Kapitel 12

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*pov Joko*

Wenn dir alles egal ist, hast du das Gefühl die Zeit vergeht so langsam wie noch nie und Gleichzeitig rennt sie nur so an dir vorbei. Ich habe das Gefühl ich laufe in einem endlosen Meer aus grauem Nebel ohne Ausweg. Ich bin Gefangen in ihm. In mir. Und ich finde keinen Ausweg.  Am Anfang haben meine Freunde noch versucht mich zu Therapeuten zu schicken, ihn zu suchen oder mich aufzumuntern. Ich weiß das sie für mich da sind, aber gerade kann mir keiner helfen. Ich fing auch nach ein paar Monaten an zu trinken. Viel. Zu viel. Ich versuchte meine Probleme wegzusaufen. Eigentlich versuche ich es immer noch. 

Als ich heute nach Hause gekommen bin habe ich gar nicht mehr gemerkt wie ich nach der Weinflasche gegriffen haben. Langsam beuge ich mich nach vorne und nehme mein Handy in die Hand. Mir ist schwindelig aber der Wein hilft mir auch ihn zu vergessen. Es ist Februar. Fast ein Jahr her seit ich Klaas das letzte mal gesehen habe. 9 Monate und doch ist nichts passiert. Nur Schmerz und Kummer.

4.2./ 23.53 Uhr

J: Ich glaube Klaas hat mein Herz mitgenommen als er verschwunden ist.

Ich habe nicht den blassesten Schimmer an wen diese Nachricht geht. Und es ist mir auch egal. Alles ist mir egal. Mein Handy klingelt. Es ist immer noch der gleiche Ton den Klaas mir irgendwann mal eingestellt hat.  Ein melodisches klingeln was mich bei ihm immer zur Weißglut gebracht hat. Ich weiß nicht ob er es wirklich mochte oder mich einfach ärgern wollte aber er hat ihn nie geändert und schließlich auch für mich eingestellt. Mein Handy ist in die Ritze des Sofas gerutscht und ich greife danach. Eine fremde Nummer hat mir geschrieben. Über SMS.

Unwillkürlich muss ich auflachen. Es ist aber ein trockenes und freudloses lachen. Nur Klaas hat noch SMS verwendet. Alles scheint mich an ihn zu erinnern und es tut noch genauso weh wie damals.

Joko, Wir müssen reden. Komm so schnell wie möglich nach Hamburg. Ich warte am Bahnhof auf dich. K-

Durch den Alkohol benebelt lese ich den Text immer wieder, doch egal wie ich ihn drehe und wende er ergibt keinen Sinn. Ist das etwa.... Nein das kann nicht sein und ich sollte mir wirklich keine Hoffnungen machen. Aber dieses klitzekleine Fünkchen Hoffnung, tief in meinem inneren wird immer größer. Und ich hasse mich dafür. Nicht schon wieder will ich enttäuscht werden. Nach allem was ich durchgemacht habe, kann ich einfach nicht mehr. Und doch vermisse ich ihn so stark das ich mich an diesen kleinen Hoffnungsschimmer klammere mit aller Kraft die ich noch übrig habe.

Ich weiß nicht mal warum ich nicht frage ob er es ist. Ich packe einfach mein Handy, meine Kopfhörer und mein Portemonaie und verlasse das Haus. Ich rufe mir ein Taxi, buche per App eine Fahrkarte für die schnellste Verbindung nach Hamburg. Es rast alles nur wie in einem Film an mir vorbei und ich bekomme nicht viel mit. Irgendwann sitze ich endlich an meinem gebuchten Platz. Sofort stecke ich mir meine Kopfhörer in die Ohren.

Seit dem Urlaub mit ihm habe ich keine Musik mehr gehört, weil ich das Gefühl hatte das mich jedes Lied an ihn erinnert. Eigentlich ist es mir egal was ich jetzt höre also gehe ich einfach auf das Shuffle Symbol.

My heart's a stereo
It beats for you, so listen close
Hear my thoughts in every no-ote

Das Lied hatte Klaas mal halb ironisch auf unsere Sommer Playlist getan. Ja, wir hatten eine Playlist zusammen. Nicht nur eine. Viele. Ich habe es geliebt sie zu hören. Das Lied wurde aus irgendeinem Grund der Soundtrack des letzten Sommer und plötzlich erinnere ich mich wieder an jedes Detail. Klaas und ich, knutschend am Strand mit diesem Lied auf den Ohren. Ich spule das Lied immer wieder zurück und merke wie mir die Tränen die Wangen runterlaufen. 

And turn me up when you feel low 
This melody was meant for you 
Just sing along to my stereo 

Und als ich in den Hamburger Bahnhof einfahre, weiß ich plötzlich ganz genau das er da sein wird.

<3

Say that you love meWhere stories live. Discover now