In der Falle

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Ein Lachen, das wie durch einen Nebel an meine Ohren drang, ließ mich vorsichtig die Lider öffnen. Ich lag zusammengerollt auf dem Boden, in der Ecke eines Raumes.

Zaghaft sah ich mich um. Meine Augen brannten und die Sicht war leicht verschwommen.

Trotzdem konnte ich drei kalte, karge Betonwände um mich herum wahrnehmen. Die vierte »Wand« bestand aus Gitterstäben – dicken Eisenstäben wie in einer Gefängniszelle.

Was zur Hölle ging hier vor sich? Wo war ich?

Erneutes Lachen riss mich aus meinen Gedanken und ich drehte den Kopf in die Richtung, aus der es kam. Sofort zuckte ich zusammen und stöhnte leise, denn diese minimale Bewegung verursachte mir unerträgliche Schmerzen.

Es fühlte sich an, als ob mein Schädel jeden Augenblick explodieren würde. Und nicht nur das. Auch mein restlicher Körper meldete sich jetzt mit Schmerz. Übelkeit kroch in mir hoch.

»Ich hoffe, es tut auch richtig weh. Ansonsten kann ich da gerne noch ein wenig nachhelfen.«

Wieder dieses Lachen.

Trotz des Gefühls in Flammen zu stehen, richtete ich mich langsam auf, wobei ich mich an der Wand neben mir abstützen musste.

Einen Moment lang stand ich auf wackligen Beinen da und starrte auf den Mann außerhalb meines Gefängnisses.

»Wer bist du und was willst du? Wo bin ich hier? Was hast du mir angetan?«

»Eine Menge Fragen auf einmal. Du bist in einem Verlies, das ich vor Jahren in meinem Haus für Abschaum wie dich habe bauen lassen.« Kalte, graue Augen musterten mich. »Du bist also genau da, wo du sein sollst, verdammter Blutsauger.«

Ich versuchte die Worte meines Gegenübers zu begreifen, während ich mich langsam dem Gitter näherte. Gleichzeitig malträtierte ich meinen schmerzenden Kopf damit, irgendeinen Bezug zu diesem Typen herzustellen, dessen Gesicht mir nicht das Geringste sagte – auch seine Stimme kam mir nicht bekannt vor.

Als hätte er meine Gedanken gelesen, grinste er plötzlich breit. Ein wahnsinniges Funkeln trat in seine Augen.

»Du brauchst gar nicht zu versuchen, eine Verbindung zwischen uns zu finden. Du kennst mich nicht. Aber du kanntest meine Frau, obwohl kennen nicht das richtige Wort ist. Sie liegt deinetwegen auf dem Friedhof. Du hast sie gejagt und ihr das Blut ausgesaugt - hast sie getötet, einfach so, weil es dir Spaß bereitet hat. Und jetzt wirst du dafür bezahlen. Ich werde dich leiden lassen und dann werde ich dich töten. Es hat Ewigkeiten gedauert, aber jetzt sitzt du in der Falle.«

Ich umfasste die Gitterstäbe und sprang in der nächsten Sekunde mit einem Schrei rückwärts. Meine Beine versagten mir den Dienst und ich landete auf meinem Hintern, was wieder ein unsägliches Brennen und Reißen durch meinen Körper jagte. Doch das war nichts im Vergleich zu dem Schmerz, der sich auf meinen Händen ausbreitete. Ich schaute genauer hin und sah, wie sich die Haut dort ablöste, wo meine Finger das Eisen berührt hatten.

»Was zum Teufel ...?«, keuchte ich und konnte ein leises Wimmern nicht mehr unterdrücken.

»Oh, es wirkt besser, als ich gehofft hatte. Pures Silber mit Belladonna. Ich war nicht sicher, ob es die richtige Dosierung ist. Bei einem so alten Vampir kann man sich da auch leicht verkalkulieren. Das hab ich mir zumindest sagen lassen. Aber offensichtlich ist es perfekt.« Er lachte leise, zwinkerte mir zu und wandte sich dann von mir ab. »Und jetzt werde ich dich allein lassen. Genieße die Zeit, denn schon bald werde ich zurück sein, um dir mehr Schmerzen zuzufügen.«

Damit verschwand er aus meinem Sichtfeld.

Ich konnte hören, wie sich eine Tür öffnete und schloss, dann war es still. 

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⏰ Last updated: Jul 25, 2022 ⏰

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