Chapter 26 „Escape"

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„Life tried to crush her, but only succeeded in creating a diamond."

„Gib mir mal bitte die Haarspange.", Kyle stand gebückt mit dem Rücken zu mir gedreht vor der Tür und streckte seine Hand aus. Schmunzelnd löste ich die Klammer und drehte mir die daraufhin in das Gesicht fallende Strähnen zu einem Knoten auf dem Kopf. „Du kennst mich wirklich zu gut, Kyle.", seufzend überließ ich ihm diese und er antwortete nur zynisch, dass ich niemals ohne meine Haarspangen aus dem Haus gehen würde. Was auch stimmte. Zwar waren meine eher langweilig braunen Haare relativ glatt, doch verirrte sich schnell mal hier und da eine nervende Locke in mein Gesicht.

Ein Klacken riss mich aus der Spielerei mit meinen Haaren, zu der ich ohne die Spangen leider auch neigte. „Diese Tür ist verdammt gut gesichert", schnaufte Kyle, „doch auch sie hat eine Schwachstelle. Nämlich das Alter." Ich ging näher ran und beobachtete, wie er ein Stück Rost von der Tür abgebrochen hatte, was es ihm möglich machte, die Tür mit der Haarklammer von außen zu öffnen. Jedenfalls dachte ich das. „Ivy, meine Hände sind für dieses Loch zu groß, du musst das machen."

Skeptisch nahm ich die Klammer und führte meine Hand durch das bedrohlich kleine Loch, doch es passte. Wenn ich auch angst hatte, am Ende ohne meinen Arm hier raus zu spazieren. Ich bog die Klammer so, dass sie in das Schloss passte. Nach einigen Minuten hatte ich den ersten Pin gelöst. Dank WikiHow und viel Langeweile wusste ich, dass ein normales Schloss normalerweise aus fünf Pins bestand. Allerdings konnte ich bei Mateo mit acht rechnen.

Am Ende lag ich auch nicht falsch, der Schweiß lief mir schon die Stirn hinunter und in meinem rechten Arm befand sich wahrscheinlich zu wenig Blut doch ich biss meine Zähne zusammen und hielt durch. Nach dem neunten Pin geriet ich in Panik, wie viele sollten noch kommen? Die Haarklammer war nicht unendlich lang und davon konnte ich auch fast nichts mehr sehen. „Halt durch Ivy, gleich ist es durch.", Kyles Motivation von der linken Seite nervte eher, als das es mir half.

Schlussendlich war ich mit meinen Fingern schon am Ende angekommen, doch ich musste noch den letzten Pin, den meine Haarklammer ertastete lösen. Also sprang ich über meinen Stolz von schönen Fingernägeln und rammte meinen Nagel tief, zu tief in das Schloss. Ich ignorierte das einsetzende Brennen sondern sah nur, wie das Schloss mit einem Mal aufsprang. Erleichtert zog ich von außen an der Klinke und holte meinen in Mitleidenschaft gezogenen Arm wieder zu mir. Definitiv gequetscht.

Kyle umarmte mich kurz und stieß die Tür dann komplett auf. „Keine Zeit, Ivy. Wir müssen echt weiter, sonst wird das richtig knapp.", kommentierte er nur und packte mich- zum Glück am linken Arm- und zusammen rannten wir in den Gang.

Die weißen Fliesen, der chemische Geruch. Eigentlich alles wie davor. „Wo lang?", fragte Kyle mich. „Woher soll ich das wissen? Die Tür zu Mateos Haus ist mit Touch ID gesichert, das wird nichts, wir müssen einen anderen Weg finden.", fieberhaft suchte ich mir Alternativen im Kopf zusammen.

„Versuchen wir es hier.", aufgesetzt selbstsicher schlug ich irgendeine Richtung ein. Schnell liefen wir den Gang entlang. Unsere Füßen schlugen zu laut auf den Fliesen auf, doch ich versuchte die aufkommende Panik nicht zuzulassen. An der Kreuzung angekommen, wo ich wusste, dass es links zu Mateos Haus führte, ich ging in die andere Richtung. Ein Mafiaboss hatte unter der Erde bestimmt noch viel mehr Möglichkeiten sich zu entfalten und vielleicht ganz vielleicht auch woanders einen Ausgang zu finden.

Kyle neben mir keuchte, ich schaute ihn an, er sah nicht gut aus. Wir mussten schnellstmöglich einen Ort finden, um ihn zu kurieren. „Wo ist dein Kartell? Können sie uns abholen?", Kyle zog überrascht die Augenbrauen hoch und antwortete: „Nein, das hier ist nicht unser Gebiet, aber sobald wir in einem Flugzeug sitzen, fliegen wir in Sicherheit."

Er schüttelte den Kopf und ich ließ das Wort Sicherheit mal unkommentiert. Auch weil ich mit der Orientierung beschäftigt war. Komischerweise wurde der chemische Geruch stärker, besser gesagt richtig übel. Ich zog meinen Pullover über den Mund und sah Kyle fragend an.

„Drogenlabor. Ganz eindeutig. Es muss echt nicht weit entfernt liegen. Und wenn das Labor existiert, dann existiert auch nicht weit weg ein Ausgang.", Kyle grinste voller neuer Hoffnung und beschleunigte seine Schritte.

Ich allerdings fand das ganze nicht so toll. Was vielleicht auch an dem immer stärker werdenden Geruch lag, der meinen Magen umdrehen ließ. Kyle griff nach meiner Hand und drückte sie ermutigend. Ich drückte seine zurück. So war es schon immer gewesen. Diese enge Bindung, auch ohne Worte. Vielleicht vertraute ich ihn deswegen, auch wenn er mich belogen hatte. Vielleicht aber auch, weil ich auch nicht immer ehrlich gewesen war.

„Hier.", er blieb vor einer weißen Tür stehen, die fast in der weißen Wandfarbe untergegangen wäre.

Er drückte vorsichtig an der Klinke. Offen. Mein Bauch krampfte.

Er presste sich hindurch.

Sein Kopf erschien wieder und er grinste: „Komm schon, Luft ist rein. Naja, nicht die richtige Luft. Aber das Labor ist inaktiv. Hier sind keine Menschen."

Verwirrt betrat ich den Raum. Und wow. Es schlug jede Crime Zeitschrift, die meine Mom so gerne las, die ihr im Endeffekt aber nur Angst machten. Begründet anscheinend. Der Raum war auf dem ersten Blick recht unscheinbar, so wie eine extrem staubige Küche. Aber erst auf dem zweiten Blick sah man das ganze Kokain und die Tütchen. Angewidert wandte ich meinen Blick ab. Drogen und Alkohol waren nie mein Ding gewesen, auch wenn es sie auf den zahlreichen Partys unendlich gab.

„Keine Angst, so sieht es oft aus. Während der Erntezeit läuft aber generell eher weniger hier. Das ist sozusagen der letzte Schritt, der bei uns auch erst in ein paar Wochen anläuft. Egal. Hier ist eine Tür. Komm."

In der einen Ecke befand sich eine Holztür, die Kyle versuchte zu öffnen. Erfolglos. Ich seufzte frustriert. „Keine Panik, Prinzessin.", Kyle grinste entspannt und drehte dich zu einem Topf zu seiner rechten. Nach einigem Wühlen in der widerlichen Masse hielt er triumphierend einen Schlüssel in der Hand. „Jedes Kartell hat die gleichen Tricks, schätze ich mal."

„Verkauft ihr das wirklich noch, nachdem ein Schlüssel drin lag?", fragte ich neugierig. Kyle zuckte mit den Schulter: „Das Zeug ist gut, ja. Aber gesund und ohne äußere Zusätze nicht."

Noch ein Grund keine Drogen zu nehmen. Kyle schloss die Tür auf und schubste mich ins Freie. Die Sonne blendete mich und ich kniff schnell meine Augen zusammen. Erleichtert atmete ich die endlich nicht verseuchte Luft ein und füllte meine Lungen mit frischem Sauerstoff.

„Lady?", ich drehte mich zu Kyle. Dieser öffnete mir galant die Tür eines roten Teslas. „Wohin darf es gehen?"

Glücklich und erleichtert lachte ich und antworte leichthin: „Weg, bitte einfach nur weg."

„Diesen Wunsch erfülle ich doch gerne.", er zog seinen imaginären Hut vor mir. Ich knufte ihn spielerisch in die Seite und ließ mich daraufhin in den bequemen veganen Ledersitz fallen.

Kyle nahm neben mir platz und schloss mit einigen geschickten Handgriffen den Wagen kurz. „Ivy, es war echt viel heute, ruh dich aus.", just in dem Moment bemerkte ich die Müdigkeit, die sich angesammelt hatte. Müde- müde von diesem Urlaub.

Mit einem Lied, deren Hit es schon letzten Sommer hatte, sah ich den vorberauschenden Feldern und Bäumen auf der provisorischen Landstraße zu.

Die letzten Gedanken, bevor ich in einen traumlosen Schlaf glitt, waren: Bitte, bitte lass es endlich vorbei sein.

Doch jetzt, ja jetzt, weiß ich. Es hatte gerade erst angefanngen. Und vielleicht lag das auch hauptsächlich an den zahlreichen Kameras, die wir naiv übersehen hatten.

Doch bei einer Sache war ich mir auch schon damals sicher gewesen.

Mateo würde nie etwas, was ihm gehörte, gehen lassen.

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Ich hab mir echt Mühe gegeben, um euch und mich nicht zu enttäuschen ahhh

Bin grade so dankbar für den täglichen Zuwachs und vielleicht auch für die Bestätigung, dass man doch gar nicht so schei*e schreibt ^^

Be mir geht morgen wieder die Schule los...yay :/ 

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