Chapter 13 „Daredevil rescue"

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„Am Ende eines Tages ist nur wichtig, dass ein schöner Moment dabei war, der dich lächeln ließ."

Die nächsten Tage zogen wie im Nebel an mir vorbei, so als ob ich nicht wirklich dabei war. Die Arbeit auf der Plantage wurde schnell eintönig und langweilig. Oft trugen mich meine Gedanken währenddessen an andere Orte. Nach Hause, zu Mom und zu meinen Freunden.

Damals, als die Welt für mich noch unschuldig war. Ich bin der Meinung, dass man erst, wenn man genau diese Unschuld verloren hat, die ernsten Seiten des Lebens kennenlernt. Mit meinen Hände trug ich gerade einen Korb , der mit noch grünen Kaffeebohnen gefüllt war zum Häuschen, um es trocknen zu lassen. Doch bevor ich ankam hörte ich ein leises Winseln aus den Büschen in der Nähe des Dschungels.

Zuerst ließ ich mich nicht davon beirren und lief stoisch weiter, denn die Hitze erschlug einen fast und ich wollte mit der letzten Ladung schnell fertig werden.

Mein mittlerweile schmutziges, graues Shirt klebte an meinem Rücken und ich wischte mir damit meine Stirn trocken. Es war wirklich kaum auszuhalten, wie stark die Sonne in diesen Breitengraden strahlte.

Die anderen waren drinnen oder noch auf dem Feld beschäftigt, deshalb beschloss ich zurück zu gehen und auf meinen Personenschutz aka die Eskorte zu warten. Auf dem Weg wurde das vorhin registrierte Winseln wieder lauter und ich bog etwas widerwillig zu dem Busch ab. Bis 18 Uhr hatte ich noch ein paar kurze Minuten, es würde also ausreichen dieses Geräusch näher zu betrachten.

Mit meinen sonnenverbrannten Armen zog ich die trocken Äste auseinander, die Kratzer auf der Haut hinterließen und bückte mich. Was ich sah, erstaunte mich und ließ mich erschrocken auf keuchen. „Was machst du denn hier?", sprach ich besänftigend das hellgraue zittrige Bündel an. Er war ganz verschreckt und hob vorsichtig seinen Kopf in meine Richtung.

Er musste definitiv noch ein Welpe sein und ein zu Hause hatte er, dem fehlenden Halsband anzunehmen, wahrscheinlich auch nicht. Ich hatte früher eine längere Zeit vor der Prüfungsphase ehrenamtlich im Tierheim gearbeitet und kannte mich so ein bisschen mit ausgesetzten und verstörten Hunden aus. 

Vorsichtig streckte ich ihm meinen Finger hin und seine lange Nase fing nervös an hin und her zu zucken. Langsam zog ich meinen Finger zurück und murmelte einige beruhigende Wörter vor mich hin, um ihn nicht noch mehr zu ängstigen.

Daraufhin schaute ich auf meine Armbanduhr und bemerkte schockiert, dass es fast 18 Uhr war. Den kleinen Hund konnte ich doch nicht hier alleine lassen! Er war noch zu jung, um lange überleben zu können und in der Hitze würde er über kurz oder lang sowieso verdursten.

In meinem Kopf formte sich langsam aber sicher ein waghalsiger Plan, der vielleicht aufgehen könnte. Auch wenn ich Angst vor Konsequenzen hatte oder davor, den Hund zu verletzen, musste ich es tun, um ihn retten zu können.

Von einer guten Bekannten aus dem Tierheim hatte ich gelernt, dass Welpen sehr unterschiedlich waren und die einen empfindlicher als die anderen reagieren konnten.

Kurz entschlossen wagte ich noch einen Versuch und legte meine offene Handfläche flach zu dem Hund. Einige Sekunden passierte nichts, doch plötzlich spürte ich eine raue und trockene Hundeschnauze an meinen Fingern kitzeln. Kurz darauf ging ich einen Schritt weiter und fing an ihn zu streicheln. Am Anfang wirkte er noch ängstlich, doch nach und nach ließ er mehr zu.

„Ivy wo bist du, Marco und Javier sind da.", Emmas sanfte aber drängende Stimme ließ mich verkrampft die Augen schließen. Ich musste es versuchen, wenn nicht, würde ich es bereuen.

„Jetzt oder nie Kleiner.", flüsterte ich und packte den Welpen so behutsam wie möglich am Bauch. Er passte auf meine beiden Hände und war für seine Größe definitiv zu dünn. Vorsichtig streichelte ich ihn und steckte ihn unter mein Shirt. Es war zum Glück groß genug, dass er Luft bekam und es nicht allzu auffiel.

Schnell lief ich zu Emma, die bei den Männern mit Sonnenbrille wartete. „Da bist du ja endlich.", brummte der eine, Marco glaubte ich, Kaugummi kauend. Ich hielt meinen Blick gesenkt und legte meine Hände schützend über meinen Bauch, vor diesen Hulk hatte ich die meiste Angst.

Sie waren immer wortkarg, mindestens zwei Meter groß und breiter als Ikea Schränke. Nickend drehte ich mich zum Auto und zog die Tür auf. Die Klimaanlage lief bereits auf Hochtouren und erleichtert stieß ich einen Seufzer aus. Der Welpe war erstaunlich ruhig geblieben und selbst das Winseln blieb aus. 

Als Javier und Marco sich nach Vorne setzten, räusperte ich mich: „Habt ihr vielleicht eine Flasche Wasser für mich, heute war es noch heißer als die letzten Tage." Marco verdrehte die Augen, gab mir aber wiederwillig eine verschlossene Flasche.

Ich wartete ein paar Minuten, bis beide in einer angeregten Unterhaltung vertieft waren und trank Alibi mäßig ein paar Schlucke. Der Verschluss war groß genug, um ihn als Teller zu nutzten, also schüttete ich ein bisschen Wasser hinein und führte den Deckel unter mein Shirt. Der kleine Welpe fing kurz an zu zappeln und ich gab ihn meinen Finger zum Nuckeln.

Nach und nach befeuchtete ich den Finger immer wieder und der Kleine trank bald schon von alleine. Am Haus angekommen, steckte ich die Flasche in meine Hosentasche und folgte Javier zu meinem Zimmer. „Rosa bringt gleich Abendessen.", kaum hatte er den Satz beendet verschwand er mit polternden Schritten und schloss mein Zimmer von außen ab.

Schnell zog ich den Hund hervor und legte ihn auf ein paar Kissen ab. Endlich hatte ich die Zeit ihn genauer betrachten zu können. Er hatte weiß-graues Fell mit ein paar schwarzen und brauen Flecken, die Schnauze war sehr lang und die Beine kurz, worauf ich schloss, dass er ein Dackel Mix war. „Heute Nacht wasche ich dich, jetzt müssen wir dir erstmal Nahrung auftreiben." Aus dem Bad holte ich eine kleine Plastik Schale und füllte Wasser hinein. 

Ein energisches Klopfen riss mich aus dem Streicheln. „Ich komme jetzt rein.", Rosas Ansprache kam mir bei der verschlossenen Tür lächerlich vor, doch ich musste mich schnell vor den Hund stellen, um uns nicht gleich zu verraten. Rosa trat ein und stellte einen dampfenden Teller auf dem Schreibtisch vor mir ab.

„Wenn du noch mehr willst, klingele an der Schnur.", und schon war sie weg. Außer bei Diego hatte ich das Gefühl, dass mich die meisten hier angestrengt versuchten zu vermeiden. Kopfschüttelnd wandte ich mich meinem Essen zu, das fabelhaft duftete. Spaghetti Carbonara, herrlich. 

Der noch namenlose Hund versuchte prompt sich selbstständig zu machen und zu dem Essen zu gelangen. Lachend nahm ich ihn auf meinen Arm und ging mit ihm zusammen zu dem Tisch.

Auch wenn es nicht das beste Futter für einen Hund war, musste wir jetzt erstmal damit zurecht kommen. Schnell aß ich die Spaghetti und trennte das Fleisch vom Rest. Am Ende fütterte ich ihm die Fleischbrocken portioniert, damit er sich nicht überaß. Allerdings vertrug der Kleine mehr als gedacht und schnell verschwand auch der Rest vom Teller. 

Schläfrig gähnte er, nachdem er den Teller blitzblank geleckt hatte und ich trug ihn zu meinem Bett. Lächelnd dachte ich, dass der Name Charlie zu dem kleinen Kerl passen würde.

Das war das erste Mal, seit ich an diesen Ort entführt wurde, dass ich nicht aufgesetzt, sondern ehrlich lächelte. Und es sollte nicht bei diesem einzigen Mal bleiben.

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Dieses Kapitel widme ich meinen Freunden, danke, dass ihr mich immer unterstützt, tolle Vorschläge macht und diese Geschichte verfolgt. Hab euch lieb <3 

You Belong To MeWhere stories live. Discover now