Kapitel 35

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Als jemand laut meinen Name rief, riss ich die Augen auf. Es war Kie, die ihre Hand auf meinen Arm gelegt hatte, um mich wach zu rütteln. Die Haarsträhne, welche mir die Sicht auf einem Auge bedeckte, wischte ich mir mit der rechten Hand unsanft weg. "Was ist los Kie?", murmelte ich verschlafen. "Pope hat einen Schlüssel gefunden". "Und jetzt?", fragte ich verwirrt. "Nach diesem Schlüssel hat Limbrey auch gefragt. Pope sagte, sie war verrückt nach dem". Neugierig sass ich auf. "Und was machen wir jetzt mit dem?" Bevor Kie mir antworten konnte, hörten wir es draussen rattern. Mit einem fragenden Blick sahen wir uns an und liefen zur Tür raus. 

Draussen konnten wir John B auf uns zukommen sehen. "John B", rief Kie ungläubig und fiel ihm glücklich in die Arme. Ich tat es ihr gleich. "Wie bist du raus gekommen?" Auf einmal kamen auch die Jungs aus dem Vorgarten und rannten zu uns. Bevor sich Maybank ebenfalls auf seinen besten Freund stürzte, musterte er mich kurz. Sein Blick liess mich weich werden und doch brach ich den Blickkontakt schnell ab. 

"Wo ist Sarah?" fragte John B, als er seine Freundin nirgends entdecken konnte. "Wir haben sie auch länger nicht mehr gesehen". "Sie sollte jeden Moment kommen. Ich habe vorhin mit ihr geschrieben", sagte ich zu John B. Dieser zog die Augenbrauen zusammen, kommentierte aber nichts weiteres dazu.

Tatsächlich kam Sarah wenige Minuten später unten am Bootssteg an. Jedoch wurde sie von Topper begleitet. Ich sah, wie sich John B's Miene veränderte. Trotzdem nahm er sie sofort in die Arme, als sie aus dem Boot stieg. Kurze Zeit später wendete sich Sarah wieder Topper zu. "Danke Topper, für alles". Er lächelte sie kurz  an, behielt jedoch John B im Augenwinkel. "Ich denke ich schulde dir was", meinte der Pogue zum Kook. Topper winkte ab. 

Später sassen wir alle zusammen im Garten. Aus mir unerklärlichen Gründen sassen John B und Sarah nicht nebeneinander. Vielleicht hatte sich noch etwas am Steg ereignet, als ich mit Pope bereits hochgegangen bin. 

"Die haben Rafe's Fingerabdrücke auf der Waffe gefunden. Als der Haftbefehl auf ihn ausgestellt wurde, liessen sie mich gehen", erzählte uns John B die Kurzfassung seiner letzten Stunden. "Endlich verhaften sie diesen Bastard", kam es von JJ. "Leute, da ist noch was Anderes", meldete sich Pope plötzlich zu Wort. "Ich habe einen Schlüssel in der Wohnung meiner Grandma gefunden. Als wir in Charleston waren, hat sie die ganze Zeit von so einem Ding geredet, doch ich hatte keine Ahnung was sie meinte. Nun, hier ist er". Er nahm einen alt aussehenden Schlüssel hervor. "Und was bringt der uns jetzt?" "Das müssen wir noch herausfinden".

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Am späteren Nachmittag hängte ich mit Sarah gelangweilt im Garten. Eine frustrierte Kiara gesellte sich zu uns. "Was ist los?", fragte ich sie. Sie zuckte mit den Schultern. "Mit Pope läuft es irgendwie gerade nicht so". "Da kann ich mit John B nur zustimmen". Mein Kopf drehte sich zur in der Hängematte liegenden Sarah. Plötzlich kamen die genannten Teufel mit JJ angestürmt. "Wir müssen los, mein Dad wurde angegriffen". Innerhalb weniger Minuten waren wir mit dem Twinkie zu Heyward gefahren. 

Während Sarah den blutenden Arm von Pope's Dad verband, erzählte er was passiert war. "Ein Mann ist gekommen und hat etwas von einem Schlüssel erzählt. Er meinte, ich müsse ihm sagen, wo sich dieser befindet". Pope holte den Gegenstand aus seiner Hosentasche. "Er meinte diesen Schlüssel". "Pope" kam es von Heyward erschrocken. "Tut mir leid Dad, ich hätte ihn dir schon früher zeigen sollen". "Wenn ich schon von so einem Arschloch attackiert werde, will ich auch wissen für was. Geh rausfinden was es damit auf sich hat, Sohn". "Aber wo soll ich anfangen?" "Vielleicht weiss deine Grandma etwas davon. Schliesslich war der Schlüssel in ihrer Wohnung", sagte ich. "Gute Idee".

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Gesagt, getan fuhren wir nachdem Pope's Dad versorgt war zu Pope's Grossmutter. Die Fahrt verlief dank der angespannten Stimmung zwischen gewissen Personen relativ schweigend. Erleichtert atmete ich auf, als wir unser Ziel schon nach wenigen Minuten erreicht hatten. Gerade als Kie sich an Pope hängen wollte, hielt er sie auf. "Ich glaube ich gehe besser alleine". "Bist du sicher?" Er nickte und drehte sich um. Enttäuscht sah Kie ihm hinterher. Tröstend strich ich ihr über die Schultern. "Lass ihm Zeit", murmelte ich leise neben ihr. Dabei wanderte mein Blick auf JJ, als wollte ich mich selber von meinen Worten überzeugen. 

Viele Minuten später kehrte Pope zu uns zurück. Er sah aufgewühlt auf. "Können wir bitte fahren?", murmelte er nur und stieg ohne weiteres in den Wagen. "Eyey Sir", sagte John B und setzte sich hinters Steuer. 

In der Nähe von Heyward's Laden liefen wir zu einem Bootshaus. Dort offenbarte uns Pope schliesslich, warum er so drauf war. "Ich bin verwand mit Denmark Tanny". Uns allen klappten die Kinnladen runter. "Wie bitte?" "Was?" "Bist du jetzt ein Lord?" Wir alle sahen zu JJ. Er zuckte mit den Schultern. "Kann ja sein. Lord von Tannyhill". Die letzten Wort sprach er mit einem Akzent aus und verbeugte sich gleichzeitig. Wir alle begannen zu schmunzeln. 

"Da ist noch was. Der Schlüssel führt zu einem Kreuz. Es soll auch auf der Royal Merchant gewesen sein". "Dann wissen wir jetzt, was wir zu tun haben", sagte John B und klopfte seinem Freund auf die Schultern. "Aber haben wir überhaupt eine Ahnung, wo das Kreuz sein könnte?", fragte Sarah. 

Gerade als Pope ihr antworten wollte, tauchte Renfield und die alte Frau auf. "Limbrey", sagte Pope überrascht. "Hallo Pope". "Wie konntest du das meinem Dad antun", rief Pope wütend und wendete seinen Blick auf Renfield. "Der alte Mann wollte nicht reden". Gerade als Pope sich auf den Idioten stürzen wollte, schnappten John B und JJ ihn an den Armen. "Beruhig dich Pope". 

"Ich weiss, dass du den Schlüssel hast. Gib ihn mir", verlangte Limbrey. "Niemals". "Renfield holte eine Schachtel hervor. "Das wird deinen Freund endgültig aus dem ganzen Verfahren rausziehen". Pope sah stur zu Boden.

"Okay". John B trat hervor und holte den Schlüssel aus seiner Hosentasche. Ich versuchte, mir die Verwirrung nicht ansehen zu lassen, denn ich wusste, dass Pope den richtigen Schlüssel haben musste. "Vernünftige Entscheidung", kommentierte Renfield. John B legte den Schlüssel in die Hand der alten Frau. "Danke. Ihr habt uns sehr geholfen".

Wir alle blieben stumm, bis die beiden nicht mehr zu sehen war. Danach drehte sich Pope mit einem grossen Lachen auf den Gesicht um. "Wer hatte den diesen Einfall?", fragte Kie. John B legte die Arme und JJ, welcher sich übertrieben streckte. "Bist also doch für etwas gut", sagte Sarah lachend. 

"Keine Sorge Pope. Wir lassen nicht zu, dass uns wieder irgendwelche Idioten den Schatz wegnehmen". 

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