Irgendetwas furchtbar interessantes, was jeder kennen lernen möchte. Du kriegst unzählige Fragen gestellt, auf die du selbst keine Antwort weißt und auch keine geben möchtest. Ich schätze das erwartet mich übermorgen." Ich brauche einen kurzen Moment, um Luft zu holen, bevor ich weiterspreche. Aus irgendeinem Grund möchte ich, dass er mich versteht.

„Ich habe dir doch erzählt, dass ich verheiratet war." Drew hebt überrascht den Blick und nickt dann langsam. Er hat wohl nicht erwartet, dass das Gespräch in diese Richtung verlaufen wird.

„Er war ebenfalls an der UCLA. Footballspieler, so wie du. Er..." Ich breche ab und schnappe nach Luft. Selbst jetzt, vier Monate später fällt es mir immer noch genauso schwer darüber zu sprechen, wie direkt nach seinem Tod.

„Er ist tot."

Drew zieht neben mir scharf die Luft ein. Da ich ihn auf keinen Fall ansehen kann, ohne die Kontrolle zu verlieren, drehe ich meinen Kopf Richtung Fenster und sehe hinaus. Ich weiß gar nicht, was ich ihm noch darüber erzählen soll. Auf der einen Seite gibt es so viel, was Tyler und mich und unsere Beziehung ausgemacht hat, dass ich Jahre darüber reden könnte. Auf der anderen Seite fühlt es sich falsch an, solche Momente mit einer Person zu teilen, die ich seit vier Tagen kenne.

Aus diesem Grund drehe ich meinen Kopf zurück zu Drew und starre geradewegs in seine braunen Augen, in denen sich Entsetzten wieder spiegelt. Ich weiß nicht, was er gedacht hat und ob er es nicht vielleicht schon vermutet hat, aber trotzdem wirkt er überrascht.

„Das tut mir leid. Wirklich.", seine Stimme klingt leise, doch ich glaube ihm. Ich weiß, dass sein Mitgefühl aufrichtig ist, weswegen ich ihm ein leichtes Lächeln schenke und nicke, bevor ich seine Finger vorsichtig von meinem Handgelenk löse und die Autotür öffne.

Two broken Souls - Finding Happiness AgainWhere stories live. Discover now