Kapitel 34

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In einem schnellen Tempo fuhr ich mit dem Twinkie zurück zu John B. Dort stand bereits der Truck von Heyward, mit dem Kie und Pope vorhin unterwegs waren. Ich sprang aus dem Van und schlug die Türe zu. Danach ging es ins Haus.

"Was hast du dir dabei gedacht?", sagte Kie, als sie mich entdeckte. "Ich konnte nicht einfach hier warten". "Konntest du sehr wohl. Wieso musst du nur immer gleich die Chance ergreifen, der Polizei direkt in die Arme zu laufen?" "Kie", mahnte ich sie leise. Sie seufzte und legte schliesslich den Arm um mich. "Ich bin nur froh, dass wir nicht erwischt wurden". Nachdem ich ihr kurz aufmunternd über den Rücken gestrichen hatte, erhob ich mich wieder von der Couch, auf welche ich mich vor wenigen Sekunden gesetzt hatte.  

Ohne gross Fragen zu wollen, sah ich mich um, mit der Hoffnung, den blonden Pogue irgendwo herumschleichen zu sehen. "Er ist unter der Dusche", beantwortete Pope meine nicht ausgesprochenen Gedanken. "Mhh", kam es nur von mir. 

Um ein wenig Ruhe zu bekommen, verzog sich Kie mit mir zusammen zum Bootssteg. Während sie an einen Pfosten lehnte, lag ich auf dem Rücken am Boden und hielt die Augen geschlossen. Ich genoss den leichten Wind und die Sonnenstrahlen, welche auf mein Gesicht fielen.

"Wie geht es weiter mit John B?", fragte ich Kie. Nach einem lauten Atemzug antwortete sie, dass sie es nicht wüsste. "Wir müssen die Polizei davon überzeugen, dass es Ward war". "Aber wie denn?" fragte Kie wütend. "Keine Ahnung", gab ich erschöpft zu. 

"Anderes Thema, wie läuft es mit Pope?" Mein Gegenüber zuckte mit den Schultern. "Mal so, mal so". "Das heisst?", zog ich meine Frage lang, was Kiara zum schmunzeln brachte. "Eigentlich gut. Wir haben aber manchmal einfach andere Meinungen". "Soll vorkommen". Kiara's Blick wendete sich geradeaus in Richtung Haus und stand dann auf. "Ich gehe zurück, bleib du ruhig noch ein wenig". Ohne darüber nachzudenken, wieso sie plötzlich verschwinden wollte, murmelte ich ein "Okay", und schloss wieder die Augen. 

Ihre immer weiter entfernende Schritte vibrierten auf dem Steg, bis sie schliesslich ganz verschwanden. Doch nur wenige Augenblicke später, kehrten sie zurück. Nur diese Schritte waren langsamer und fühlten sich schwerer an. Ein warmer Schauer lief mir den Rücken hinunter und ich wusste ganz genau, wer sich mir annäherte. 

"Konntest wohl nicht lange ohne mich, was?" erklang seine Stimme. Ich öffnete die Augen und setzte mich auf. JJ sprang auf einen Balken und legte auch seine Beine hoch. So war er ein gutes Stück höher als ich. Trotzdem hatte ich keine Absicht, aufzustehen. 

Ich kniff die Augen zusammen, da die Sonne mich blendete. "Wie konntest du abhauen?" "Ich bin gerannt, schnell gerannt", antwortete ich ihm. Ein paar stille Minuten folgten.

"Eines Tages wird Shoupe fühlen, was er uns allen angetan hat", hörte ich JJ auf einmal murmeln. Ich sah zu ihm nach oben. "Willst du jetzt etwa einen Polizisten umbringen und gleich lebenslänglich in den Knast?" "Ich werde sowieso eines Tages da landen, also wieso nicht gleich jetzt?" Nun setzte ich mich doch auf und lehnte mich an das Gelände, auf dem JJ sass. Danach folgte ein nicht wirklich begeisterter Blick. JJ seufzte und lehnte seinen Kopf zurück an den Holzstamm.  

"Wieso erzählst du immer solche Scheisse?", murmelte ich in Gedanken versunken. "Ich erzähle nur die Wahrheit", kam es als Gegenargument. Kopfschüttelnd stand ich auf und nahm JJ die Zigarette weg, welche er gerade anzünden wollte. 

"Was wolltest du vorhin genau erreichen?" "Was?" "Als wir dich rausholen mussten. Du hast dich der Polizei beinahe selbst ausgeliefert". Mit einer angespannten Körperhaltung sprang er vom Balken und kam vor mir auf die Beine. Das Adrenalin pumpte in meinen Venen.

"Sollte ich lieber zusehen wir JB im Knast verrottet?" "Nein, aber wir hätten uns gemeinsam etwas ausdenken können", sagte ich fast schon ein wenig verzweifelt. "Das Einzige was euch in den Sinn kommt ist auf bessere Zeiten zu warten", kam es genervt von JJ. Seine Augen wanderten in der Umgebung hinter mir umher, so als wollte er mich absichtlich nicht in seinem Blickfeld haben. 

"Wow, also echt", sagte ich nun ebenfalls aufgewühlt. JJ fuhr sich durch die blonden Haare und sah mich dann an, nur um dann zu fragen: "Wars das?" Eine Welle der Aufregung über sein Verhalten überkam mich. "Das wars". "Gut". "Gut", wiederholte ich während er sich abwendete und sich aus dem Staub machte. "Idiot", sagte ich und dachte, dass er es nicht mehr hören würde - falsch gedacht, denn als Reaktion darauf zeigte er mir den Mittelfinger. 

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Am späteren Abend hatte sich JJ irgendwo hin verzogen, was mich im Moment wenig interessierte. Ich verbrachte den Sonnenuntergang mit Pope und Kie. Zur späten Stunde verabschiedete ich mich von den beiden und zog mich auf die Couch in John B's Hütte zurück. Sobald ich damit fertig war, kurz durch mein Instagram Profil zu scrollen, legte ich das Handy unter das Kopfkissen und schloss meine Augen. 

Aufwecken tat mich das Geräusch einer schliessenden Türe. Nach einem kurzen Kontrollblick konnte ich blondes Haar in der Dunkelheit aufblitzen sehen. Schnell legte ich mich wieder gerade hin um schlafend zu erscheinen. Ich presste die Augen aufeinander, um ja nicht von ihm bemerkt zu werden. Ich konnte seine Schritte näher kommen hören. Eine kühle Hand strich mir über die Waden. Über meinen ganzen Körper breitete sich eine Gänsehaut aus und ein wohlwollendes Prickeln staute sich bei meinen besonderen Körperstellen an. Mit zusammengebissenen Zähnen versuchte ich mein Bein nicht wegzuziehen, denn das würde Verdacht schöpfen. Ich hielt so lange den Atem an, bis sich die Hand entfernte. Die kühle Luft konnte ich jedoch auch ohne Haut an Haut Berührung noch spüren. Als sich die Schritte wieder entfernten, sperrte ich die Augen auf. Nun lag ich hellwach da und konnte nur noch an eines denken, ihn. Doch mein Stolz war zu gross, jetzt aufzustehen und nachzugeben. So leicht würde ich es ihm nicht machen. 

ADDICTEDWhere stories live. Discover now