14. Final Cut

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Wie im Flug waren die Tage vergangen. Julie hatte sich zusammengerissen und war nicht auf die Anschuldigungen ihrer Mitschülerin eingegangen.

Nun standen sie hier. In der Aula, wo in einem Tag die Projektwoche vorgestellt werden sollte.

Bevor alle in den wohlverdienten Feierabend gehen konnten, musste noch eine letzte Generalprobe absolviert werden.

Flynn stand neben Dean, Julie neben Carrie. Kurz glitt ihr Blick zu der Mitschülerin. Kein wissendes Lächeln, keine spöttische Bemerkung. Es kam Julie merkwürdig vor, doch sie versuchte ihre Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Es war schließlich die letzte Probe vor dem morgigen Großauftritt. Und wenn jetzt was schiefging, dann wäre es ein gutes Zeichen.

Zumindest sagten die meisten, das wenn bei Generalproben etwas schieflief, der Auftritt am nächsten Tag gutlaufen würde. Die junge Schülerin konnte dem nur ansatzweise Glauben schenken.

Die Lehrerin klatschte in die Hände und holte Julie somit aus ihrer kleinen Blase.

"Schön euch alle zu sehen", sprach sie und lief auf der Bühne umher. Fast könnte man meinen, dass es ein aufgescheuchtes Rehkitz wäre. Julie schüttelte den Kopf und versuchte nicht an kleine Rehkitz zu denken. "Heute haben wir uns hier versammelt, um noch ein letztes Mal alles durchzugehen. Denn schließlich ist ja morgen der große Tag. Und alle werden kommen."

Wenn ihre Lehrerin

alle

meinte, dann würden wirklich alle kommen: Eltern, Schüler und Lehrer aus Parallelklassen. Die Aula würde rappelvoll werden.

Sie war das zwar gewöhnt, aber bekam trotzdem Angst vor dem morgigen Tag. Noch nie war es so voll an ihrer Schule gewesen, wie es vermutlich am morgigen Tag der Fall sein würde.

"Und wer ist denn wann dran?", wurde sie von einer dunkelhaarigen Mitschülerin aus ihren Gedanken gerissen. Unwillkürlich verdrehte Julie die Augen. Wie konnte man einen Ablaufplan so schnell vergessen?

"Das ist ein gutes Stichwort", setzte die Lehrerin an und kramte dabei in ihrer Tasche. "Wir sollten uns einen anderen Ablaufplan überlegen. Ich habe einen Vorschlag zu machen." Sie hielt inne und hob einen Stapel an Blättern in die Höhe. "Carrie, Julie? Könnt ihr diese Blätter bitte an eure übrigen Mitschüler verteilen?"

Julie war die erste, welche zu ihrer Lehrerin trat und eine Hälfte des Stapels an sich nahm, um diese zu verteilen.

Als sie fertig waren, standen beide wieder auf ihren Plätzen und studierten die Papiere.

"Ich finde es gut, wie es jetzt ist", meinte Flynn und lächelte kurz in Julies Richtung. Andere, die Flynns Meinung waren, nickten oder murmelten Zustimmungen. Wieder andere enthielten sich. und Carrie mit ihren Mitstreiterinnen versuchte einen lautstarken Protest vom Zaun zu brechen. Ihre Lehrerin konnte diesen schnell unterbinden.

"Dann würde ich sagen, dass wir mit dem ersten Viererblock beginnen", schlug die Lehrerin vor.

Die ersten Auftritte verliefen reibungslos. Nach einer kurzen Pause begann der nächste Block, der auch gut verlief. Im dritten, als Carrie und Julie an der Reihe waren, gab es einige Schwierigkeiten, sodass sich der Auftritt leicht in die Länge zog. Flynn und Dean waren die letzten, die das große Konzert am morgigen Tag beenden würden.

Ihre Darbietung lief gut. Zwar gab es auch hier einige Probleme, doch die würden morgen, so hoffte Julie, nicht auftauchen. Und wenn doch, dann war das natürlich. Es konnte nicht immer alles glattlaufen.

"Das ist doch super gelaufen", sagte Mrs. Harrison und lächelte ihre Schüler an. "Morgen wird es perfekt laufen. Da bin ich mir sicher. Und jetzt ab mit euch. Genießt eure freien Stunden und schlaft euch aus. Nicht, dass ihr übernächtigt seit."

Julie lächelte und packte ihre Sachen zusammen. Flynn lief mit ihrer Tasche hinterher.

Draußen an den Fahrrädern schwangen sich die zwei auf ihre und radelten gemütlich nebeneinanderher.

"Das ist doch gut gewesen", meinte Flynn und schaute über ihre Schulter.

Julie nickte. "Hoffentlich führt Carrie nichts im Schilde."

Ihre Freundin bremste ab, sodass Julie ebenfalls anhalten musste. "Warum sollte sie? Ihren eigenen Auftritt will sie sich bestimmt nicht versauen."

Nachdenklich nickte Julie und fuhr weiter. "Hast recht. Aber danach? Während der Zeit war sie doch auch ganz schön bissig."

"Stimmt. Aber vielleicht hat sie sich geändert."

"Das kann ich zwar nicht glauben, aber..."

"Aber?"

Fragend hob Flynn eine Braue in die Höhe und bog nach links ab. Julie folgte ihr. Dabei zuckte sie mit den Schultern.

"Es gibt kein aber."

"Das glaub ich dir nicht."

"Ist aber so", meinte Julie und fuhr ein Stück schneller.

Nach einer Weile verabschiedeten sich die zwei voneinander. Julie bog in ihre Straße ein und Flynn in die ihre.

Vor der Garage saß Luke und lächelte, als er Julie erblickte. Eilig stellte sie ihr Fahrrad ab und drückte ihn fest an sich.

"Da hat wohl jemand Bedürfnis nach Kuscheln?", neckte er sie und hob die junge Frau lachend in die Höhe, woraufhin sie ihm gegen den Rücken schlug.

"Lass mich runter", quiekte Julie und versuchte sich aus seinem Griff zu lösen.

"Und wenn ich nicht will?", flüsterte er mit leicht anzüglicher Stimme, woraufhin sie augenblicklich rot wurde. Luke lächelte und drehte sich galant um. Nur um im nächsten Moment die Tür mit dem Fuß aufzustoßen und Julie auf das gemütliche Sofa zu werfen. Kurz schrie sie auf, hielt inne, als sein Gesicht ihrem ganz nahekam.

"Luke."

Leise, fast schon flüsternd, kam das Wort über ihre Lippen. Er schwieg, schloss die Augen und legte seine warmen Hände um ihren Kopf. Im nächsten Moment lagen seine vollen Lippen auf ihren.

"Ja?", wollte er atemlos wissen und bettete ihren Kopf in seinen Schoß.

"Ich", begann sie und schluckte.

"Hmm?"

Grinsend boxte sie ihm spielerisch in den Bauch, woraufhin er Julie zu kitzeln begann.

In ihrer Aufregung und ihrem glücklichen Dasein bemerkten sie nicht, wie ein düsterer Schatten am Fenster stand und die zwei beobachtete.

Julie and the Phantoms - Season 2Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora