Kapitel 6

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„Und deshalb müsst ihr in diesem Satz das Pretérito imperfecto verwenden und nicht das Pretérito perfecto compuesto", erklärte ich gerade den letzten Beispielsatz einer Übungsaufgabe.

Dann läutete es auch schon zu Ende der Stunde.

„Zu Hause macht ihr noch das nächste Beispiel fertig", versuchte ich noch zu erwähnen, bevor alle den Raum verließen, „und denkt daran, dass dieses Thema bei den jährlichen Lernstandserhebungen abgefragt werden können, die in zwei Wochen stattfinden."

Ja, ich hatte es endlich - mit ach und krach - geschafft, einen Termin dafür zu finden. Ich packte meine Sachen zusammen und verließ die Klasse. Auf dem Weg im Gang warf ich kurz einen Blick auf mein Handy. Ich sah, dass Jane mich angerufen hatte. Gut, ich würde kurz meine Sachen an meinen Schreibtisch abwerfen, um dann draußen auf dem Hof in Ruhe mit ihr telefonieren zu können.

Auf dem Weg zum Lehrerzimmer rechnete ich schon wieder mit dem Schlimmsten, aber zum Glück begegnete ich Dean nicht. Und auch nicht als ich mich auf dem Weg raus machte Richtung Hof.

Draußen angekommen, wählte ich gleich Janes Nummer.

„Guten Morgen!", kam es auch nach dem zweiten Läuten von Jane.

„Es ist halb zwei."

„Egal. Heute Abend wieder feiern?"

„Sicher, bin dabei."

„Super, ich hab die anderen auch schon gefragt, sie kommen auch."

„Toll."

„Alles ok?"

„Ja sicher doch."

„Wieder Stress mit einer gewissen Person?", hackte Jane nach. Ihr entging aber auch nichts. Mir kam es wieder fast hoch, als ich an heute Morgen dachte.

„So etwas in der Art, erklär ich dir dann am Abend."

„Ok, du schaffst das schon. Wir sehen uns später."

„Ja, bis später."

Dann legten wir auf. Ok, Tag gerettet, die Ablenkung am Abend konnte ich nun echt gut gebrauchen. Ich ging wieder rein, um meine Sachen zu holen. Zum Glück war das heute meine letzte Stunde gewesen und ich hatte aus.

Im Lehrerzimmer traf ich nur auf vereinzelte Kollegen, da die meisten schon wieder in einer Stunde waren. Erfreulicherweise traf ich auch nicht auf Dean. Nach der Aktion heute Morgen wäre ich mir auch nicht sicher gewesen, ob ich ein weiteres Aufeinandertreffen überstanden hätte. Genau deshalb machte ich mich auch schnell auf den Weg nach draußen, denn ich musste mein Glück ja auch nicht überstrapazieren.

Draußen auf dem Weg zum Parkplatz lief ich einigen meiner Schüler über den Weg, die auch gerade Unterrichtsende hatten. Während sie auf ihre Busse warteten, riefen sie mir „Auf Wiedersehen!" zu.

Auch wenn mich mache Sachen unheimlich reizten, mochte ich meinen Beruf wirklich. Ich mochte es in einem guten Verhältnis zu meinen Schülern zu stehen und ein gutes Verhältnis mit ihnen zu haben.

Ich sah mich noch kurz um, bevor ich in mein Auto stieg und wegfuhr. Nachdem ich aus der Straße herausfuhr, in der die Schule sich befand, schlängelte ich mich in den starken Verkehr, der sich immer um diese Uhrzeit bildete. Es störte mich aber nicht. Stattdessen drehte ich meine Lieblingsmusik laut auf und wiegte meinen Kopf im Rhythmus dazu. Langsam bekam ich wieder bessere Laune. Außerdem freute ich mich auf heute Abend. Mit meinen Freundinnen, in der Disko ... das Übliche halt. Und das war gut. Das war perfekt.

Als ich daheim war, bereitete ich mir schnell etwas zu Essen, damit ich mich dann noch schnell einige Arbeiten erledigen konnte. Ich musste noch einige Aufsätze korrigieren und noch eine Kleinigkeit für meine Stunden morgen vorbereiten.

Nachdem ich fertig war, warf ich mich noch etwas auch meine Couch, um noch ein wenig zu lesen. Ich las gerade irgendeinen Roman, der angeblich ein Klassiker in der spanischen Literatur sein soll. Ich hatte ihn im Sommer während eines Roadtrips durch Spanien entdeckt. Ich weiß noch nicht genau, um was es gehen soll, aber ich glaube die Protagonistin wird von ihrer Mutter geschlagen, weil sie keine Jungfrau mehr ist ... Ach keine Ahnung.

Nachdem ich eine Weile gelesen hatte, schweiften meine Gedanken ab. Zu dem, was heute passiert war. Was war eigentlich sein Problem? Wieso ließ er mich nicht endlich in Ruhe.? Ich musste mich schnell zwingen, an etwas Anderes zu denken. Zum Glück hatte im Laufe meines Lebens gelernt, nichts an mich ranzulassen.

Der Bass der Musik ertönte laut über die Tanzfläche. Meine Freundinnen und ich bewegten uns wie immer wild dazu. Und natürlich sahen wir wie immer extrem sexy aus. Ich hatte mich diesmal für ein einfaches, kurzes schwarzes Kleid entschieden. Dazu hatte ich schwarzen Eyeliner aufgelegt und trug roten Lippenstift.

„Hier sind unsere Getränke!", schrie Brianna, um trotz der Musik gehört zu werden. Sie kam gerade von der Bar mit unseren Getränken. Wie immer war es ein Kampf, sich durch die Menge durchzudrängeln.

Nachdem Brianna uns die Getränke gereicht hatte, warf sie einen kurzen Blick auf ihr Handy und fing an zu lächeln.

„Ich soll euch von Shawn schöne Grüße ausrichten. Er wünscht uns einen schönen Abend und sagt, dass er das nächste Mal auch wieder einmal mitkommt."

Ich wunderte mich jedes Mal immer wieder. Brianna konnte alles machen, was sie wollte. Für Shawn schien alles immer in Ordnung zu gehen. Wie konnte das gehen? Keiner hat doch hundertprozentige Freiheit in einer Beziehung. Man hat immer irgendwelche Einschränkungen. Das war auch der Grund, warum ich auf sowas auch verzichten konnte.

„Cheers!", rief Jane. „Cheers!", riefen daraufhin wir anderen und stießen in der Mitte mit unseren Gläsern zusammen.

Während wir tanzten und uns ausgelassen zum Takt der Musik bewegten, bemerkte ich am anderen Ende der Tanzfläche schon einen jungen Mann, der mir auch bereits Blicke zuwarf und mich zwischendurch leicht anlächelte. Und ja, er gefiel mir ... Das würde wieder eine lustige Nacht werden ...

Dear Mr. PresidentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt