Prolog

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„Noch eine Wodkacola, bitte!", schrie ich über die Theke den Barkeeper zu. Es war wie immer viel zu laut und viel zu voll. Leute drängen sich an die Bar, um ihre Getränke zu bekommen und die armen Barkeeper müssen sich mit den betrunkenen Gästen herumschlagen. Aber so ist das eben in Discotheken. Unzählige Menschen tanzen zu lauter Musik und drängen sich dadurch noch näher an andere Menschen ran. Man muss damit rechnen, dass man mindestens einmal im Laufe des Abends ein Getränk über seine Klamotten geschüttet bekommt von noch betrunkeneren Leuten als man es selbst ist. Trotzdem liebte ich es hier. Es gibt nichts Besseres, als nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag sich einen Drink zu genehmigen und sich dabei im Rhythmus der Musik zu bewegen.

Gerade war ich mit meinen Freundinnen wieder einmal im größten Club der Stadt. Es ist schon weit nach Mitternacht und ich spürte schon, dass die bisherigen Getränke langsam ihre Wirkung zeigten. Ich beobachtete von der Bar aus meine Freundinnen, die sich wie wild zur Musik bewegten. Ich musste bei ihrem Anblick lächeln. Es ist jedes Mal immer wieder ein Spaß, wenn wir ausgehen.

„Katelyn, dein Getränk kommt gleich.", rief mir der Barkeeper zu. Ich streckte ihm den Daumen hoch, als Zeichen, dass ich verstanden hatte. Und ja, der Barkeeper kannte uns auch schon alle beim Namen. Wenn man mehrmals in der Woche den Abend hier verbringt, lernt man sich eben kennen.

Ich nutzte die Zeit, die ich auf mein Getränk wartete, um die Leute um mich herum zu beobachten. Es ist immer interessant zu sehen, welche unterschiedlichen Gruppen von Menschen sich hierher begeben. Da waren einerseits normale junge Durchschnittsfrauen wie meine Freundinnen und ich, dann viel zu junge Mädchen, die wahrscheinlich das erste Mal Alkohol trinken (keine Ahnung wie die überhaupt hier reingekommen sind), heiße Typen, die sich höchst wahrscheinlich eine genauso heiße Tussi angeln wollen und zu guter Letzt wären da die Schnöseltypen. Also so typische „Good Gys". Die Typen, die fein angezogen sind mit Hemd und ordentlicher Hose, ihre Haare ordentlich zurück gegelt haben, mit Sicherheit schlau und gebildet sind und jede Frau freundlich und respektvoll behandeln würden.

Also nicht mein Typ. Auf solche Männer konnte ich echt verzichten. Die sind nämlich alle langweilig und spießig und so vorhersehbar. Und ich wollte das Gegenteil. Und mit Gegenteil meine ich Arschlöcher, die einem ignorieren, nachdem man mit ihnen geschlafen hat und die einen respektlos behandeln. Ja, das war mein Beuteschema.

Ich ließ meinen Blick weiter über die Menge schweifen. Solche Abende verliefen immer nach einem ähnlichen Muster. Wir kommen aufgestylt im Club an. Dann bestellen wir die ersten Drinks. Dann legen ein paar von uns (meistens Jane und ich) eine Tanzeinlage an der Stange hin. Und irgendwann im Laufe des Abends angelt sich jeder von uns einen Typen, mit denen wir dann zuerst tanzen und mit denen wir es in der Regel danach wild treiben. Genauso läuft es ungefähr jeden Abend ab.

Und so stand ich auch heute an der Bar und wartete auf mein Getränk. Obwohl es mitten unter der Woche war, war es auch zu dieser späten Stunde noch immer sehr voll. Es könnte also noch etwas dauern, bis ich mein Getränk bekommen würde.

„Hey", sagte dann auf einmal jemand neben mir. Ich drehte mich um und stand einem großen jungen Mann gegenüber. Er hatte breite muskulöse Arme, die von einem enganliegenden T-shit betont wurden und die über und über mit Tätowierungen bedeckt waren. Seine dunklen Haare waren leicht zerzaust und er starrte mich mit einem intensiven Blick an. Also der typische gutaussehende Bad Boy. Genau der Typ, auf den ich stehe. Genau die Typen, mit denen ich immer zusammenlande.

Ich lächelte ihn an und sagte: „Hey."

„Kann ich dich auf ein Getränk einladen?", fragte er mich mit einem Lächeln im Gesicht. „Ja, gern." Ich lächelte ihn ebenfalls an. Er lehnte sich über die Bar und rief dem Barkeeper etwas zu.

„Ich bin übrigens Spencer. Und mit wem habe ich das Vergnügen?"

„Ich bin Katelyn. Und bist du öfter hier?"

„Manchmal. Ich bin mit ein paar Freunden hier. Aber als ich dich hier stehen sah, musste ich dich einfach ansprechen.", sagte er und grinste mich an.

Ich lächelte. Natürlich musste er das. Ich würde nicht behaupten, dass ich eine Naturschönheit bin. Meine Haare hatten ein normales Durchschnittsbraun, ich war weder herausragend groß noch konnte ich sonst irgendwelche außergewöhnlichen körperlichen Eigenschaften aufweisen. Aber ich wusste, wie ich die wenigen Sachen, die ich hatte, richtig einsetzen musste. Wenn ich mich also zurecht machte, wie an diesem Abend, könnte man behaupten, dass ich gut und heiß aussah. Deshalb dauerte es auch meistens nie lange, bis ich von irgendwelchen Typen angesprochen wurde.

„Ich bin auch mit meinen Freundinnen hier", antwortete ich ihm und zeigte in die Richtung, wo meine Freundinnen selbst sich bereits mit ein paar Jungs unterhielten.

„Willst du tanzen?", fragte er mich. „Ja, gerne!"

Wir begaben und auf die Tanzfläche. Er zog mich an der Taille nah an seinen Körper und so bewegten wir uns eng aneinander gepresst zum Takt der Musik.

„Du bist wirklich sexy", flüsterte er mir ins Ohr. Ich lächelte ihn verführerisch an und blickte ihm tief in die Augen, was er wohl als Zeichen interpretierte. Er kam langsam näher und dann legten sich auch schon seine Lippen auf meine. So wie es halt jeden Abend immer anfängt.

Und ich weiß auch schon, wie es weiter gehen wird. Wir würden im Laufe des Abends zu ihm gehen. Aber ich würde nicht die Nacht bei ihm verbringen. Das mach ich nie. Ich würde danach gleich wieder abhauen, nachdem wir miteinander geschlafen haben.

Ich muss nämlich unter der Woche immer in der Früh in die Arbeit.

Das heißt ich würde ihn danach gleich wieder verlassen. Also kein Rumkuscheln danach, kein gemeinsames Aufwachen am Morgen, kein Rumgeschnulze. Keine Versprechen, die man eh nicht hält.

Perfekt.

Sowas brauchte ich auch nicht.

Dear Mr. PresidentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt