Kapitel 26

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Einige Tage später saß Regina in ihrem Büro im Rathaus und kämpfte sich durch langweilige Formulare, als sie von der einen Sekunde auf die nächste die Anwesenheit von Magie verspürte. Kurz darauf erschien auch schon die nur allzu vertraute violette Rauchwolke und die Königin materialisierte sich. Ein vorfreudiges und sehr siegessicheres Grinsen lag auf ihren dunkel geschminkten Lippen.

Seelenruhig – jedenfalls nach außen hin – legte Regina die Zettel auf einen Stapel und würdigte der Königin keines Blickes. Sie würde sich nicht der Erniedrigung hingeben, der Königin ihre Nervosität zu zeigen. Ein bisschen Würde wollte sie behalten, wenn sie schon sterben musste.

„Wie ich sehe, hast du heute dein Schoßhündchen nicht dabei", kommentierte Regina desinteressiert und mit beinahe so viel Kälte in der Stimme, wie zu ihren damaligen Madam Mayor Zeiten.

Die Königin tat, als würde sie Reginas kühle Reaktion nicht stören, aber Regina kannte ihre andere Hälfte gut genug, um zu wissen, dass es sie sehr wohl störte. Vielleicht sogar ein bisschen enttäuschte.

„Nun ja", die Königin machte eine gleichgütige Handbewegung, „sie sollte mir nicht wieder meinen Sieg zerstören."

Endlich schaute Regina ihrer anderen Hälfte in die Augen. „Es wundert mich, dass du überhaupt auf Emma gehört hast. Sieht dir gar nicht ähnlich: Liebe für einen anderen Menschen." Sie wusste, dass sie damit einen wunden Punkt getroffen hatte. Der fanatische Glauben der Königin, dass Liebe Schwäche ist, hatte sich wohl für sie mal wieder bewahrheitet.

Die Königin schnaubte verächtlich. „Wie lange willst du das hier noch herauszögern? Ich bekomme so langsam den Eindruck, dass du feige bist."

„Ich habe keine Angst vor dir." Regina stand auf und umrundete ihren Schreibtisch. „Ich habe dir schon beim letzten Mal gesagt: Ich verliere nicht." Glühendheiße Flammen entstanden in ihren Händen.

Melodramatisch verdrehte die Königin ihre Augen. „Ja, sicher." Eine einfache Handbewegung der Königin ließ eine gewaltige Druckwelle entstehen, die ihre andere Hälfte durch den Raum fliegen lassen sollte, doch Regina schaffte es gerade noch so, den Angriff abzuwehren, musste dafür aber ihre Flammen wieder verschwinden lassen.

Die nächste Druckwelle kam - dieses Mal aggressiver - und Regina konnte ihr nicht standhalten. Sie wurde gegen die Wand geworfen und landete hart auf dem Boden. Die Luft wurde aus ihr herausgepresst und ein dumpfer Schmerz zog durch ihren Arm, auf den sie gefallen war. Für einen Moment schloss Regina die Augen und atmete tief durch. Sie musste sofort aufstehen, sonst –

Regina wurde an ihrer Bluse auf die Beine gezogen und sie schaute in das selbstgefällige Gesicht der Königin.

„So viel zu gewinnen", sagte sie und holte aus. Eine Sekunde später spürte Regina einen stechenden Schmerz in ihrer Brust, der ihr jeglichen Atem raubte. Ihre Sicht verschwamm, und kurz wurde ihr schwarz vor Augen, als die Königin ihre Hand wieder aus Reginas Brustkorb zog.

Ein verstörter Blick zierte das Gesicht der Königin und ungläubig starrte sie auf ihre Hand. Leer.

Regina grinste schadenfroh. Damit hatte sie gerechnet und auch ein bisschen darauf gehofft. „Bei unserer letzten Begegnung habe ich an den Kampf damals mit Zelena gedacht und an den einzigen Grund, warum wir dieses Aufeinandertreffen überlebt haben. Weil unsere Mutter uns eine nützliche Sache beigebracht hat." Sie spürte das Kribbeln von Magie in ihren Fingerspitzen und dieses Mal war sie es, die eine Druckwelle auslöste, die die Königin nach hinten warf.

Bring dein Herz niemals mit zu einem Zickenkrieg, waren ihre Worte damals an Zelena gewesen. Wie wahr, wie wahr.

Mit einem dumpfen Geräusch schlug die Königin auf dem Boden auf und verzog schmerzerfüllt ihr Gesicht. Doch sie zögerte nicht lange und rappelte sich mit vor Zorn funkelnden Augen wieder auf die Beine. „Wo auch immer du es versteckt hast, ich werde es finden", fauchte sie. „Beim letzten Mal hast du es – Nein. Nein!" Die Augen der Königin weiteten sich ungläubig, als sie die Wahrheit realisierte, und bekamen fast schon einen wahnsinnigen Ausdruck.

Ja, beim letzten Mal hatte sie ihr Herz ihrer verstorbenen Liebe Robin Hood gegeben und dieses Mal...

Swan", knurrte die Königin. „Wie konnte sie mich nur so hintergehen?"

Genau in dem Augenblick tauchte zwischen den Beiden weißer Rauch auf. „Ich wollte dich nicht hintergehen", versuchte Emma zu erklären und machte einen Schritt auf die Königin zu.

Ein bitteres Lachen brach aus der Königin und sie schüttelte den Kopf. „Ich wusste es. Ich habe es die ganze Zeit über geahnt. Natürlich liebst du mich nicht, und ich war so naiv, dir zu glauben. Niemand könnte mich je lieben."

„Regina, das ist nicht wahr! Alles, was ich zu dir sagte, war die Wahrheit." Emmas Ton wurde immer verzweifelter.

Unwillkürlich zuckte Regina bei der Nennung ihres Namens zusammen. Sie hatte nicht gewusst, dass Emma die Königin mit ihrem richtigen Namen ansprach. Das machte es so ... persönlich. Und Regina fühlte sich merkwürdig angesprochen.

Die dunklen Augen der Königin fixierten sich auf Regina. Zorn, Hass und Mordlust spiegelten sich darin wider, und Regina lief ein kalter Schauer über den Rücken. Hatte sich so ihr Volk gefühlt, wenn es den hasserfüllten Blicken der bösen Königin ausgesetzt war?

Doch Emma stellte sich ihren Blicken in den Weg. „Sie hat damit nichts zu tun."

„Nein, das hat sie nicht, nicht wahr? Vielleicht hätte ich dich auch töten sollen, Retterin." Die Worte der Königin waren zwar hart und kalt, aber es war offensichtlich, dass sie verletzt war. Sehr verletzt. Und Regina wusste, – alle in der Stadt wussten es – dass nichts Gutes dabei herauskam, wenn die Königin verletzt war. Beim letzten Mal hat sie wegen eines gebrochenen Herzens ein ganzes Land verflucht auf Kosten ihres Vaters.

„Und? Was willst du jetzt tun?", fuhr die Königin fort. „Wollt ihr mich jetzt umbringen?"

Emma zuckte bei den Worten sichtlich zusammen. „Du verstehst das falsch. Ich ..."

Die Königin lachte bitter auf. „Weißt du was, Miss Swan? Als du gesagt hast, dass du mir gegenüber immer noch loyal bist, habe ich dir nicht geglaubt. Und das zu recht. Ich wusste, dass du noch mit meiner besseren Hälfte gesprochen hast. Und deswegen", ein selbstgefälliges Grinsen breitete sich auf ihren Lippen aus, das ihre Augen nicht erreichte, „bin ich nicht unvorbereitet gekommen." Obwohl die Königin versuchte, ihre Gefühle zu verstecken, sammelten sich Tränen in ihren Augen.

Sie war noch nie gut mit Verrat klargekommen.

„Was meinst du damit?", fragte Regina misstrauisch.

Der Blick der Königin richtete sich auf ihre andere Hälfte. „Oh, nennen wir es einen Plan B. Ich habe mich nur für den Fall, dass ich recht habe – und wie wir sehen, habe ich immer recht –, in Jekylls und Whales altem Labor umgesehen und bin fündig geworden."

„Was soll das bedeuten?", fragte Emma nun und warf einen unsicheren Blick über ihre Schulter zu Regina.

Diese allerdings hatte eine Ahnung, worauf die Königin hinaus wollte, noch bevor sie es sah. Es wunderte sie, dass die Königin nicht einfach in einer Rauchwolke verschwunden war und alleine ihren weiteren Rachefeldzug plante. Dass sie Emma nicht einfach aufgeben wollte, zeigte, dass sie sie wirklich liebte. Vielleicht hatte Emma recht und die Königin war nicht nur Reginas Dunkelheit.

Die Königin streckte ihre Hand aus und kurz darauf lag eine lange Spritze mit einer roten Flüssigkeit auf ihrer Handfläche.

Regina ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie wusste, was der Plan der Königin war, und sie würde es auf keinem Fall zulassen.

„Das Serum!"

The Beauty of DarknessWhere stories live. Discover now