Kapitel 12

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Eine Viertelstunde später hielt der Twinkie vor dem Restaurant von Kiaras Eltern. Ohne ein weiteres Wort zu erwähnen, lief JJ in das Gebäude. Langsam aber sicher machte er mich mit seinem kühlen Verhalten wütend.

"Da seid ihr ja endlich", kam der Begrüssungskommentar von Pope. Er und Kiara warteten bereits. Überraschenderweise wartete auch John B auf uns. "John B", stiess ich aus und fiel ihm um den Hals. "Wie geht es dir?"

"Es geht mir soweit gut. Ausser meinem Arm habe ich mich glücklicherweise nicht verletzt. Es gibt jedoch noch etwas anders, was ich euch sagen muss". "Und das wäre?" John B holte tief Luft. "Ward Cameron ist jetzt mein Vormund. Wäre er nicht gewesen, wäre ich jetzt vermutlich beim Jugendamt". "Bist du jetzt ein Kook ja?" "Halt die Klappe JJ. Ich werde immer ein Pogue sein".

Danach griff John B auf die laufende "Schatzsuche" zurück. "Der Typ muss bekifft gewesen sein, als er diese Karte gezeichnet hat", warf JJ ein. Tatsächlich waren die Linien auf dem grossen Stück Pergament unpräzise und nicht korrekt gezeichnet. "Die Insel hat sich mit der Zeit verändert". "Seht mal da". Pope zeigte auf eine nicht erkennbare Linie. "Das ist eine Mauer. Wenn wir diese finden, müssten wir eigentlich direkt bei unserem Ziel sein".

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Gesagt, getan fuhren wir auch schon wenige Minuten später los. So gut wie es ging befolgten wir den eingezeichneten Weg auf der Karte.

Nach ein, zwei falschen Wegen fanden wir tatsächlich so eine Art Mauer. Sie war unter dem vielen Efeu versteckt, weshalb sie nur schwer zu finden war. Als ich aus dem Twinkie stieg, entdeckte ich ein grosses altes Haus gleich hinter der Mauer. "Nicht das Craine Haus", murmelte Jon B. "Was ist das Craine Haus?", fragte ich. "Anscheinend hat die Alte den Kopf ihres Mannes hier auf dem Grundstück begraben", antwortete mir JJ, während wir langsam auf das Haus zugingen. "Oh", war das Einzige, was mir in diesem Moment einfiel.

Langsam und möglichst leise schlichen wir uns zusammen in den Vorgarten des grossen Hauses. "Wir müssen nach dem Wasser bei den Weizen suchen, so wie es in dem Brief stand", sagte John B, als wir alle nahe beieinanderstanden. "Wir teilen uns auf".

Kiara machte sich als erstes auf den Weg. Wir anderen verteilten uns ebenfalls. Ich suchte westlich des Hauses und sah mich mit klopfendem Herzen um. Nach den Geschichten, die erzählt wurden, wollte ich dieser Frau nur ungern begegnen.

"Kommt mal her, ich habe da was gefunden", rief John B uns leise zu. Erleichtert nicht mehr allein sein zu müssen, folgte ich John B's Ruf. Als ich am entdeckten Ort ankam, konnten wir durch eine alte Tür in eine Art Keller gelangen. Eine kalte Gänsehaut lief mir über die Haut, als ich die alten Puppen sah, welche überall rumlagen.

"Seht ihr hier irgendwo Wasser?", fragte Pope und leuchtete mit der Taschenlampe durch den verlassenen Raum. "Nichts", murmelte JJ.

Während wir von elenden Mücken gequält wurden, fing Pope plötzlich an die erhöhten Holzbanken vom Boden zu entfernen. "Pope, sei leise, was machst du da?", fragte Kiara. "Helft mir mal", sagte dieser. Mit vereinten Kräften hoben wir die Holzbanken von der Erhöhung weg und zum Vorschein kam ein tiefer dunkler Brunnen. "Wir haben das Wasser gefunden", sagte JJ. "Wir werden ein richtig langes Seil brauchen", bemerkte John B schmunzelnd.

Freudig klatschen wir uns ab, wobei ich das Gefühl hatte, dass JJ mir extra aus dem Weg ging. "Wie wäre es mit einer Party heute Abend? Morgen, wenn wir alle Materialien bereit haben, holen wir unser Gold". "Bin dabei", kam es von allen Seiten. Nur JJ blieb stumm und hielt seinen Blick stur auf den Boden gerichtet. "Okay", murmelte ich mit einer aufkommenden Wut.

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Sobald wir mit dem Twinkie zurückgefahren waren, kümmerten sich Kiara und ich um die Drinks, welche wir in einem Laden in der Umgebung billig bekamen. Mir würde der Abend sicher gut tun.

Und um diesen noch besser zu machen, rief ich Sarah an und fragte sie, ob sie ebenfalls kommen würde. Ich versprach ihr ebenfalls zu erzählen, wieso ich vom Haus der Camerons weg musste. Sobald ich diesen Satz erwähnte, sagte sie zu.

"Ist alles okay bei dir? Du bist so still", fragte mich Kiara auf dem Rückweg. "Alles in Ordnung. Ich bin nur ein wenig müde, dass ist alles". "Also dann, aufwachen Gia. Jetzt wird gefeiert", munterte sie mich auf. Ich lachte und liess mich von ihrer guten Laune mitziehen.

Da wir beschlossen, die Party am Stand zu machen, liefen Kiara und ich direkt zu unserem Zentrum. Dort stellten wir unsere alkoholischen Getränke auf mehrere grosse Bierfässer.

Sobald die Sonne unterging, stiessen immer mehr Leute dazu. Die meiste Zeit verbrachte ich mit Kiara und fremden Jugendlichen. Zusammen spielten wir mehrere Trinkspiele, bei denen ich mit Kiara im Team fast jedes verlor. Wir einigten uns darauf, dass Kiara alle Shots trank, da ich möglichst clean bleiben wollte. Doch trotz allem Widerstand trank ich schlussendlich doch noch ein wenig mit. Anders als Kie war ich aber nicht total besoffen.

"Hey Sarah", rief ich meiner Freundin zu. Auf ihrem Gesicht erschein ein Lächeln. Sobald sie bei mir angekommen war, umarmte ich sie. "Alles gut bei dir?", fragte sie mich sofort. Ich nickte mit einem Schluckauf. Dies machte Sarahs Grinsen nur noch grösser. "Du bist ja schon bestens versorgt. Wenn es okay für dich ist, mache ich mich auf die Suche nach John B", sagte sie mir laut ins Ohr, da die Musik atemberaubend laut war. Ich nickte, da ich sowieso gleich darauf von Kie gerufen wurde.

"Gia?" "Was Kie?", lachte ich. "Kommst du tanzen?" "Klar". Schon wurde ich an der Hand auf die Tanzfläche gerissen. Obwohl ich nur wenige Shots gehabt habe, bemerkte ich den Alkohol, welcher durch mein Blut floss. Er liess mich passend zum Beat über die Fläche tanzen und nahm mir gleichzeitig jegliche Emotionen und Gefühle.

Alles war so weit okay, als ich plötzlich einen blonden Haarschopf aufblitzen sah. Einen kurzen Moment hielt ich inne, um zu sehen, was JJ gerade trieb. In der gleichen Sekunde wünschte ich, dass es so nie passiert wäre.

Ich sah ihn und ein anderes Mädchen. Eine böse Vorahnung überkam mich. Sie tanzten eng umschlungen. Er hatte seine Hände weit unter der normalen Grenze und sie hing wie eine Verrückte an seinen Lippen.

Als könnte mein Kopf es nicht fassen, starrte ich einfach nur in seine Richtung. Das Schlimmste jedoch war, dass er es nicht einmal bemerkte. "Gia, alles okay bei dir?", rief mir Kiara zu und schüttelte mich einmal durch. Im ersten Moment war ich nicht fähig, eine zutreffende Antwort zu finden. Mein Kopf versuchte die tausend Gedanken zu sortieren.

Er kann haben, wer immer er will. Wir sind nicht zusammen.

"Gia", schrie Kiara wiederholt neben mir und holte mich auf die elende Party zurück. Da ich auf einmal das bekannte brennen im Rücken spürte, sah ich mich noch ein letztes Mal um und starrte direkt seine kühlen, blauen Augen. In ihnen zweigte sich Verlangen aber heraus stach: Reue.

Sofort wendete ich mich ab und lief ohne ein weiteres Wort davon. Kiara, welche wieder nach mir rief, liess ich kalt stehen. Mein Inneres wollte nur noch etwas. Alkohol und weg von ihm.

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An der Bar schnappte ich mir die offene Flasche Vodka und ignorierte die Kommentare dazu. Mittlerweile mehr oder weniger betrunken strauchelte ich den Weg zu John Bs Hütte rauf. Hinter mir hörte ich seine Stimme nach mir rufen. Ich ignorierte ihn, bis ich auf einmal herumgerissen wurde.

Vom Schwung fiel mir die Flasche aus der Hand und zerbrach in hunderte von Glassplittern. "Bist du bescheuert?", sagte ich wütend und wollte mich danach gleich wieder abwenden. "Warte". Ich lachte spöttisch auf. "Ganz sicher nicht". Doch sein Griff um meinen Arm wurde nicht leichter. Im Gegensatz hielt er mich nur noch fester fest. Voller Wut versuchte ich mich zu befreien. "Lass mich los, lass mich los", schrie ich ihn wiederholt an. "Es tut mir leid okay?" Ich zuckte mit den Schultern. "Ist mir egal. Mach was du willst". JJ sah mich ernst an und legte seine Hand an meine Wange. Schnell drehte ich den Kopf weg. Als sein Griff ein wenig leichter wurde, konnte ich mich endlich losreissen. Mit einem letzten Blick starrte ich ihn an. Darunter waren tausende Gefühle verborgen. Doch schlussendlich war es immer meine Wut, welche siegte.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen drehte ich mich um und lief direkt in das Haus von John B. Ich zuckte kurz zusammen, als JJ auf irgendwas ein boxte und dabei ein Fluch ausstiess.

ADDICTEDWhere stories live. Discover now