Kapitel 9

2.7K 77 0
                                    

Am nächsten Tag wurde ich vom geknarzte des Holzboden wach. Sobald ich die Augen aufschlug, machte ich sie gleich wieder zu, da alles so hell war. Stöhnend fasste ich mir an die Stirn. Höllische Kopfschmerzen plagten mein Gehirn. Was hatte ich gestern denn gemacht?

Plötzliche Filmrisse zogen auf einmal an mir vorbei. Das Trinkspiel, die Fragen. Ich habe ihnen allen erzählt, was wirklich bei mir abging. "Neinneinnein", murmelte ich frustriert. Doch das Kopfkino ging noch weiter, genauer gesagte so lange, bis ich mich wieder erinnern konnte, dass ich mit JJ rumgemacht habe und schliesslich mit ihm eingeschlafen bin. Sofort sah ich zur Seite, welche leer war.

Langsam setzte ich mich auf dem Bett auf und sah an mir hinunter. Immer noch trug ich das kaputte Kleid von gestern mit JJ's Hemd um die Hüfte. Frustriert stöhnte ich auf. Ich brauche dringend etwas Neues zu anziehen. So kann ich nicht bei den Camerons auftauchen.

Mit dieser Entschlossenheit lief ich leise aus dem Zimmer. Da sich weder JJ noch sonst irgend jemand im Wohnzimmer befand, versuchte ich mein Glück draussen im Garten und fand wie konnte es auch anders sein, JJ Maybank vor. Lange überlegte ich, wie ich ihn am besten ansprechen könnte, denn ich wusste nicht, wie unser Verhältnis wegen letzter Nacht war.

"Morgen", rief er mir plötzlich zu. Ertappt starrte ich ihn an. "Hey". "Im Schrank in der Küche hat es Tabletten gegen die Kopfschmerzen, falls du welche brauchst". Der Typ konnte echt Gedanken lesen.

"Brauch ich nicht", sage ich, um nicht wie ein Anfänger zu wirken. JJ nahm ein Zug seines Joints. "Hat Kie vielleicht etwas zum anziehen hier? Ich kann so nicht zurück zu den Camerons". "Keine Ahnung, aber du kannst dir etwas von mir nehmen. Es sollten noch ein paar Shirts mit kurzen Trainerhosen im Zimmer liegen. "Danke" sagte ich knapp und zog mich zurück in das Zimmer, aus dem ich mich erst gerade entfernt hatte.

Tatsächlich fand ich eine graue, kurzgeschnittene Trainerhose, welche mir aber trotzdem bis zu den Knien reichte. Das braune Shirt rollte ich so auf, dass man nicht merkte, wie lang es eigentlich war. Nach dem Anziehen der Kleider hielt ich kurz inne und roch seinen Duft, welcher durch die Kleider übertragen wurde. Überraschenderweise fühlte ich mich gut dabei, sogar sehr gut. Schnell band ich meine Haare mit einer schnellen Bewegung zu einem wilden Dutt zusammen.

"Gia?", ertönte Kiaras Stimme auf der anderen Seite der Tür. "Hey Kie, komm rein". Sie trat durch die Tür hinein und zog als erstes mal ihre Augenbrauen hoch. "Was?" "Was hast du da an?" Fast schon verlegen sah ich sie an. "Ist da etwas, was ich wissen sollte?", fragte sie mich und verschränkte die Arme spielerisch vor der Brust. "Nein, da ist nichts". Doch Kiara's Blick wurde ich nicht los. "Ich habe ihm etwas für seine Verletzungen gegeben. Dadurch ging mein Kleid kaputt und er hat mir etwas von seinen Sachen gegeben, da nichts von dir hier war".

"Aber ich habe doch Sachen hier. Schliesslich ist das mein zweites zu Hause". "Was?", fragte ich verwirrt. "JJ wusste sicher, dass ich ein paar Klamotten hier habe. Er hat dich verarscht", sagte Kiara und begann zu kichern.

"Dein Ernst?" Sie nickte. Dieses Arsch, regte ich mich über ihn auf. Ohne unentdeckt zu bleiben lief ich aus dem Zimmer und riss die Fischertüre zum Garten auf. JJ alberte gerade mit Pope rum, als ich auf ihn zulief.

"Maybank, warum lügst du mich an?" rief ich ihm zu und blieb mit wenig Abstand vor ihm stehen. Wütend starrte ich den grinsenden Pogue an. "Wollte nur mal sehen, wie du in meinen Sachen aussiehst. Ziemlich gut übrigens". Ich stiess ein wütendes Schnauben aus. "Mach das nie wieder!" Er hob lachend die Hände.

"Hey Leute", begrüsste uns John B und kam aus dem Haus gesprungen. "Wo warst du die ganze Nacht?", fragte JJ und stiess John B mit den Schultern an, welcher ihn gleich wieder zurück schubste.

"Ist Sarah auch da?", frage ich ihn und versuchte meine derzeitige Laune betreffend einer gewissen Person zu verstecken. "Ja, sie wartet drinnen". Mit einem Nicken schloss ich mich aus der Jungs Gruppe aus und lief ins Haus zu den Mädels.

"Sarah, hi", begrüsste ich meine entfernte Verwandte und mittlerweile gute Freundin. "Hey Gia". Dann stutzte sie und ich ahnte, was jetzt kommen würde. "Was trägst du denn da?" "Dein, tut mir leid, bescheuerter Bruder hat sich an den Pogues vergriffen. Ich musste das Kleid opfern, tut mir echt leid Sarah". Fast schon erschöpft atmete sie aus. "Kein Ding. Ich weiss auch nicht, wieso er John B und seine Freunde nicht ausstehen kann".

Im selben Moment gesellte sich Kie ins Wohnzimmer und starrte Sarah an. Ihre Haltung versteinerte sich. Keine Sekunde später wurde die Türe von Pope geöffnet. Hinter ihm folgten John B und JJ. "Das kann ja was werden", murmelte JJ zu Pope und zog ihn auf die Couch wenige Meter von mir entfernt.

"John B, was soll das hier?", beklagte sich Kie. "Du kannst auch direkt zu mir sprechen Kiara, ich bin hier", mischte sich Sarah ein. "Was wenn ich nicht mit dir reden will?" Sarah zuckte mit den Schultern. "Jetzt musst du". "John B, was macht sie hier?", wendete sich Kie nochmals an ihren besten Freund. "Kie, beruhig dich. Ich habe Sarah von unserer Sache erzählt. Sie wird uns die Karte der Insel besorgen. So kommen wir dann an das Gold der Royal Merchant". Das brachte das Fass bei Kie zum überlaufen. "Du hast es ihr erzählt?" "Sollt er etwa nicht?", kam es wieder von Sarah.

Während die beiden wild durcheinander redeten, versuchte John B sie zum schweigen zu bringen.

"Haltet die Klappe", schrie er schliesslich, was ihm endlich die erwünschte Ruhe einbrachte. "Kie, du bist meine beste Freundin". Diese warf ihm einen genervten Blick zu. "Und Sarah, du bist... Mit dir bin ich zusammen". "Das ist Neu", kam ein Kommentar vom Sofa. "Es muss doch ein Weg geben, wie ihr das zusammen schaffen könnt". "Wenn sie dazukommt bin ich raus", setzte Kie ihrem Freund eine klare Grenze. Danach sprang sie vom Geländer und verliess die Terrasse.

"Ruf an wenn du dich entschieden hast". Sarah begab sich zur Türe der Hütte. "Gia?" Ich sah auf. "Komme". Mit wenigen Schritten gelang ich zu ihr. "Wir sehen uns", verabschiedete ich mich und warf nochmals einen Blick Richtung Sofa, wo bereits der musternde Blick des blonden Pogues auf mich wartete.

ADDICTEDWhere stories live. Discover now