Sternwarte

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 „Schön, dass du da bist, Kántarella!" Álkarans Freude, mich zu sehen, war überdeutlich. Eine Menge Fragen sprudelten beinahe gleichzeitig aus ihm heraus: „Hédrian hat mir erzählt, dass du ihn heute besuchen kommst. Wie geht es dir? Ich habe dich beim Aën-Sangaa oft gesucht, jedoch nicht gesehen. Heute kommst du aber abends mit?"

Ich lächelte. Warum eigentlich nicht?

Ich fühlte mich ausgeruht und antwortete: „Ich freue mich ebenso, Álkaran. Ja, gern begleite ich dich zum Aën-Sangaa. Wo ist denn Petersen Hédrian?"

„Es wird Zeit", mischte sich Petersen Hédrians Stimme ein, „dass du mich einfach Hédrian nennst, so wie alle anderen hier."

Mein betagter Mentor trat aus dem angrenzenden Zimmer zu uns. „Álkaran hat mir vorhin etwas frischen Fisch vom nächtlichen Fang gebracht. Er wollte unbedingt auf dich warten, als er von deinem Kommen hörte."

„Das ehrt mich", sagte ich höflich. Sollte ich mich geschmeichelt oder überfordert fühlen?

Ich wusste es im Moment nicht genau.

Álkaran war weiterhin bester Stimmung. Gemeinsam bereiteten wir eine warme Speise. Hédrian nahm in der Nähe Platz und sah uns zu.

Während der Fisch mit Kräutern und Knollen in einer Pfanne schmorte, erzählte ich auf Nachfrage der beiden von den letzten zwei Wochen. Ich war selbst überrascht, wie gut mir der Bericht auf Aleean gelang.

„Ich glaube, die Fischverarbeitung möchte ich nicht lebenslänglich machen, wenn es geht", schloss ich lachend und wandte mich an Petersen Hédrian. Nein, einfach nur Hédrian, korrigierte ich mich. „Welche Aufgabe hattest du eigentlich, als du jung warst?"

„Oh, Aufgaben hatte ich viele", antwortete der Greis. „Ich habe Spielzeuge angefertigt und Zugtiere ausgebildet. Jedoch die liebste war mir die Heilkunde. Seit meiner vierzigsten großen Sonnenwende habe ich viele Knochen geschient, Wunden genäht und Tränke zur Fiebersenkung und Schmerzlinderung bereitet. Leider hatte ich von einigen Jahren nicht mehr genug Kraft, und ich wurde zu langsam, wenn man mich zu einem dringenden Fall rief. Jetzt lebe ich einfach hier und bin meinen Großneffen und meinem Ziehkind für ihre Hilfe mehr als dankbar."

Eigene Kinder oder Enkel erwähnte er keine.

Obwohl ich neugierig war, vermied ich eine diesbezügliche Frage, denn vielleicht hatte ihn seine Frau verlassen oder er hatte nie eine gehabt, und einen solchen Fauxpas wollte ich lieber vermeiden.

Ich nahm mir vor, Álkaran gelegentlich danach zu fragen.

„Mániëronté hat meinen Platz eingenommen", fuhr Hédrian fort. „Sie war die beste Schülerin, die ich je hatte."

Mániëronté, der Name kam mir bekannt vor. O ja, die Frau, mit der Médancon gesungen hatte, hieß so, und Heilerin war sie auch. Es musste dieselbe Person sein. Wenngleich ich gern noch mehr über sie erfahren hätte, insbesondere wie Médancon zu ihr stand, schwieg ich.

Hédrian wechselte das Thema. „Lasst uns nach dem Essen Meisterin Vanícana aufsuchen", sagte er. „Ihr habt doch beide Zeit?"

„Meisterin Vanícana?" Álkaran klang erstaunt. „Was brauchst du von ihr?"

„Grésto wünscht ihre Einschätzung zu den häufigen Beben, und auch ich möchte diese hören", erklärte Hédrian. Er fuhr nachdenklich fort: „Seit ich mich erinnern kann, hat es nicht so oft gebebt, und es kommt mir vor, als ob die Häufigkeit weiterhin zunimmt."

„Das Gleiche sagt Médancon", antwortete Álkaran. „Ich denke, das ist normal und wird wieder abnehmen." Nach einer kleinen Pause fügte er hinzu: „Zumindest hoffe ich das."

Kántarellas LichtgestaltenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt