Kapitel 21

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Sobald sich JJ wieder beruhigt hatte, liess ich ihm seinen Freiraum, indem ich mich zurückzog. Erschöpft legte ich mich in dem abgedunkelte Zimmer auf das Bett. Sobald ich und meine Umgebung zur Ruhe kamen, übernahm Stille die Atmosphäre.

Nach einigen Minuten ohne mich überkommende Müdigkeit wurde mir bewusst, dass ich auf ihn wartete, den meine Augen wollten sich nicht schliessen. Doch ich Haus selbst war es ungewöhnlich leise. Ich horchte in die Dunkelheit - Nichts. Kein knarzen des Holzbodens oder das schlagen einer Türe waren zu hören. Enttäuscht lehnte ich mich wieder gegen das Kissen und probierte trotz unserer aktuellen Lage, etwas Schlaf zu ergattern. Nach wenigen Minuten ging mein Wunsch in Erfüllung und ich konnte endlich mal seit langem richtig einschlafen.

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Bei Tagesanbruch wachte ich schlaftrunken auf. Nach nur wenigen Stunden Schlaf konnte ich meine Augenringe förmlich spüren, doch es war mir egal, denn in Wirklichkeit ging es mir noch mieser als gestern. Es ist immer so. Erst nachdem man einen Nacht über ein grosses Ereignis geschlafen hatte, kam die Realisation, das Erkennen einer grossen Veränderung. Nun, in meiner Situation befanden sich zwei Menschen weniger in meinem Leben. Zwei Menschen, die in kürzester Zeit zu den wichtigsten meines Lebens geworden waren.

Erschöpft fuhr ich mir durch die verknoteten Haare und raffte mich währenddessen auf. Ohne ein Ziel vor Augen zu haben, verliess ich das Zimmer, in das JJ diese Nacht kein Schritt über die Türschwelle gemacht hatte. Auch jetzt war er weit und breit nicht zu sehen.

Ich schleppte mich selbst zum Kühlschrank und holte da ein Erdbeer-Yogurt hervor. Ohne wirklichen Hunger begann ich dies alleine zu essen. Wenige Sekunden später allerdings hörte ich ein Auto vorfahren. Ich vermutete, dass es sich dabei um Kie handelte.

Wie erwartet tauchte Kiara mit Pope im Wohnzimmer auf. "Hey Gia, alles in Ordnung bei dir?", kam Kie auf mich zu. Ich zuckte mit den Schultern. "So wie mans nimmt". "Wo ist JJ?", fragte Pope, während er sich im Haus umsah. Wieder ein Schulterzucken meinerseits. "Zuletzt habe ich ihn gestern Abend gesehen", antwortete ich dann wahrheitsgemäss. "Er treibt sicher wieder seine JJ-Sachen". Kie machte den Kühlschrank auf und nahm eine kühle Wasserflasche in die Hand. Gerade als sie einen Schluck von dieser nehmen wollte, hielt sie inne, da ihr Smartphone einen Benachrichtigungston von sich gab. Ein kurzer Blick darauf und ein "Oh oh", folgte. "Was?" "Ich glaube ich weiss wo JJ ist", sagte sie und hielt uns das Handy entgegen. Darauf erschien eine Nachricht von einer fremden Nummer in einem Gruppenchat. "Blondie ist wieder hier und macht Stress. Topper, beweg dein Arsch zu Figure Eight".

"Wieso bist du in so einem Gruppenchat?", fragte ich Kie erstaunt. "Ich war früher auf einer Schule für Kooks und mit diesen Vollidioten in einer Klasse", bekam ich die knappe Antwort von Kie, während diese bereits aufgesprungen war und zum Twinkie lief. Mit einem kurzen Blick zu Pope huschten wir ihr hinterher. "Wo sind sie überhaupt?", fragte Pope die mir auf der Zunge liegende Frage. "Ich weiss ganz genau, wo sie sind", murmelte Kiara nur und setzte sich ans Steuer.

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Nach einer rasanten Fahrt kamen wir bei einem grossen, luxuriösen Gebäude an. Ich nahm an, dass es ein Restaurant oder ein Hotel war. Schnell stieg ich aus dem Wagen aus, welcher Kie direkt an der Strasse parkiert hatte. Zusammen mit den anderen beiden lief ich auf die Kooks zu, welche mit dem Rücken zu mir standen. Kiara nahm mich mit der Hand an meinem Arm ein wenig zurück und bedeutete mir, dass sie das regeln würde. Durch eine kleine Lücke konnte ich JJ mit blutender Nase sehen. Trotz seiner Verletzung lachte und provozierte er Kelce, welcher vor ihm stand, noch mehr. Gleich nachdem er einen weiteren Schlag kassierte, torkelte er nach hinten. "Ich glaube JJ ist betrunken", murmelte ich zu den Anderen. "Natürlich ist er das. Er verarbeitet seinen inneren Schmerz nicht wie wir oder andere Menschen. Immer wenn bei ihm etwas passiert, was ihm nicht gut tut, macht er solche Scheisse", sagte Pope und ich glaubte, Wut in seiner Stimme hören zu können.

"Hey", rief Kie dann zu den Kooks, welche ihre Köpfe zu uns drehten. Kelce, Rafe und Topper, welcher anscheinend schneller war als wir, kamen mir bekannt vor. Zwei andere Jungs waren dabei, deren Namen mir unbekannt war. "Lasst ihn in Ruhe, ihr seht doch dass es ihm nicht gut geht", begann Kie mit ihren Friedensplan. Sie erntete dafür bloss ein sarkastisches Lachen von Rafe, welcher dann auf sie zu ging. "Kie, schon lange nichts mehr von dir gehört", sagte er. Im Augenwinkel bemerkte ich, wie Pope sich anspannte.

"Lasst ihn gehen", wiederholte Kiara und sah Rafe direkt in die Augen, um ihm zu zeigen, wie ernst sie die Sache meinte. "Ich denke nicht, nein", sagte ihr Gegenüber lachend. Als er noch näher auf sie zu ging und Kie bereits den Rückwärtsgang eingeschaltet hatte, stürmte Pope an mir vorbei und stürzte sich auf den Kook. "Pope", rief ich ihm nach, doch es war bereits zu spät. Die beiden prügelten aufeinander ein, während Kelce und Topper sich weiter mit JJ beschäftigten.

Ohne genauer nachzudenken rannte ich zu JJ, welcher mittlerweile am Boden kniete und stellte mich vor ihn. "Hört endlich auf", schrie ich die beiden Kooks an. "Geh mir aus dem Weg Pogue", war der einzige Kommentar, welcher Kelce mir zurief. "Gia", stöhnte JJ und wollte mich am Arm von den anderen beiden weg reissen. Alles was mir dazu einfiel, war Kelce eine Ohrfeige zu verpassen. Erst danach wurde mir bewusst, was ich gerade getan hatte; nämlich einem wütenden Typen eine verpasst zu haben. Topper, der neben mir zu lachen begann und etwas von "das hätte ich lieber nicht getan" murmelte, richtete seinen Blick von mir zu seinem Kollegen, welcher jetzt noch wütender aussah. Ohne jegliche Chance musste ich zusehen, wie Kelce mich am Arm packte und neben JJ auf den Boden schmiss. Knurrend stemmte JJ sich auf und rannte Kelce um, sodass sie beide zusammen umfielen. So schnell wie es ging, rappelte ich mich wieder auf und sprang zu Topper, welcher sich wieder einmischen wollte.

"Was ist hier los?", zerriss auf einmal eine laute Stimme eines Mannes den Krieg zwischen Kooks und Pogues. Rafe liess von Pope ab, welcher mit blutender Lippe auf dem Boden lag. Auch Topper liess seine Finger von mir, wenn auch nicht ganz so sanft wie gewünscht, denn er liess mich plötzlich los, wobei ich infolge das Geleichgewicht verlor und mit den Knien auf dem Boden aufschlug. Die einzelnen Kieselsteine, welche zur Dekoration im geschnittenen Gras versteckt waren, bohrten sich in meine Haut.

"Nichts Sir, wir mussten nur etwas klären. Ist alles in Ordnung", übernahm Rafe das Reden. Der Security-Mann, welcher sehr wahrscheinlich zu diesem luxuriösen Gebäude gehörte, nickte, wartete aber, bis die Kooks sich von uns entfernt hatten. Jedoch bevor sie dies taten, richtete Rafe seinen Blick nochmals zu uns, diesmal war ich es, die er ins Visier nahm und sagte: "Wir sehen uns Pogues". Unseren Übernamen spukte er förmlich aus. Danach machten sie sich aus dem Staub.

Ich drehte mich zu JJ, welcher sich hinter mir wieder auf die Beine gekommen war. Doch bevor ich etwas sagen konnte, fiel mir Pope ins Wort. "Sag mal hast du sie noch alle?" "Pope", versuchte Kiara ihren Freund zurückzuhalten, doch dieser schlug nur ihre Hand weg. "Was hast du dir dabei gedacht?" schimpfte Pope laut auf JJ ein. Dieser legte seine Hände an die Stirn und versuchte das Gerede seines Freundes zu ignorieren. Ich kannte das Gefühl nur zu gut.

"Er ist Schuld dass John B jetzt weg ist Pope. Denkst du ich lasse ihn einfach so davonkommen? John B war auch dein Freund. Dass du überhaupt noch daran denken kannst, einfach weiter zu machen, als wäre nichts passiert", kam es auf einmal von JJ. Aus seiner Stimme konnte man seine Trauer deutlich herausfiltern.

"Du kannst dich nicht immer volllaufen lassen, nur weil etwas passiert. Ich vermisse John B auch, aber das was du hier abziehst, ist einfach unnötig". JJ trat ein paar kleine Schritte zurück und schüttelte schmunzelnd den Kopf. Das war zu viel.

"Macht was ihr wollt, ich bin raus", sagte JJ und ich konnte die Enttäuschung gegenüber seines Freundes in seinen Augen erkennen. "Hey", murmelte ich und hielt ihn an der Hand zurück. Er zuckte zusammen und riss seine Hand dann aus meiner. "Lass es". Mit diesen Worten lief er davon.

ADDICTEDWhere stories live. Discover now