Verlangen

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Fast wie in Trance stieg ich im 4. Stock aus und suchte nach der richtigen Zimmernummer. Vielleicht war es ein Fehler, aber ich blendete jeden negativen Gedanken automatisch aus. Das erste Mal seit Jahren hörte ich wieder auf das was mein Herz mir sagte. Heute sagte es mir, dass ich an diese Tür klopfen sollte, was ich wenige Minuten später schließlich tat.

Mein Herz pochte so laut, dass ich es ohne Probleme hören konnte. Ich wartete, doch nichts passierte. Ich klopfte ein zweites Mal und beschloss, dass ich noch einmal Klopfen würde und wenn dann niemand aufmachen würde, ich in mein Zimmer gehen sollte.

Gerade als ich ansetzte öffnete sich die Tür und Marc stand vor mir. Seine Haare waren nass und er hatte sich nur ein Handtuch um die Hüften gebunden. „Elli, komm doch rein. Ich ziehe mir nur noch rasch etwas an.", sagte er mit einem Grinsen auf den Lippen. Ich konnte nicht aufhören seinen wie in Stein gemeißelten Körper zu betrachten. Er war schon immer gut gebaut, aber er hatte in den letzten Jahren definitiv noch einmal etwas an Muskelmasse zugelegt.

Zum Glück machte Marc keinen Kommentar dazu, denn ich lief auch so schon rot an. Ich hatte aber das Gefühl, dass er sich einen neckischen Kommentar verkniffen hatte. Wortlos folgte ich ihm in sein Zimmer. Schnell zog er aus seinem Koffer eine Unterhose und schlüpfte nur schnell in eines seiner T-Shirts.

Seelenruhig als wäre das hier eine normale Situation setzte er sich auf sein Bett und lehnte sich an das große Kopfteil. Er legte eine Decke über sich und klopfte schließlich neben sich. Er tat so als hätte sich mein Exfreund nicht gerade vor mir umgezogen und war Oben-Ohne vor mit gestanden und sah dabei auch noch viel besser aus als früher. Es war ja nicht so als hätte ich ihn noch nie nackt gesehen. Im Gegenteil. Ich hatte ihn oft genug nackt gesehen und trotzdem war es jetzt etwas anderes. Diese Vertrautheit war einfach nicht mehr so da wie früher. Zumindest auf meiner Seite. Ihn schien das alles nicht wirklich zu interessieren.

Er hielt zwar sein Privatleben, auch immer gern privat. Sobald er aber nicht auf der Weltbühne mit Motorradfahren beschäftigt war, war er eigentlich sehr offen. Wenn er unter Freunden war, dann machte er sich nie irgendwelche Gedanken und war sehr locker. Ich wusste, dass es ihm damals nicht unbedingt leicht viel in der Öffentlichkeit zu reden, dass war aber wirklich nur dort so. Wenn ich bedachte wie jung er damals eigentlich noch war, dann konnte ich es auch verstehen.

Trotzdem setzte ich mich neben ihn auf das Bett. „Möchtest du etwas trinken?", fragte Marc und ich nickte. Er stand wieder auf und holte eine Flasche Weißwein aus der Minibar. Er reichte mir das Weinglas und schenkte sich selbst auch etwas ein. Allerdings doch deutlich weniger als mir. „Du kennst mich wirklich.", murmelte ich.

„Ich dachte mir schon, dass du immer noch so gern Wein trinkst.", erwiderte Marc und ich nickte. Ich trank den ersten Schluck und musste zugeben, dass er wirklich gut war. „Willst du mich etwa abfüllen?", fragte ich etwas ironisch und deutete auf sein Glas. Er lachte und schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin Profisportler. Nach dem Wochenende kann ich etwas trinken, aber währenddessen sollte ich mich zurückhalten."

„Gut, dann gehen wir nach dem Wochenende etwas trinken.", schlug ich vor. Wobei es sich eher nach einer Feststellung anhörte. Ich wusste nicht was ich mir dabei dachte. Irgendwie war mir dieser Satz einfach so herausgerutscht. Marc schien aber nichts dagegen zu haben. „Nur wenn wir tanzen gehen.", erwiderte er und ich schüttelte sofort den Kopf. „Wir sind nicht mehr 17, Marc."

Marc zuckte nur mit den Schultern. „Ach komm schon. Ich verspreche dir auch, dass ich dich nie wieder danach frage. Ein Abend. Wir gehen tanzen so wie früher immer. Mit einem kleinen Unterschied." Ich sah ihn verwirrt an, während er wohl dachte, dass ich die Antwort kannte. „Diesmal können wir einfach legal in den Club gehen und müsse uns nicht mehr reinschleichen."

Last DanceWhere stories live. Discover now