„Hey, kann ich dir helfen.", werde ich aus meinen Gedanken gerissen und schaue auf. Vor mir steht ein Mädchen in meinem Alter, mit blonden Haaren und blauen Augen und lächelt mich freundlich an. Sie ist hübsch, wenn auch nicht ganz mein Typ.

„Du hast ein wenig verzweifelt gewirkt, deswegen dachte ich, ich frag mal nach und schau, ob alles in Ordnung ist. Ich bin übrigens Emily."

„Drew. Und du könntest mir tatsächlich helfen, indem du mir zeigst, wo ich das Sekretariat finde. Das ist mein erster Tag heute und ich habe mich ein wenig verlaufen.", gebe ich zu woraufhin sie leise lacht.

„Kenn ich. Ich habe mich die ersten zwei Wochen nicht zurechtgefunden und bin etliche Male zu spät gekommen. Das Sekretariat ist gleich da vorne. Ich kann mitkommen, wenn du möchtest."

„Das ist lieb von dir, aber ich will dich nicht aufhalten."

„Tust du nicht. Ich habe jetzt sowieso eine Freistunde, also kann ich auch kurz mitgehen.", meint sie und läuft in Richtung des Sekretariats. Jetzt wo sie mir die grobe Richtung genannt hat, würde ich sogar selbst wieder dorthin finden, allerdings ist sie wirklich nett und außer Oli, den man praktisch gezwungen hat mit mir abzuhängen und Everlys Freunden kenne ich hier niemanden, weshalb ein wenig Gesellschaft ganz schön ist.

„Wo kommst du denn ursprünglich her?", fragt sie mich freundlich. Ihre Stimme ist angenehm und hat etwas Beruhigendes an sich.

„Aus Chicago. Wir sind kurz vor Weihnachten hergezogen. Bist du von hier oder uch für die Uni hergezogen?"

„Hergezogen. Meine Familie kommt aus New York, aber ich habe hier ein Stipendium erhalten, außerdem wollte ich schon immer hierher. Santa Monica ist einfach toll. Warst du schonmal am Pier?", sie plappert fröhlich drauf los, was irgendwie süß ist, während ich geduldig ihre ganzen Fragen beantworte. Vor dem Gebäude kommt sie zum Stehen und lächelt mich an.

„So, da wären wir." Es entsteht eine merkwürdige Stille zwischen uns, da ich keine Ahnung habe, was ich jetzt tun soll. Soll ich mich nur bedanken und dann gehen? Soll ich sie nach ihrer Nummer fragen, damit man sich mal wieder sieht? Wie stell ich das an, ohne dass es falsch rüberkommt?

„Kann ich vielleicht deine Nummer haben?", durchbricht sie meine Gedanken und nimmt mir damit die Entscheidung ab. Ich finde es ziemlich cool, dass sie mich gefragt hat, da die meisten Mädchen, die ich kenne, eher darauf warten, dass der Junge nach der Nummer fragt.

„Das soll keine Anmache oder so sein, aber du bist nett und vielleicht können wir uns mal wieder sehen.", schiebt sie schnell hinterher und tritt verlegen von einem Bein auf das andere.

„Nein, klar, dass habe ich auch nicht so aufgefasst. Ich wollte dich gerade das gleiche fragen. Vielleicht kann ich dir mal einen Kaffee ausgeben, dafür dass du mir den Weg gezeigt hast.", antworte ich, während ich mein Handy herauskrame und ihr meine Nummer diktiere.

„Ja gerne, ich schreib dir.", meint sie lächelnd und verschwindet dann in der Menge, während ich mir meinen Weg durch die Studenten zum Sekretariat kämpfe. Dort angekommen, gehe ich mit der netten Frau das Kursangebot durch und entscheide mich letztendlich für einen Großteil der Kurse, die ich schon in Chicago belegt habe, sowie für die Kurse „Characters and Conflicts", „Creating universes and building worlds" und „creative writing poetry". Keine halbe Stunde später habe ich meinen fertigen Stundenplan, der auch noch genügend Platz für das Footballtraining lassen würde, falls ich ins Team kommen würde und den gesamten Freitag frei hat, was wirklich toll ist.

Everly wartet auf dem Parkplatz schon auf mich. Sie sieht ziemlich geschafft, aber irgendwie glücklich und erleichtert aus. Kein Vergleich zu dem, wie ich sie heute Morgen noch gesehen habe.

„Hey, wie war dein erster Tag?", begrüßt sie mich freundlich und steigt auf der Fahrerseite ein.

„Gut danke.", sage ich woraufhin sie eine Augenbraue grinsend nach oben zieht.

„Okay. Chaotisch, witzig und ziemlich verwirrend.", gebe ich grinsend zu. „Ich habe drei Versuche und Hilfe gebraucht, um zurück zum Sekretariat zu finden."

„Ist das dein Stundenplan?", meint sie und deutet auf den Zettel in meiner Hand. Shit, ich hätte ihn direkt in meinen Rucksack tun sollen.

„Was studierst du denn jetzt?", fragt sie neugierig und bevor ich protestieren kann, schnappt sie sich den Zettel aus meiner Hand und überfliegt ihn. Ich merke wie mir die Röte ins Gesicht schießt. Na toll. Jamie hat es tatsächlich geschafft, dass ich mich für meine Hauptfächer schäme.

„Du studierst Creative writing?", meint sie überrascht und blickt mir direkt in die Augen.

„Na los, mach dich drüber lustig." Ihr erstaunter Blick verzieht sich zu einem fragenden.

„Warum sollte ich? Das ist verdammt cool."

„Du findest das cool?", frage ich +überrascht.

„Ja, ich liebe Lesen und Bücher, habe aber null Talent zum selbst schreiben. Ich finde es wirklich cool, wenn das jemand kann. Was schreibst du denn so?", ich bin immer noch überrascht von ihrer positiven Reaktion, weshalb ich nicht direkt antworte.

„Am liebsten Fantasy.", gebe ich an einiger Zeit zu, was dazu führt, dass sie mich jetzt schon fast beeindruckt ansieht. Da ich die Aufmerksamkeit von mir weglenken möchte, schaue ich sie jetzt fragend an.

„Was studierst du eigentlich?", da mir in dem Moment klar wird, dass ich sie das noch nie gefragt habe.

„Health Care and Counseling. Ich möchte später in die Richtung Physiotherapie gehen.", meint sie lächelnd, bevor sie sich anschnallt und den Wagen startet. Und wieder einmal überrascht sie mich, da ich sie irgendwie auch eher in den kreativen Teil geordnet hätte, anstatt in den Naturwissenschaftlichen. Dieses Mädchen steckt voller Überraschungen.


Na was haltet ihr von Emily?🙈

Two broken Souls - Finding Happiness AgainWhere stories live. Discover now