15. Concert

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Sie versammelten sich alle in der Aula. Es war ein früher Morgen und es mussten noch einige Erledigungen abgehalten werden. Als die Lehrerin in die Aula trat, verstummten die Schüler und Schülerinnen. Sie lächelte allen zu und setzte sich auf den Bühnenrand. Mehrere Augenpaare folgten ihr.
"Wenn wir dann alle vollzählig sind, sollten wir uns überlegen, wie die Bestuhlung aussehen soll", begann sie und teilte einige Zettel aus. Julies Augen huschten über die engbedruckten Zeilen. Flynn, die neben ihr stand, musterte das Blatt mit skeptischem Gesicht.
"Also das ist ja wohl die Höhe", empörte sich Carrie und verschränkte die Arme vor der Brust.
"Wie ich sie vermisst habe", flüsterte Flynn und konnte sich ein Augenrollen nicht verkneifen.
Ihre Lehrerin wandte sich der Schülerin zu. "Was gibt es zu bemängeln, meine Liebe?"
Carrie lachte abfällig und deutete auf das Blatt. "Das alles!"
Noch vor den Augen ihrer Lehrerin zerriss sie es und pfefferte es in eine Ecke, um im nächsten Moment aus der Aula zu stürmen. Ihr Gefolge tat es ihr gleich.

Einige Zeit später hatten sie alles, was auf den Zetteln stand, umgesetzt und die Türen für die Gäste geöffnet. Der Andrang war groß und Julie hatte es nicht erwartet, dass so viele Leute kommen würden. Sie freute sich, ihren Bruder zu sehen, der neben ihrem Vater saß und breit lächelte. Auch ihre Tante war da – genauso Luke, Reggie und Alex, die in der ersten Reihe saßen. Julies Herz flatterte etwas schneller, als sie Lukes Lächeln erblickte und mit schwerem Herzen hinter den Vorhang trat, wo sich der Backstage-Bereich befand.
Flynn grinste, als sie das Gesicht ihrer Freundin erspähte. "Dein Lover ist auch da, nehme ich an?"
Julie räusperte sich. "Er ist nicht mein..."
Flynn knuffte sie in die Seite. "Und ob er es ist." Sie hielt für einen Moment inne. Ihr Gesicht wurde besorgt, als die nächsten Worte aus ihrem Mund kamen. "Nick ist auch da. Hoffentlich kriegen sich die zwei nicht in die Haare."
Fragend hob Julie die Augenbrauen. "Wieso denn das? Sie kennen sich doch gar nicht?"
"Nick steht doch auch auf dich. Und mir ist schon klar, dass sich die zwei nicht kennen. Aber... auch egal."
Sie wandte sich an Dean, der mit einem Getränk in der Hand herbeigeeilt kam und es Flynn reichte. Dankend nickte sie ihm zu und trank einen Schluck aus dem Becher.

"Wir freuen uns, dass ihr so zahlreich erschienen seit, um diesem Konzert zu lauschen", begann die Lehrerin, woraufhin das Publikum lautstark zu jubeln begann. "Wir hatten in den letzten Tagen eine Projektwoche und die Schüler sowie Schülerinnen werden in Gruppen ihre Arbeiten vorstellen. Von Musik bis Literatur und Tanz ist alles dabei. Ich hoffe, ihr genießt den Abend."
Sie verschwand von der Bühne, woraufhin die Leute erneut klatschten. Wenige Sekunden später trat die erste Gruppe auf. Ein Tanz, kombiniert mit einer wunderschönen Illustration, wurde aufgeführt. Begeistert wurde am Schluss applaudiert.

"Das lief doch super", sage Flynn, als die erste Pause begann und Julie aufgeregt auf ihrem Stuhl herumrutschte.
"Mal sehen, ob wir auch gleich gut abschneiden werden."
"Wieso sollte es nicht gut sein?"
Julie zuckte mit den Schultern und spielte mit einer Haarsträhne. "Bei Carrie weiß man nie, was sie im Schilde führt. Leiden kann sie mich nicht. – und ich auch nicht."
"irgendwann kriegt sich die Kuh wieder ein."
Julie lachte und schüttelte ihren Kopf, sodass die Haare nur so flogen. "Das glaubst du doch selbst nicht."
Flynn stand auf und stellte sich hinter ihre beste Freundin. "Jetzt halt schon still, damit ich dir die Haare machen kann."
Die Angesprochene seufzte und schloss für einen Moment ihre Augen. Sie spürte wie Flynn ihre Haare zu einem enganliegenden Zopf flocht. Kurz zog es an ihrer Kopfhaut, doch sie schwieg. Versuchte den Trubel ihrer Gedanken zu ordnen. Es war schon schlimm genug, dass ihr Herz einen Salto schlug. Und das würde sich nicht ändern, wenn sie auf der Bühne stand. Ihre Sorgen, dass Carrie etwas Schlimmes aushecken würde, wollten sich nicht verflüchtigen.
"Wann darf ich endlich in den Spiegel blicken?"
Flynn verdrehte die Augen. "Wenn ich es dir sage, Julie."
"Tolle Antwort", grummelte sie und holte tief Luft.
Als Flynn vor ihr stand, erschreckte sich Julie für einen Moment. Ihre Freundin musste kurz lachen, doch führte sie im nächsten Moment zu einem Spiegel.
"Jetzt kannst du schauen", forderte sie mit sanfter Stimme und löste sich von Julie. Diese öffnete ihre Augen und stockte. Die Haare waren in sanften Strähnen zu einem Zopf geflochten. Ein anderer Teil fiel sanft über ihre Schultern und umrahmte ihr Gesicht. Sie drehte sich zu Flynn, welche verunsichert auf ihrer Lippe kaute. "Gefällt es dir nicht?"
Julie lächelte. "Es sieht wunderschön aus", erwiderte die Angesprochene und umarmte Flynn. "Danke dir."
Flynn lächelte und deutete auf die Uhr. "Wir sollten los. Die Pause ist vorbei."
Julie nickte und trat auf die Bühne. Der Vorhang war geschlossen und sie konnte die schemenhafte Gestalt ihrer Lehrerin erkennen, die eine kurze Anmoderation beendete.
Der tosende Applaus drang zu ihr durch und Julie schritt durch den Vorhang. Neben sich erblickte sie Carrie, die professionell lächelte und Julie ein Mikrofon in die Hand drückte. Sie nickte, stellte sich zum Flügel und legte die freie Hand auf die Tasten. Dann begann sie zu spielen.
In der Aula war es still. Alle schienen dem Gesang und des Flügels zu lauschen. Erst als die letzten Töne erklangen, brandete lauter Jubel aus. Die beiden Schülerinnen verbeugten sich und gingen von der Bühne ab, um dem nächsten Paar platzzumachen.
Auch die nächsten Gruppen waren ein voller Erfolg. Der Saal jubelte und machte zum Abschied eine Standing-Ovation. Die Gruppen bedankten sich zu gingen von der Bühne ab.

"Was machst du jetzt?", wollte Flynn wissen, als beide im angrenzenden Raum ihre Sachen zusammenpackten.
"Ich glaube, ich gehe jetzt mit allen nach Hause und werde mich ausruhen. Wieso?"
"Wir könnten doch alle was essen gehen."
Julie grinste. "Eine gute Idee."
Beide traten aus dem Bereich und liefen zu ihren Familien. Ihr Bruder lächelte und drückte seine Schwester an sich, als sie sich zu ihm kniete.
"Das war super", rief er begeistert und wollte sie nicht mehr loslassen. Ihr Vater lächelte und legte seiner Tochter eine Hand auf die Schulter.
"Ich fand es auch super", meinte Luke und schenkte ihr ein zaghaftes Lächeln, woraufhin Julie errötete.
"Danke", meinte sie und schaute kurz zu Boden. "Zur Feier des Tages können wir alle etwas essen?"
Carlos grinste. "Au ja! Das ist super. Ich hab Hungers."
Julie musste lachen und strich ihm über den Kopf. "Dann solltest du was essen, damit du groß und stark wirst, hmm?"
Er zog einen Schmollmund. "Ich bin schon groß und stark."
Julie lächelte, drückte ihn kurz an sich. "Damit du noch stärker wirst."
Er nickte. "Um dich vor bösen Menschen zu schützen."
In ihrem Hals formte sich ein kleiner Kloß. So emotional hatte Julie ihren kleinen Bruder seit einer langen Zeit nicht mehr erlebt. Schweigend nickte sie und erhob sich.
Flynn kam herbei und nickte. "Also wenn alle nichts dagegen haben, könnten unsere Familien gemeinsam etwas essen."
"Das ist eine gute Idee", schlug Julies Tante vor und lächelte Flynn an.

Julie and the Phantoms - Season 2Where stories live. Discover now