Kapitel VIII

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April

Ich wusste nicht mehr, wo oben und unten war, als meine drei Spezialisten mit mir fertig waren. Ich war von Kopf bis Fuß perfekt gestylt. Als erstes hatten sie mich in ein Rosen Bad gesteckt und kurz darauf mit Mango-Öl eingerieben, welches anscheinend Eatons Lieblingsduft war. Schließlich wurde ich dezent geschminkt, da ich Céline bedeutete sich zurückzuhalten und meine Finger- und Fußnägel wurden in einem dezenten Creme-Ton lackiert, sodass sogar ich mit dem gesamt Ergebnis sehr zufrieden war.

Als Caila zu guter Letzt noch meine Haare schlicht, aber elegant einflocht,  schien ich perfekt, aber Celly schleifte mich sofort weiter zu Kleidern und Schmuck. Ich seufzte und wurde in ein, zu meinen Fingernägeln passendes Kleid gesteckt, welches luftig und tailliert war und bis zu meinen Knien ging.

Als Schmuck entschied ich mich nur für ein schlichtes Armband und kleine Ohrringe. Celly schien zwar beleidigt, aber ich War überwältigt von meinem Anblick im Spiegel.

"Sind sie zufrieden, Miss?", fragte Caila, die fröhlichste von allen.

"Es... ich... es sieht wundervoll aus, ihr seid wundervoll! Danke.", brachte ich immer noch umgehauen heraus.

Céline lächelte dankbar, Caila eher schüchtern und Celly selbstsicher.

"Sie werden die schönste sein, Miss. Sie sind auf natürliche Art eine Schönheit,  einfach perfekt.", schwärmte Céline.

Ich sah bescheiden auf meine Schuhe und murmelte etwas unverständliches. Wir alle schwiegen, bis Celly das Schweigen brach.

"Wollen Sie sich schon ihr Abend- und Mittagszeit heraussuchen?  Dies ist nur ein Tageskleid.", fragte sie eifrig und sah mich bittend an, aber diesen Vorschlag lehnte ich dankend ab.

Nachdem die drei mich endlich freigelassen hatten und mich nicht mehr vollquasselten, seufzte ich auf und setzte mich auf mein riesiges Himmelbett. Bestimmt hatten die anderen schon Freundschaften geschlossen und ich War die einzige, welche niemand mochte.

Wahrscheinlich würde ich als erstes herausfliegen und meine Familie...
Halt, ich machte mir einfach zu viele Gedanken. Seufzend ließ ich mich zurückfallen, wurde jedoch von einem Klopfen gestört.

"Ja?", fragte ich, etwas genervt. Eine Wache streckte den Kopf herein und sagte liebenswert: "Lady April? Sie werden mit den anderen Erwählten im Damensalon erwartet."

Ich nickte. "Danke, Officer .... äh...", ich versuchte vergebens den Namen auf seiner Uniform zu lesen und sah ihn entschuldigend an.

Er lachte nur leise: "Officer Newton, Miss."

Ich nickte zustimmend: "Genau. Danke, Officer Newton. Ich werde ich sobald auf den Weg machen."

Er neigte noch einmal den Kopf und verschwand mit diesen Worten.
Seufzend stand ich auf und zog mir meine halbhohen Pumps wieder an und machte mich auf den Weg in den Damensalon. Dort angekommen, waren schon einige Mädchen da und unterhielten sich oder beschäftigen sich anders.

Als schließlich alle da waren, trat eine junge Frau auf uns zu. "Willkommen noch einmal hier auf dem Schloss. Ich bin Charlott und werde euch das Schloss zeigen und euch noch einige Regeln erklären.", meinte sie lächelnd, "Fangen wir mal mit den Regeln an:

1. Niemand hat das Gebäude ohne Erlaubnis oder Befehl von dem Prinzen zu verlassen. Noch nicht einmal die Königin oder der König können euch dazu zwingen.
2. Ihr müsst die anderen Teilnehmerinnen nicht mögen, aber ihr dürft ihnen keine körperliche, seelische oder sonstige Schaden zukommen lassen, sonst kann euch der Prinz vom Casting anschließen.
3. Ihr tut alles, was der Prinz euch befiehlt. Egal, ob er sagt, dass sie gehen sollen, ihn küssen sollen oder sonstiges.
4. Ab nun seid ihr alle eine 3, egal welche Karte ihr vorher wart.
5. Ihr werdet euch so kleiden, wie eure Zogen es bestimmen. Wenn sie sagen, dass eine andere Haarfarbe oder anderes besser für euch wäre, stellt ihr diese Entscheidung nicht in Frage.
Und schließlich 6. : Ihr dürft nur ein romantisches Verhältnis mit dem Prinzen eingehen. Wenn man euch dabei erwischt, wie ihr jemanden anderen küsst oder man bei euch Liebesbriefe findet, wird das als Hochverrat angezeigt und kann mit dem Tode bestraft werden." Ein geschicktes Murmeln lief durch die Reihen. Charlott zuckte mit den Schultern und bedeutete uns ihr zu folgen.

Das schloss war riesig. Gerade als wir von den Bibliotheken zum Speisesaal liefen, knicksten auf einmal alle. Verwirrt sah ich mich um und schaute der Königin persönlich in die Augen. Mit rosa Wangen verfiel auch ich in einen Knicks und handelte mir ein Lächeln von ihr ein. Sie schien keines Wegs verärgert, eher belustigt.

Ich lächelte unsicher zurück und sie wandte den Blick zu Charlott. Leise sprachen die beiden miteinander, dann wandte Charlott sich wieder an uns.

"Hier ist der Speisesaal, wie ihr unschwer erkennen könnt. Ihr werdet hier mit der Königsfamilie zusammen essen und auch im Alltag öfters einem Mitglied über den Weg laufen. Es wird von euch äußerste Disziplin und gutes Benehmen erwartet, aber Königin Mariella hat mich gerade noch einmal darauf hingewiesen, dass sie auch nur Menschen sind. Bitte versucht euch möglichst normal zu benehmen", sagte Charlott und lächelte die Königin dann unsicher an. Diese schien zufrieden, nickte uns dann einmal zu und wandte sich zum Gehen.

"Warum redet die Königin nicht selber mit uns?", tuschelte eine Stimme hinter mir.

Ich hatte ebenfalls die Stirn gerunzelt. Zwar wusste ich, dass die Königsfamilie sich als etwas besseres fühlte und nicht mit ihren Untertanen persöhnlich sprach, aber irgendwie überraschte es mich schon noch. Ein kleiner Teil von mir hatte an die idealistische Idee geglaubt, dass sie ganz normale Menschen wären. Aber anders als die Königin meinte, war es wohl doch nicht so.

"In Ordnung, Ladys, dann lasst uns mit der Führung weitermachen", sie verwies mit einer Hand in eine Richtung und alle Mädchen setzten sich leise tuschelnd in Bewegung.

Cassie

Da es mir morgens nicht so gut gegangen war, hatte ich auf die persönliche Führung von Charlott durch das Schloss verzichten müssen. Meine Zofen meinten jedoch, dass das kein Problem wäre und nun sogar eine Chance bestehen würde, dass der Prinz selbst bei mir vorbeikäme. Irgendwie bekam ich bei dem Gedanken Schmetterlinge in den Bauch.

"Lady Cassie?", meine jüngste Zofe Malin betrat mein Zimmer und stellte eine Tasse Tee auf meinem Nachttisch ab. "Wie geht es Ihnen?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Soweit ganz gut, denke ich. Danke Malin."

Ihr Gesicht verzog sich zu einem schelmischen Grinsen. "Es ist genau wie wir es vorausgesehen haben! Vor ein paar Minuten hat sich Prinz Eaton angekündigt um nach Ihnen zu sehen. Die anderen Ladys sind noch bei ihrer Führung."

Unwillkürlich fing ich an zu Lächeln. "Das sind wirklich gute Neuigkeiten, schätze ich. Aber so wie ich aussehe.."

"Ach Quatsch! Sie sehen toll aus, wenn auch etwas bemitleidenswert, was in diesem Falle aber ziemlich praktisch ist, nicht wahr?", sie zwinkerte mir zu.

Ich fing an zu lachen. "Da hast du auch wieder recht", gab ich zu, "Trotzdem bin ich ziemlich nervös.."

"Das glaube ich. Brauchen Sie kurz einen Moment für sich?", fragte sie mit einem nachsichtigen Lächeln.

Ich nickte leicht und darauf verließ sie das Zimmer. Ich würde Eaton zum ersten Mal seit dieser Gala wiedersehen und hatte keine Ahnung, wie ich reagieren sollte.

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