Kapitel 22

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Nach einem erfolglosen Besuch in dem Haus des Hexenmeisters, teleportierten sich Emma und die Königin in Henrys Zimmer in dem Mills-Anwesen (Emma ging es ziemlich auf die Nerven, dass die Königin nicht einmal mit dem Auto fahren wollte. Vom Teleportieren wurde Emma immer flau im Magen).

Regina befand sich um diese Uhrzeit in ihrem Büro im Rathaus und Henry war in der Schule, also die perfekte Zeit für eine Durchsuchung. Genau genommen, waren sie nicht einmal eingebrochen, da das Haus theoretisch auch der Königin gehörte.

Emma stand überfordert mitten im Raum und traute sich nicht, mit der Suche zu beginnen. Sie wollte Henrys Privatsphäre nicht stören, aber anders würden sie den Schlüssel nicht finden. Wobei sie auch in den letzten Tagen nicht gerade Mutter des Jahres gewesen war, also was machte da schon ein weiterer kleiner Vermerk in ihrer Liste.

Die Königin sah sich auf Henrys Schreibtisch um. Ohne Emma anzuschauen, sagte sie im Madam-Mayor-Style: „Es wäre schön, wenn du nicht nur darumstehen, sondern auch helfen würdest."

Fehlte nur noch das ‚Miss Swan'.

„Ist ja gut", murmelte Emma und begann in den Schubladen des Schrankes neben Henrys Bett zu wühlen. Man könnte meinen, der Junge hätte nicht so viel Kram in seinem Zimmer, da seine Sachen auf drei Häuser aufgeteilt waren, aber dem war definitiv nicht so.

„Vielleicht sollten wir dabei systematischer vorgehen, sonst sind wir noch bis morgen früh hier", meinte Emma und seufzte frustriert.

„Was schlägst du vor?" Die Königin war mittlerweile zu Henrys Bücherregal übergegangen.

„Keine Ahnung. Wo versteckt Henry sonst immer seine Sachen?"

Die Königin drehte sich zu Emma, um sie mit einem genervten Blick zu strafen. „Wenn ich wüsste, wo Henry seine Sachen versteckt, wären sie ja wohl nicht versteckt, oder? Normalerweise hat er seine Geheimnisse vor mir."

„Sein Märchenbuch hatte er damals immer an unserem alten Treffpunkt vergraben, bevor -"

„Bevor ich eine mögliche Bedrohung für seine Gesundheit habe entfernen lassen und ein sicherer Spielplatz gebaut wurde."

Emma ignorierte den Kommentar der Königin und dachte nach. Wo hatte sie früher immer ihre Sachen vor den anderen Waisenkindern versteckt? „Vielleicht unter seinem Bett", schlug sie vor und kniete sich auf den Boden, um einen Blick unter das Bett erhaschen zu können.

Im Augenwinkel sah Emma, wie die Königin sich ihr näherte. „Hast du etwas gefunden?"

„Ist ein bisschen dunkel hier unten." Sie hustete. „Und staubig." Emma konnte zwar nur die Schuhe der Königin sehen, doch sie wusste genau, dass Reginas andere Hälfte gerade die Augen verdrehte. Und natürlich blieb die Königin einfach da stehen, statt Emma zu helfen. Als ob sich Eure Majestät mit ihrem extravagantem Kleid auf den Boden knien würde.

Nachdem sich Emmas Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte sie an der Wand den Umriss einer Kiste erkennen. „Ich glaube, da ist etwas." Sie streckte ihren Arm so weit es ging aus, um daran zu kommen. Mit den Fingern schaffte sie es, die Kiste hervorzuholen.

„Weißt du, auf den Knien gefällst du mir eigentlich ganz gut", kommentierte die Königin und Emma konnte ihr arrogantes Grinsen förmlich hören.

Emma warf ihr einen bösen Blick zu. „Ha ha. Sehr hilfreich."

Vorsichtig hob sie den Deckel an. Die Kiste sah aus, als hätte sie schon einige Jahre hinter sich und schien etwas abgegriffen zu sein. Sie war dunkelbraun und an den Ecken mit schwarzem Leder und Nieten verziert. Es würde Emma nicht wundern, wenn Henry die Kiste von Killian geklaut hätte.

In ihrem Inneren lagen einige ausgedruckte Fotos. Mit einem Schmunzeln nahm Emma das oberste Foto heraus. Es zeigte sie und Henry Arm in Arm, als er noch zehn Jahre alt war.

Die Königin hockte sich neben Emma hin und nahm das nächste Bild daraus, auf dem sie und Henry bei Granny's zu sehen waren. Ein verträumtes Lächeln bildete sich auf ihrem Gesicht, das aber sofort wieder verschwand, als sie merkte, dass sie von Emma angestarrt wurde. Die Königin setzte wieder einen neutralen Gesichtsausdruck auf und mit einem deutlichen Befehlston sagte sie: „Der Schlüssel ist bestimmt unter den Bildern. Hol ihn daraus."

Emma verdrehte die Augen, tat aber, was ihr befohlen wurde. Und tatsächlich lag ein kleiner goldener Schlüssel am Boden der Kiste. Triumphierend holte Emma ihn hervor. „Du musst zugeben, ohne mich wärst du immer noch auf der Suche."

Die Königin nahm den Schlüssel und stand auf. „Na endlich", sagte sie und betrachtete den Schlüssel, als wäre er das achte Weltwunder. „Endlich steht meiner Rache nichts mehr im Weg."

Emma legte die Fotos wieder zurück und schob die Kiste an ihren ursprünglichen Platz. Sie stand ebenfalls auf.

„Wann willst du das eigentlich durchziehen?", fragte Emma unsicher. Sie wusste immer noch nicht so richtig, was sie davon halten sollte.

Ein vorfreudiges Grinsen bildete sich auf dem Gesicht der Königin. „Oh, so bald wie möglich. Regina darf keine Möglichkeit bekommen, sich einen Plan B ausdenken zu können." Sie seufzte zufrieden. „Sieht so aus, als würde ich gewinnen."

„Und was genau hast du vor?"

„Na ja, wie du weißt, muss ich meine bessere Hälfte wohl oder übel töten. Für die unausstehliche Prinzessin und ihren lächerlichen Gatten habe ich mir allerdings etwas anderes ausgedacht. Ein guter alter Schlaffluch wird für sie genügen. Wenn Beide schlafen, gibt es schließlich niemanden, der sie aufwecken könnte und ihre stets gepredigte Hoffnung, wird zerstört sein", erwiderte die Königin und ihre Stimme triefte nur so vor Arroganz und Selbstgefälligkeit.

Emma mied die dunklen Augen der Königin. Es gefiel ihr, ihre Zeit mit der Königin zu verbringen und Emma liebte sie, aber sie wünschte sich, die Königin würde keine Vergeltung üben. Sie wünschte, es könnte alles so bleiben, wie es in den letzten Wochen gewesen war. Emma wusste nicht, ob sie mit Reginas Tod und ihren für immer schlafenden Eltern leben könnte. Sie konnte ihre Schuldgefühle in der Gegenwart der Königin zwar vergessen, aber sie war sich nicht sicher, ob sie das nach dem Ganzen auch noch konnte. Emma wäre dann Schuld an allem und das würde sie sicher innerlich auffressen. Wird die Rache der Königin dann dafür sorgen, dass sich ihr eigenes Herz auch verdunkelte? Emma fürchtete sich vor den Konsequenzen.

Die Königin schien Emmas Unentschlossenheit zu bemerken. „Emma, danach wird alles besser. Wir können zu zweit diese armselige Stadt regieren und Henry würde uns alleine gehören." Ihr Blick war eindringlich und Emma hatte das Gefühl, sie könnte direkt in ihre Seele schauen.

„Wird Henry dann überhaupt noch etwas mit uns zutun haben wollen? Wir werden schließlich seine Familie zerstören", gab Emma verunsichert zu bedenken.

„Darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist. Wenn wir das hier nicht tun", die Königin hielt demonstrativ den Schlüssel in die Höhe, „werde ich getötet und du musst zurück zu Regina und deinen Eltern. Sie werden dich wieder dazu zwingen, die Heldin zu sein, zu der sie dich mit unfairen Mitteln gemacht haben. Du wirst wieder die Retterin sein, die ihr eigenes Wohl über das der anderen stellt und dabei unausweichlich sterben wird." Ihr Blick war fast schon flehend, als hätte die Königin Angst, Emma zu verlieren und wieder einsam zu sein.

Unwillkürlich erinnerte Emma sich an ihre Vision, die sie schon seit längerem nicht mehr heimgesucht hatte. Wie sie mit einer verhüllten Person nachts auf der Straße kämpft, ihre Hand plötzlich wieder beginnt, zu zittern und sie im Anschluss erstochen wird.

Emma nickte langsam. „Okay." Die Königin hatte recht. Emma hatte den ganzen Druck und die Erwartungen wirklich satt und sie wollte auf keinem Fall einfach wieder in ihr normales Leben zurückkehren.

„Wir sollten los. Henry könnte jeden Moment von der Schule zurückkommen." Die Königin war gerade im Begriff sich mithilfe ihrer Magie nach Hause zu teleportieren, als Emma sie mit einer Handbewegung aufhielt.

„Können wir bitte zurück laufen?"

The Beauty of DarknessWhere stories live. Discover now