17. Nick

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Einige Tage waren vergangen. Julie hatte sich neben Flynn gesetzt und war gerade dabei die letzten Schriften von der Tafel abzuschreiben, als jemand in ihr Sichtfeld trat. Es war kein geringerer als Nick. Er lächelte sie freundlich an und verbeugte sich knapp. Julie hob fragend eine Braue in die Höhe. Diese Art kannte sie von ihm nicht. Weshalb verbeugte er sich? Steckte etwas dahinter?

"Das war ein echt krasser Auftritt, Julie", sagte er und versuchte sie von ihrem Schreiben abzulenken. Flynn versuchte in der Zwischenzeit das Grinsen zu verstecken, welches sich in ihre Gesichtszüge schlich.

Seufzend nickte sie ihm zu. "Ja, danke. Aber könntest du jetzt bitte aus dem Weg gehen, damit ich es abschreiben kann?"

Den leichten Argwohn in ihrer Stimme konnte sie nicht verbergen, doch Nick schien es nicht zu bemerken. Entschuldigend schaute er auf ihre Zettel und trat einen Schritt nach rechts. Ein leises Aufseufzen verließ ihren Mund. Julie nahm ihre Arbeit auf und versank, sodass sie nicht bemerkte, dass Nick ihr eine Frage stellte.

"Mach dir nichts draus, Nick", entgegnete Carrie und legte ihm lächelnd einen Arm um die Schultern. "Sie ist eine blöde Person. Du brauchst ihr keine Aufmerksamkeit zu schenken. Gib sie jemandem, der sie verdient hat."

Kurz glühten Nicks Augen auf, doch keiner von den Umstehenden schien es zu bemerken. Er presste die Lippen aufeinander und funkelte Carrie böse an.

"Du solltest am besten schauen, dass du deine Reden zügelst, Carrie! Nicht, dass es noch böse für dich endet", flüsterte er in ihr Ohr. Eingeschnappt löste sie sich von ihm und zog mit ihren Freundinnen ab. Nick wandte sich Julie zu und legte eine Hand auf ihre Schulter. Diese schaute auf. Ein fragender Ausdruck lag in ihrem Gesicht. "Wenn sie dir blöd kommt, dann sag mir bescheid. Ich kümmere mich um Carrie."

Julie lächelte verlegen. "Danke, aber das kann ich auch selbst machen."

Er drehte sich um und lief zu seinem Platz.

"Der ist seltsam", flüsterte Flynn. "Ich glaube, mit ihm stimmt etwas nicht."

Die Angesprochene zuckte mit den Schultern. "Was meinst du damit?"

Flynn seufzte. "Ich kann es nicht genau beschreiben. Aber ich habe das Gefühl, er verheimlicht uns was. Oder er versucht eine Art an sich zu unterdrücken, die gar nicht existiert hat."

"Ist das nicht ein wenig zu weithergeholt, Flynn?"

Die Angesprochene hob die Brauen in die Höhe und schwieg. Wie sollte sie ihrer besten Freundin erklären, dass mit Nick etwas nicht stimmte? Sie brauchte Beweise. Doch wie sollte sie an diese herankommen, ohne dass Nick etwas bemerkte? Wenn er es mitbekommen würde, würde es nicht gut für Flynn enden. Das wusste sie. – Sie konnte es in ihrem Inneren fühlen.

Nick hatte in der Zwischenzeit eine andere Sorge. Er musste an Julie herankommen. Oder besser: an die vier Jungs. Doch wie sollte er es anstellen?

'Dir eine Taktik überlegen, mein lieber', zischte ihm eine fremde Stimme zu. Kurz zuckte der junge Schüler zusammen. Noch immer hatte er sich nicht daran gewöhnt, dass jemand mit ihm sprach. Was auch immer sich in ihm befand, es war gefährlich und drückte ihm seinen Willen auf. Er sah, hörte und fühlte alles. Und nick wusste, dass sein fremder Begleiter auch vor Mord nicht zurückschrecken würde.

Seufzend legte er den Kopf auf die Tischplatte und versuchte über alles nachzudenken. Doch der fremde Begleiter ließ ihm keine Wahl. Sein Kopf begann zu schmerzen. Wie als würden tausend Nadelstiche in seinem Kopf existieren.

Nick presste die Lippen zusammen und richtete sich auf. Er würde Julie abpassen. nach der Schule. Um mit ihr zu reden. Hoffentlich würde sie allein sein. Wenn Flynn bei ihr war, dann würde es schwerfallen, sich allein mit ihr zu unterhalten.

Vielleicht sollte er sich einen Plan überlegen? Oder sie vor ihrer Wohnung abpassen? Doch wie sollte er es anstellen? Einfach so auftauchen konnte er auch nicht. Das würde die anderen bestimmt misstrauisch machen?

Und wenn er ihr etwas über ein mögliches Schulprojekt erzählte? Nein, das würde Julie ihm vermutlich nicht abkaufen. Sie war ja schließlich nicht dumm.

Kopfschüttelnd kramte Nick in seinem Rucksack und fischte einen Block heraus, um einige Notizen zu verfassen. Vielleicht würde ihm das helfen, einen anderen Gedanken zu bekommen. Einen Gedanken, wie er Julie allein abfangen konnte, um sich mit ihr zu unterhalten.

Doch über was sollte er reden? Schließlich konnte er sie nicht einfach ausfragen. Über die vier Jungs, die angeblichen Hologramme.

'Doch, das wirst du!', wurde er von der fremden Stimme des Mannes angeblafft. 'Schließlich wird sie bestimmt wieder ein Konzert geben. Und du wirst dabei sein, hast du verstanden?'

Endlich war die Schule vorbei. Hastig schnappte sich Nick seine Sachen und lehnte an der Mauer, als er Julie herauskommen sah. Kurz winkte er ihr zu. Sie bemerkte ihn nicht sofort, kam jedoch herbei, als sie ihn heftiger winken sah.

"Kann ich was für dich tun?", hörte er ihre liebliche Stimme.

"Wie hast du das gemacht?"

Fragend hob sie ihre Brauen. "Was gemacht?"

"Wenn du Konzerte gegeben hast, dann hattest du Hologramme bei dir. Sie sahen so echt aus. Wie hast du das gemacht?"

Für einen Moment veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Nur um im nächsten Moment wieder steinhart zu werden.

"Mit einem Beamer. Das hab ich doch gesagt", sprach sie. nick glaubte ihr nicht. Ihre Stimme sprach Bände. Sie log. Aber wieso?

'Weil das Geister waren, du Idiot! Manchmal frage ich mich, wieso ich in deinen Körper gefahren bin, anstatt mir einen anderen zu greifen!'

Nick wollte der Stimme etwas entgegnen, doch Julie stand noch immer vor ihm.

"Wenn du das mit einem Beamer gemacht hast, dann kannst du uns das doch mal vorführen?", wollte er mit leiser Stimme wissen.

'Guter Schachzug. Jetzt kann sie sich nicht herauswinden. Das hätte ich nicht von dir erwartet, Nick.'

Verunsichert räusperte Julie sich und spielte mit einem losen Faden, der aus ihrem Jackenärmel hing. "Das ist nicht so einfach, wie du dir das vorstellst", versuchte sie sich herauszureden. "Ich habe spezielle Effekte, die ich nicht einfach zeigen kann. Es dauert stunden, bis ich sie vorbereitet habe."

'Eine glatte Lüge. Ich würde ihr nicht glauben.'

"Stunden? Wenn du gesungen hast, ist das sehr schnell passiert", entgegnete er und verschränkte die Arme vor dem Körper.

Sie senkte den Kopf. "Schließlich habe ich mich vorbereitet."

Nick schüttelte den Kopf, presste die Lippen aufeinander. "Das kann ich dir nicht glauben, Julie. Die anderen kannst du für dumm verkaufen, doch mich nicht!"

Wütend drehte er sich weg und stampfte davon.

"Alles okay bei dir?", wollte Flynn wissen, als sie zu Julie trat.

Die Angesprochene schüttelte den Kopf und versuchte ruhig zu bleiben. "Es ist alles vorbei. Ich muss nach Hause und die Jungs warnen."

Flynn hob eine Braue. "Wieso?"

"Das mit den Hologrammen hat scheinbar nicht funktioniert. Nick wollte wissen, wie ich sie mache."

"Bitte was?!"

Julie nickte. "Ja, er war vorhin hier und hat mich ausgefragt."

Flynn drehte sich vom Schulgebäude. "Dann lass uns zu dir. Ein Krisengespräch wartet auf uns."

Keiner von ihnen ahnte, dass jemand die zwei belauscht hatte.

Julie and the Phantoms - Season 2Where stories live. Discover now