Adrenalin

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Fast hätte ich nicht bemerkt wie sich die Fahrstuhltür wieder öffnete. Etwas neben der Spur machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer. Schnell zog ich mich um und schon lag ich in meinem Bett. Eigentlich wäre jetzt die Zeit, in der ich mit meinem Verlobten telefonieren würde, aber irgendwie konnte ich ihn gerade nicht anrufen. Ich fühlte mich so als würde ich ihn betrügen und er würde sicher hören, dass sich meine Stimme verändert hatte.

In gewisser Weise betrug ich ihn ja auch. Zumindest konnte man das so sehen, denn ich hatte Gefühle für einen anderen Mann. Zwischen mir und Marc war nichts passiert und es würde auch nichts passieren, aber trotzdem konnte ich meine Gefühle nicht verleugnen. Irgendwie war das auch eine Form des Betrugs.

Ich liebte meinen Verlobten wirklich, aber es war nie dieses Feuer da, wie ich es mit Marc hatte. Es war eine ruhige, aber harmonische Beziehung. Mit Marc war es ganz anders. Jeder Tag war ein Abenteuer und es fühlte sich alles an wie ein Actionfilm. Zwischen uns war es immer etwas besonders. Mit Marc fühlte ich mich frei und alles war aufregend und spannend. Mit ihm wurde es einfach nie langweilig.

Dieses Gefühl vermisste ich dann doch, aber so etwas habe ich nie wiedergefunden. Die völlige Abwesenheit von Angst hatte ich bisher nur in Marc gesehen. Ich glaube so musste man aber auch sein, wenn man sich auf diese Maschinen setzte und sie an ihr Limit brachte.

Im Zwiespalt schlief ich ein und wusste nicht was ich tun sollte. Die ganze Situation überforderte mich. Irgendwie musste ich meine Gefühle sortieren und gleichzeitig wäre ich in wenigen Tagen wieder Zuhause und dort musste ich mich wieder normal benehmen. Mein Verlobter war sehr eifersüchtig, deshalb wusste er auch nichts von der Beziehung von mir und Marc. Wenn ich mich komisch verhalten würde, dann würde ihm das sicher auffallen und wenn ich ehrlich zu ihm war, dann würde er wohl ausrasten.

Ich wusste einfach nicht so recht was ich tun sollte. Ich war ratlos. Obwohl ich müde war, fiel es mir schwer einzuschlafen, denn ich musste die gesamte Zeit über an Marc denken. Mein Kopf schwirrte und raubte mir den Schlaf. Als ich am nächsten Morgen aufwachte war ich extrem müde. Ich fühlte mich wie erschlagen und wollte nicht aufstehen, aber mein Wecker hatte geklingelt. Mir blieb also noch ungefähr eine halbe Stunde bevor ich aufstehen musste.

Gerade hatte ich mich wieder umgedreht als es an meiner Tür klopfte. Murrend schälte ich mich dann doch aus dem Bett. Mir war es egal, dass ich noch meinen Schlafanzug trug, dafür war ich einfach zu müde. Marc stand vor mir mit zwei Kaffee in der Hand. „Entschuldigung, wenn ich dich geweckt habe, aber ich habe eine kleine Überraschung für dich.", sagte er mit einem Grinsen auf den Lippen.

Marc war eben schon immer ein Frühaufsteher gewesen. Ich rieb mir die Augen und nahm wortlos den Kaffee entgegen. „Komm zieh dich an. Ich warte so lang hier draußen." Ich nahm den ersten Schluck von meinem Kaffee und überlegte kurz mich einfach wieder hinzulegen und Marc draußen stehen zu lassen. Ich entschied mich schließlich doch dagegen und schlüpfte schnell in eine Leggins und ein Poloshirt unseres Teams. Schnell schlüpfte ich noch in Sneakers und band meine Haare zu einem Zopf.

Immer noch ziemlich müde und verschlafen, allerdings mittlerweile mit dem ersten Kaffee intus, stand ich wieder vor Marc. Er reichte mir auch den zweiten Becher. „Der ist auch für dich. Ich hatte schon genug.", sagte er und ich lächelte. „Du kennst mich eben doch.", erwiderte ich und merkte erst danach wie komisch sich dieser Satz anhörte. „Zwei Kaffee damit du lebendig bist, wenn man dich vor neun aufweckt. Wie sollte ich das vergessen? Komm wir haben etwas tolles vor."

Ohne zu wissen was Marc geplant hatte ging ich ihm hinterher. Nur wenige Sekunden später standen wir auf der Rennstrecke, die glücklicherweise direkt neben dem Hotel war. „Was machen wir so früh hier? Heute ist doch nur Training.", fragte ich etwas verwirrt.

Last DanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt