Kapitel 8

6 0 0
                                    

Ich glaube kein Mensch mag Montage. Ich habe das Gefühl im Morgenverkehr sind die Autofahrer montags noch verrückter als sowieso schon. Und ich mochte auch diese hektische Unruhe im Lehrerzimmer nicht, die Montag morgens immer herrschte. Jeder muss immer noch Sachen zusammensuchen, die über die freien Tage liegen geblieben waren. Was mich betrifft so muss ich mich in der Regel von einem ereignisreichen Wochenende erholen. Meistens brauchte ich an diesem Wochentag noch ein paar Tassen Kaffee mehr.

Ich kämpfte gerade mit dem Drucker in unserem Lehrerzimmer, um ein paar Arbeitsblätter für die erste Stunde auszudrucken. Natürlich beschloss der Drucker genau in diesem Moment, ein paar technische Aussetzer zu haben. Nieten wie ich, die sich mit Technik überhaupt nicht auskennen, können in solchen Fällen eigentlich nichts anderes machen, außer heulen zu gehen.

Ich wollte dem Drucker gerade einen heftigen Tritt mit meinem Fuß geben, als Dean neben mir auftauchte. Klasse.

„Guten Morgen Katelynn. Wie ich sehe, bist du schon fleißig an der Arbeit. Das ist sehr gut. Du hast bestimmt eine Minute Zeit in mein Büro zu kommen, ich muss dir noch ein paar Unterlagen geben."

Nein hatte ich nicht. War das so schwer zu sehen. Der Drucker funktionierte wieder einmal nicht, ich brauchte die Unterlagen für meine erste Stunde und ich war soeben wieder zu einer Privataudienz mit dem Chef persönlich eingeladen. Konnte ein Montag eigentlich noch besser werden.

Aber man musste das Positive sehen: Schlimmer konnte es nicht mehr kommen.

Da ich sowieso keine andere Wahl hatte, folgte ich Dean in sein Büro.

In seinem Büro angekommen, kam ich gleich auf den Punkt: „Also, was gibt es so Wichtiges? Ich muss nämlich dringend noch ein paar Sachen für meine erste Stunde erledigen."

„Ich wollte dir schon einmal die Testbögen für die Lernstandserhebungen geben, die ja morgen stattfinden", sagte Dean, während er sich zu einem Schrank hinter seinem Schreibtisch umdrehte und dort offensichtlich nach den Unterlagen suchte.

„Kannst du sie mir nicht einfach morgen geben? Ich bin mir sicher, sie sind hier in deinem Büro besser aufgehoben als an meinem vollgekramten Schreibtisch im Lehrerzimmer."

„Wieso? Willst du damit etwa sagen, dass du nicht darauf aufpassen kannst?", fragte er mit einem herablassenden Unterton.

„Nein, da habe ich nicht ..."

„Gut, dann gibt es ja kein Problem", unterbrach er mich, während er einen Stapel Papiere aus einem Fach des Schrankes hervorholte.

„Hier sind die Prüfungsbögen", sagte er und drückte mir den Stapel in die Hand, „du kannst dich ja schon einmal reinlesen, um dich vorzubereiten."

Ich blätterte kurz einen Bogen durch, um mir einen groben Überblick zu schaffen. Dabei blieb mein Blick an einer Aufgabenstellung hängen.

„Dieses Themengebiet haben wir noch nicht einmal behandelt", merkte ich an, „wie sollen sie das schaffen, wenn wir es noch nicht einmal durchgemacht haben."

„Dir wird schon etwas einfallen. Deshalb habe ich dir die Unterlagen auch schon heute gegeben, dann kannst du die Klasse noch dementsprechend darauf vorbereiten."

„Ich kann dieses Thema nicht einen Tag vorher anfangen. Das wird sich nie im Leben ausgehen. Dafür ist das Kapitel zu kompliziert, als dass ich es in einer Stunde auch nur ansatzweise erklären könnte.

„Ich will, dass unsere Schule zu den besten des Landes gehört. Deshalb brauche ich auch gutausgebildete Schüler. Im landesweiten Vergleich liegen wir schon sehr weit vorne. Ich würde es gerne noch steigern. Aus diesem Grund habe ich auch nur die qualifiziertesten Lehrer in meiner Schule."

„Das kann ich ja verstehen, aber ich glaube trotzdem nicht, dass das schaffbar ist."

„Wie gesagt: Lass dir was einfallen. Außerdem bist du sowieso immer so gut, in allem was du machst", sagte er und kam dabei einen Schritt auf mich zu, „du wirst mir schon ein herausragendes Ereignis besorgen."

Nun war er direkt vor mir. Er streckte seine Hand aus und streifte meinen Nacken. „Ich weiß, dass du alles für mich tun wirst", sagte er, „oder sollte ich besser sagen tun musst", sagte er nun mit einem Grinsen. Mir wurde wieder einmal fast schlecht. Ich wollte einfach nur hinaus.

„Ich werde sehen, was ich tun kann", brachte ich schnell hervor, „ich muss mich jetzt auf den Unterricht vorbereiten."

Ich riss mich los von ihm und ging mit schnellen Schritten raus aus seinem Büro.

„Hey Katelynn, alles ok? Du siehst ein bisschen verstört aus", hörte ich Veronika hinter mir rufen. Ein bisschen war gut. Da ich aber schnell weiter musste, da ich meine Unterlagen noch immer nicht ausgedruckt hatte, rief ich ihr nur schnell über meine Schulter ein „Jaja, alles gut!" zu.

Zum Glück hatte ein anderer Kollege scheinbar das Problem beim Drucker behoben, so dass ich zumindest meine letzten Vorbereitungen für den Unterricht machen konnte. Auch wenn ich gerade überhaupt nicht in der Stimmung war zu unterrichten.

Dear Mr. PresidentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt