3.Kapitel

20 4 7
                                    

Der Regen peitschte um die Fassade des spärlich beleuchteten Hauses. Schon seit Stunden bewegte sich eine junge Frau nervös durch die Räume und blieb immer wieder vor einem der Fenster stehen um einen Blick auf die klamme Straße zu werfen. Schließlich sackte sie auf einem Küchenhocker zusammen und legte ihre Stirn auf die kalte Steinplatte. Die Ungewissheit, was auf sie zukam nagte an ihr und verursachte diese Unruhe. Als es klingelte, sprang sie von dem Stuhl, achtete nicht darauf, dass sie ihn umschmiss und eilte zu der schweren Haustür.

„Unser schwarzes Schaf hat's auch endlich geschafft!", grölte eine tiefe Stimme, als sie die Tür aufstieß. Ein unsicheres Lächeln und ein paar Worte entwichen ihren Lippen und schnell schlüpfte sie in die schmutzigen Turnschuhe und einen bunten Regenmantel.

Sie fror, sobald sie aus ihrem warmen Zuhause auf die erbarmungslos, kalte Straße trat. War sie die einzige die sich so fühlte? Und lag es wirklich an dem Wetter?

Die kleine, weiße Villa, in der sie als Untermieterin lebte, verschwand langsam hinter ihr und die Rotblonde schluckte schwer. Die Entscheidung war gefällt. Sie würde mitgehen. Ab jetzt konnte sie nicht mehr umdrehen.

„Alles gut?", Michael beugte sich mit sorgenvoll leuchtenden Augen zu ihr. Sie liefen seit einigen Minuten und während die Stimmen und Lacher der anderen die Straße erfüllten, blieb sie leise in ihren Schatten.

„Das was wir tun ist falsch. Du weißt genau, was passiert ist. Wir dürfen dort nicht hin", wisperte sie mit starrem Blick.

Fürsorglich tätschelte er ihren Rücken: „Mach dir keine Sorgen. Es wird nichts passieren."

Sie nickte nur. Wie konnte er sich da so sicher sein?

Silberne Eisengitter blitzten in der Dunkelheit auf und mit freudigen Rufen stürmten die angetrunkenen Jugendlichen auf den Zaun zu, der ihr Ziel umgab.

„Es ist abgeschlossen", verkündete Gabe, der an dem verschlossen Eingangstor rüttelte, mit einem teuflischen Grinsen, „Dann müssen wir wohl klettern."

Die dünnen Metallstäbe waren glitschig, man fand kaum Halt an ihnen und die Spalten zwischen den Streben waren zu schmal um sie für die Füße zu nutzen. Gelächter ging durch die Reihen, als Everett an dem dünnen Zaun abrutschte und im Matsch landete.

„Jaja, lacht nur", schnaubte er und ließ sich von Scarlett, seiner Freundin, auf die Beine helfen. Die beiden waren die letzten Mitglieder der Gruppe, ein tolles Paar mit großen Zukunftsplänen, das bereits verlobt war.

Allein zu klettern brachte nichts. Nur Gabe kam nach zwei Versuchen über die Abgrenzung und die Gruppe schloss sich zusammen und half den Mitgliedern über den spitzen Eisenzaun.

Schließlich standen alle einschließlich der Rotblonden auf der anderen Seite und stolz klatschte Gabe Alex ab.

Es war still, als sie über den Hof liefen. Nur der prasselnde Regen bewies, dass es kein Traum war und sie wirklich völlig durchnässt auf dem verbotenen, als verflucht bezeichneten Gelände einer alten Schule standen. Die Eingangstür erzeugte durch den Wind ein klapperndes Geräusch. Die Fensterscheibe war herausgesprungen, nur noch einzelne, spitze Scherben steckten im Rahmen. Eines der Gruppenmitglieder hielt sie mit der Fußspitze für die anderen offen. Dann traten sie in den ruhigen Hallway des Gebäudes. Der Boden quietschte unter ihren Füßen. Der Flur war leer bis auf einige hölzerne Kisten mit verlaufenen, unleserlichen Beschriftungen und Scherben, Staub und Müll. Die Rotblonde begann sich einzuprägen wie viele Räume sich zu ihren Seiten befanden. Da waren zehn Türen- links fünf und rechts ebenso. Acht davon führten in weiße Räume, die mal Klassenräume gewesen sein mussten und bis auf einige schief stehende oder kaputte Tische leer standen. Die anderen beiden Türen waren geschlossen und durch den wenigeren Abstand zu den nächsten Türen musste es sich um kleinere Zimmer handeln.

HuntedWhere stories live. Discover now