Geständnis

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Müde strich ich mir die Haare aus dem Gesicht, bevor ich mich langsam aus dem Bett aufrappelte. Ich ging ins Wohnzimmer. Gabriel war nicht Zuhause. Wir hatten nur eine zwei Zimmer Wohnung, dort konnte man sich schlecht zurückziehen. Er war wahrscheinlich immer noch wütend und war gerade dabei einfach nur durch die Gegend zu stapfen und wie ein kleines Kind zu trotzen.

Ich ging wieder ins Schlafzimmer und öffnete die Schublade und holte die Kündigung und den Ring wieder heraus. Nach dem Gespräch mit Gabriel wusste ich immer noch nicht wirklich was ich tun sollte. Mein Herz zog mich zu Marc. Das war eindeutig. Allerdings war es nicht so, dass ich für Gabriel gar nichts empfand.

Er hatte in vielerlei Hinsicht Marcs Platz eingenommen. Bevor wir uns kennengelernt haben, war ich in Madrid sehr einsam. Es war nicht leicht für mich Anschluss zu finden und das alles hat sich geändert, als ich Gabriel getroffen hatte. Wir hatten seit fast vier Jahren jeden Tag Kontakt. Er war derjenige, dem ich alles anvertraut hatte.

Es hat sehr lange gedauert, bis ich mich wirklich auf ihn einlassen konnte. Trotzdem musste ich immer daran denken, wie es zwischen uns angefangen hat. Unser erstes Date in meinem Lieblingscafé. Wir haben einfach nur einen Kaffee getrunken, doch ich konnte mich noch gut daran erinnern, wie er mich mit seiner offenen Art beeindruckt hat.

Gabriel war diese Art von Mensch, die durch die Straßen lief und einfach so offen war. Jede Person, der er begegnete, konnte er sofort in ein Gespräch verwickeln. Er war immer sehr extrovertiert. Mir fiel so etwas immer etwas schwerer, deshalb habe ich ihn immer dafür bewundert. Es gab so viele Momente, an die ich bis heute gerne dachte.

Wie unser Picknick am Neptun-Springbrunnen oder als wir uns am Plaza del Sol getroffen haben und Gabriel dafür extra durch die halbe Stadt gefahren ist, nur um mich zu sehen. Über die Jahre waren allerdings diese vielen kleinen Momente verloren gegangen. Natürlich waren wir nicht mehr frisch verliebt.

Eines hatte sich allerdings nicht geändert. Ich konnte mir nicht vorstellen, ihn einfach zu verlassen. Gleichzeitig wusste ich, allerdings was mir Marc bedeutete. Dieses Wochenende war nicht spurlos an mir vorbeigegangen. Selbst wenn ich all die kleinen Momente, die ich mit Gabriel verbracht hatte, geliebt habe, so war es doch nie dasselbe wie mit Marc.

Ich wusste, dass ich eine Entscheidung treffen musste und im Grunde wusste ich auch was ich wollte. Meine Gefühle waren eindeutig. Allerdings würde ich damit plötzlich meine Sicherheit verlieren. Es wäre die riskante und unvorhersehbare Option. In meinem ganzen Leben habe ich alles durchgeplant und hatte mich nicht auch nur ein einziges Mal für das Risiko entschieden.

In dem Punkt unterschied ich mich einfach fundamental von Marc, den das Risiko schon immer magisch angezogen hatte. Er hatte mich immer ermutigt über meinen Schatten zu springen, weil er selbst jeden Tag seines Lebens nichts anderes tat. In diesem Dingen waren wir immer sehr unterschiedlich, doch das war auch immer unsere Stärke. Wir waren zwar noch jung und hatten die großen Entscheidungen unseres Lebens noch vor uns, allerdings hatte Marc mich immer ermutigt und ich habe ihm verdeutlicht, dass er sich vielleicht nicht ohne nachzudenken in jedes Risiko stürzten sollte.

Immer wenn es darum ging eine Entscheidung zu treffen, war Marc der absolut beste Ratgeber für mich. Mein Drang alles bis ins kleinste Detail durchzuplanen und jede Möglichkeit bedacht zu haben und Marcs Art sich einfach in ein Risiko zu stürzten waren völlig unterschiedlich. Am Ende landeten wir dann meistens in der Mitte, was eigentlich immer die richtige Entscheidung war.

Dieses Mal gab es diese Option allerdings nicht. Es gab keine Mitte in dieser Entscheidung. Es gab zwei Männer in meinem Leben und ich würde einen von beiden für immer gehen lassen. Aus zwei Gründen griff ich dann zu meinem Handy. Erstens hatte ich bereits mit Gabriel gesprochen, aber noch nicht mit Marc und zweitens hoffte ich, dass er mir helfen könnte eine Entscheidung zu treffen.

Last DanceWhere stories live. Discover now