5.Kapitel

12 2 1
                                    


Ihr aufgewühltes Keuchen war das einzige, das man seit einiger Zeit in ihrem kleinen Versteck hören konnte. Die Rotblonde lag zitternd da. Der auffällig bunte Regenmantel war längst irgendwo verloren und lag jetzt einsam auf den unbarmherzigen Fliesen.

Sie musste sich auf die Hand beißen um das Schluchzen zu unterdrücken und bekam dabei kaum mit, wie sich längst ein metallischer Geschmack in ihrem Mund ausgebreitet hatte.

Alles war verloren. Aus einem einfachen Freitag Abend Trip hatte sich der pure Horror entwickelt und jetzt lag sie eingeengt zwischen ausgestopften Nagetieren in einer Materialkiste und musste ihre Gefühle bestmöglich unterdrücken.

Ihr entwisch ein Japsen, als die quietschende Tür geöffnet wurde und das Licht einer Taschenlampe in den Raum fiel.

Das war also das Ende. Der lachende Gabe würde sie mit einem lächerlichen Skalpeldolch umbringen und sich wie einen Gott dafür feiern. Er würde ihr die schlimmsten Schmerzen mit Freuden zufügen und...

„Hey, ich bin's Michael", eine sanfte Hand stupste die junge Frau an, „Komm mit, alles ist sicher."

Sie erhob ihren Kopf und versuchte die bitteren Tränen weg zu blinzeln.

„Alex ist in einem sicheren Versteck. Komm, von dort aus kommen wir auf ein Vordach und sind sicher vor Gabe", wie sehr hatte die Rotblonde die Stimme des jungen Mannes vermisst.

Bereitwillig kletterte sie aus der Kiste und ließ sich von ihrem besten Freund stützen.

„Ich dachte du wärst Gabe als du gekommen bist", murmelte sie und wischte sich die Tränen und die verlaufene Schminke von den Wangen.

„Shht, alles gut. Du musst dir keine Sorgen machen Rabbit", er lächelte sie an und als er den Kosenamen Rabbit für sie nutzte, musste sie das Lächeln unwillkürlich erwidern.

Auf dem Hallway war es dunkel und um keine Aufmerksamkeit zu erregen, schaltete Michael seine Taschenlampe aus.

„Da hinten an der Kreuzung müssen wir rechts und dann nur noch geradeaus", erklärte er ihr leise.

Die Schritte der beiden waren das einzige Hörbare in dem gespenstischen Gebäude. Jetzt wo es hier dunkel war, wirkte das alles noch kranker.

Sowohl die Rotblonde, als auch ihr Freund konnten sich noch genau an den Tag erinnern, als einer der Schüler spurlos verschwunden war und dann wurden es immer mehr, bis die Schulleiterin- Miss Evan hieß sie- die Schule geschlossen hatte.

Seid diesem Beschluss hatte niemand je wieder über Miss Evan oder die Primary School geredet.

„Gleich haben wir es geschafft und sind-", verkündete Michael, wurde aber von einer anderen Stimme unterbrochen.

„Erledigt. Unser Schäfchen und ihr schwuler Freund", Gabe erschien aus den Schatten und stolzierte erhobenen Hauptes auf die beiden zu. Die Rotblonde und Michael wechselten einen Blick. Sie waren so kurz vor ihrem Ziel und gerade jetzt musste der Verräter auftauchen.

„Lass uns gehen Gabe", fauchte sie in einer zu schrillen Tonlage.

„Hat da jemand Angst?", sein arrogantes Lächeln entfachte die Wut in ihr und hätte Michael sie nicht beruhigend fest gehalten, hätte Gabe wichtige Teile seines Körpers verloren.

„Hör zu Gabe", Michael schob sich vor seine Freundin und redete mit ernster Stimme auf ihn ein, „Wir sind deine Freunde. Lass uns nach Hause gehen und wir vergessen, das du uns hier her gebracht hast, Jackie gewürgt und uns gedroht hast uns zu töten. Leg das Messer weg, wir holen die anderen und-"

HuntedWhere stories live. Discover now