Kapitel 20

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Die Königin wusste, dass ihr Plan Emma nicht gefallen würde, deswegen würde sie sie fürs erste nicht einweihen. Das hier konnte sie sowieso nur alleine machen. Natürlich war sich die Königin nicht sicher, ob es wirklich funktionieren würde, aber sie musste wohl das Risiko eingehen.

Kurzerhand hatte die Königin den Schutzzauber um Reginas Haus gelegt, den sie auch für die Stadtgrenze verwendete. Sie musste sicher gehen, dass Regina nicht das Haus verlassen und ihre Pläne durchkreuzen konnte. Danach würde sie ihre andere Hälfte wieder raus lassen. Vielleicht.

Die Königin stand vor der Wohnungstür der Charmings. Eine Handbewegung später war ihr Haar nur noch schulterlang und ihr Kleid verschwunden, an dessen Stelle sie nun einen schwarzen Hosenanzug trug. Zufrieden mit sich strich sie ihre Bluse glatt. Die Königin setzte eine neutrale Miene auf - die vielleicht zu sehr nach Madam Mayor aussah, aber Snow White würde sowieso jedes merkwürdige Verhalten auf Reginas instabilen emotionalen Zustand schieben - und klopfte an die Tür, während sie den Impuls, sich einfach in die Wohnung zu teleportieren, zu unterdrücken versuchte.

Snow White öffnete die Tür und sah etwas überrascht aus. Sie hatte wohl nicht mit Regina gerechnet.

Am liebsten würde die Königin Snow White und ihrem dämlichen Prinzen - und dem Piraten, wenn sie schon dabei war - einfach das Herz herausreißen und sich von diesem Problem befreien, aber sie wollte die Beiden lieber leiden sehen.

Allein schon bei dem Anblick von Snow White begann es in der Königin gefährlich zu brodeln. Nach allem, was Snow White ihr angetan hatte, wagte sie es auch noch, Henry gegen sie zu verwenden. Der Königin wäre es lieber gewesen, ihren Sohn weiterhin nicht sehen zu können, da sie wusste, dass er sie niemals so lieben würde, wie er Regina liebte. Aber die Zurückweisung wirklich in Henrys Augen zu sehen, schmerzte sie mehr, als sie zugeben wollte.

Die Königin schluckte ihre Wut herunter und zwang sich zu einem entschuldigenden Lächeln. „Ich wollte mit Henry sprechen. Ich mache mir Sorgen um ihn." Sie wusste, dass Henry sich bei seinen Großeltern aufhielt, da sie ihn einige Zeit durch ihren Spiegel beobachtet hatte. Deswegen wusste sie auch, dass er bisher noch nicht mit Regina gesprochen hatte.

Snow White lächelte mitfühlend und trat zur Seite, um die Königin eintreten zu lassen. „Er ist in seinem Zimmer. Als er nach Hause kam, sah er ziemlich aufgewühlt aus. Es ist gut, wenn du mal mit ihm redest."

Natürlich war Snow White so naiv und glaubte der Königin. Henry von ihrer Darbietung als Regina zu überzeugen, würde sich schwieriger gestalten.

Gerade als die Königin sich auf den Weg zur Treppe machen wollte, hörte sie Snow Whites Stimme hinter sich. „Regina, warte." Die Königin blieb stehen und drehte sich zu ihrer Feindin um. „Ich hatte noch nicht die Gelegenheit alleine mit dir zu sprechen. Ich wollte dich fragen ... Wie geht es dir?" Snow White trat unruhig von einem Bein zum anderen.

Innerlich stöhnte die Königin genervt auf. Sie wollte das so schnell wie möglich hinter sich bringen, aber wenn sie als Regina durchgehen wollte, musste sie wohl oder übel einen auf Beste Freundin machen.

„Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen." Regina würde bei der Frage immer lügen, auch wenn es ihr offensichtlich ganz und gar nicht gut ging.

Snow White seufzte. „Das stimmt nicht. Ich sehe doch in deinen Augen, dass du etwas verheimlichst."

Beinahe wäre die Königin in Lachen ausgebrochen. Wenn sie nur wüsste, wie recht sie damit hat. Stattdessen seufzte sie und schüttelte den Kopf. „Ich möchte jetzt nicht darüber reden. Später, okay?"

Snow White nickte und ließ die Königin endlich zu ihrem Sohn gehen.

Vorsichtig klopfte sie an seine Tür. Nach einem desinteressiertem „Ja?", trat die Königin ein. Henry saß auf seinem Bett und blätterte lustlos in dem Märchenbuch. Die Königin setzte sich zu ihm. Unbewusst war ihr eigentlich klar, dass sie zu steif und gerade saß, um wirklich als Regina durchgehen zu können, doch Henry schien es nicht zu bemerken.

Unwillkürlich hatte sie ein deja-vu, als sie mit Henry in seinem Zimmer in dem Anwesen saß und verzweifelt versuchte, ihn davon zu überzeugen, bei ihr zu bleiben.

„Wie lief es?", fragte die Königin leise. Sie wusste, dass Henry gerade verschlossen war und eigentlich nicht darüber reden wollte, aber sie musste es trotzdem versuchen.

Henry hörte auf, in dem Märchenbuch zu blättern, doch sein Blick war weiterhin starr darauf gerichtet. Auf der aufgeschlagenen Seite war das Bild von der bösen Königin, als sie in die Hochzeit der Charmings geplatzt war und David sein Schwert nach ihr warf.

„Ich glaube nicht, dass Mom ihre Meinung ändern wird", erwiderte Henry niedergeschlagen.

„Emma kann manchmal sehr stur sein, wenn sie glaubt, dass sie das Richtige tut."

„Ich weiß. Ich verstehe auch, warum sie es tut. Sie hat viel Druck als Retterin." Henry zog die Augenbrauen zusammen. „Was ich nicht verstehe, ist, dass sie deswegen zur Königin geht." Sein Finger glitt über das Abbild der bösen Königin in seinem Buch. „Die Königin will uns töten und Mom versucht nicht einmal, sie aufzuhalten."

„Bist du ihr begegnet?" Die Stimme der Königin war nicht mehr als ein Flüstern.

Henry seufzte. „Ja, bin ich. Sie sah aus, als ... als wollte sie einfach wieder meine Mom sein."

Die Königin fühlte Tränen in ihren Augen aufsteigen, die sie sofort wegblinzelte.

Endlich wandte Henry sich der Königin zu und schaute ihr direkt in die Augen. „Ich verstehe es nicht. Warum ist Emma mit ihren Problemen nicht zu dir gekommen? Du weißt, sie liebt dich." Er hatte schon immer eine gute Intuition gehabt.

Die Mundwinkel der Königin zuckten nach oben. „Ich weiß", murmelte sie. Sie holte tief Luft bevor sie fortfuhr. „Fürchtest du dich vor ihr? Vor der bösen Königin, meine ich."

Henry zögerte, bevor er den Kopf schüttelte. „Früher habe ich gedacht, sie wäre böse und sie würde mich nicht lieben, aber ich weiß, dass das nicht stimmt. Deswegen dürfen wir sie nicht töten. Dann wären wir nicht besser als sie."

Die Königin konnte ein trauriges Lächeln nicht unterdrücken. „Wenn wir nichts tun, wird die Königin mich töten und sich an deinen Großeltern rächen. Und ich fürchte, dass sie die Schere finden könnte. Denkst du, sie ist sicher versteckt?"

Das war der Moment, in dem die Königin das Risiko eingehen musste. Es war schließlich nur eine Vermutung, dass Regina die Schere mit Henrys Hilfe versteckt hatte, um sicher zu gehen, dass die Königin nicht darauf kommen würde. Wenn dem nicht so war, würde ihre Tarnung sofort auffliegen.

Zu der Erleichterung der Königin nickte Henry. „Klar! Und selbst wenn sie es wüsste, bräuchte sie erst mal das Märchenbuch und den Schlüssel. Sie wird ganz Storybrooke absuchen und nicht darauf kommen, dass die Schere theoretisch gar nicht in der Stadt ist."

Das Märchenbuch und der Schlüssel ... Etwa in der Tür, wo der damalige Autor eingesperrt war? Die Königin musste zugeben, da wäre sie tatsächlich niemals drauf gekommen.

Henrys Augen weiteten sich plötzlich. „Warte, du ..." Sein panischer Blick glitt zum Märchenbuch.

Die Königin stand auf. Ihre Tarnung war vielleicht aufgeflogen, aber sie hatte, was sie brauchte. Magie floss durch ihre Adern und eine Sekunde später lag das Märchenbuch auf ihrer geöffneten Handfläche.

„Es tut mir leid, Henry. Wirklich. Ich wollte dich nicht für meine Rache ausnutzen, aber ich hatte keine andere Wahl."

„Man hat immer eine Wahl", knurrte Henry ungewohnt zornig und es tat der Königin in der Seele weh, ihren Sohn so zu sehen.

Die Königin schüttelte nur bedauernd den Kopf und verschwand mit dem Märchenbuch in einer Rauchwolke.

The Beauty of DarknessWhere stories live. Discover now