Pläne für die Zukunft | 8

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Ein weiterer Blitz erhellt kurz die Ländereien. In der Ferne sah Tom eine Figur, die gegen den Wind ankämpfte und offensichtlich den Pfad runter zum See, zu ihm eingeschlagen hatte. Augenblicklich verschwand das Grinsen von seinem Gesicht und machte einem Ausdruck kalkulierter Langeweile Platz. Langsam nahm er seinen Stab vom Dunklen Mal, steckte ihn ein und rollte dann seinen Ärmel wieder runter, ehe er auch den Ärmel seiner Schulrobe wieder runter gleiten ließ.

Mit hinter dem Rücken verschränkten Händen schaute er demjenigen entgegen, der sich ihm im Laufschritt näherte. Es dauerte nicht lange, bis ein weiterer Blitz die Ländereien erhellte und er Abraxas erkannte. Natürlich. Er hätte Hermine in seinen Test einweihen sollen und mit ihr eine Wette abschließen. Wenn sie auf irgendwen anders als Abraxas getippt hätte, sie hätte verloren. Natürlich war er es, der als erstes zu seiner Seite geeilt kam.

Schwer atmend, die blonden Haare wild und nass am Kopf klebend, kam Abraxas vor ihm zu stehen. Tom richtete sich noch etwas mehr auf und wartete. Für einen Herzschlag schaute Abraxas ihn nur keuchend an, dann schien er sich zu erinnern. In einer flüssigen Bewegung sank er zu Boden, seine rechte Faust auf die Brust gelegt, den Kopf gesenkt.

„Mein Lord." Obwohl er außer Atem war und der Sturm um ihn toste, waren seine Worte klar und ruhig.

Tom schenkte ihm keine weitere Beachtung. Er war zufrieden, dass Abraxas als erster hier aufgetaucht war. So oft er ihm auch misstraute, wenn es um Hermine ging, so sehr wusste er doch, dass Abraxas ihm treu ergeben war. Und heute hatte er das wieder einmal bewiesen. Erwartet, und deswegen keiner Bemerkung würdig, und doch eine Erleichterung.

Es dauerte nur wenige Minuten, bis auch die anderen, denen er das Dunkle Mal gegeben hatte, erschienen. Als zweites erschien Dolohow, gefolgt von Rosier und Mulciber, die beinahe gleichzeitig eintrafen. Sie alle sanken sofort mit einem deutlich hörbaren „Mein Lord" vor ihm zu Boden und harrten dort aus, scheinbar unbeeindruckt vom Regen und Wind.

Lestrange traf als letzter ein, leichenblass und hektisch atmend. In seinen Augen stand lodernder Hass, doch auch er sank vor Tom zu Boden, kniete sich in das matschige Gras, senkte den Kopf. „Mein Lord."

Für einen Augenblick genoss Tom das Bild, das sich ihm bot. Fünf junge Männer knieten vor ihm im Dreck, hielten Kälte und Regen aus, und warteten darauf, dass er ihnen erlaubte, sich wieder zu bewegen. Er musste kämpfen, um nicht in lauten Lachen auszubrechen. Genau so sollte es sein. Genau so sollte die ganze Welt ihm begegnen. Demütig im Dreck. Sollten sie doch untereinander alle ihre bedeutungslosen Kämpfe um Macht und Einfluss austragen. Hier, vor ihm, waren ihre Familien, ihre Namen, nichts wert.

„Ihr dürft euch erheben."

Sie zögerten keine Sekunde. Beinahe synchron standen alle fünf auf und blinzelten ihn durch den Sturm an. Kopfschüttelnd sah er sie an. „Seid ihr Zauberer?"

Er sah den Blick, den sie sich alle kurz zuwarfen, offensichtlich irritiert von seiner Frage. Bevor sie die Möglichkeit hatten, ihre eigene Intelligenz noch weiter zu untergraben, fügte Tom hinzu: „Warum steht ihr hier im Regen wie dumme Muggel?"

Es war Dolohow, der als erstes begriff. Mit einem Schwenk seines Zauberstabes und einem leisen Murmeln imitierte er den Spruch, den auch Tom benutzte, um den Regen auszusperren. Abraxas machte es ihm augenblicklich nach, und dann schienen auch Lestrange, Mulciber und Rosier zu begreifen, was Tom gesagt hatte. Als sie schließlich alle vom Wetter geschützt waren, drehte Tom sich um und ging mit langsamen, gezielten Schritten den Pfad entlang, der um den See führte.

„Ihr habt mir heute eure Treue bewiesen, indem ihr meinem Ruf gefolgt seid, ohne mich in Frage zu stellen." Tom wählte seine Worte bewusst. Sie sollten spüren, dass es nur Vorteile brachte, wenn sie ihm absoluten Gehorsam gaben. „Trotz des Wetters, trotz eurer persönlichen Umstände seid ihr gekommen. Ich danke euch dafür. Insbesondere du, Abraxas, hast dir heute meine Anerkennung verdient."

Reue III - Vergiss Mein NichtWhere stories live. Discover now