Kapitel 3

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„Und wie war euer erster Abend in Familie?" Mel hüpfte wie ein Gummiball neben mir her. Genervt rollte ich die Augen. Bis vor kurzem gab es noch andere Gesprächsthemen als meinen Stiefbruder. Doch die Zeiten schienen vorbei zu sein.

„Als ich nach Hause kam, herrschte dicke Luft. Sie hatten sich gestritten und Maksim wurde auf sein Zimmer geschickt, wo er das Abendessen verpasste. Sarah ging später zu ihm hoch und stellte ihm einen Teller vor die Tür. Allerdings stand der heute Morgen noch ebenso unberührt da. Wie das Abendessen selber war, kannst du dir ja denken..." Missmutig lief ich neben Mel her.

Maksim hatte so eine schlechte Stimmung hinterlassen, dass so gut wie kein Gespräch aufkam. Mir war es nur recht, denn so konnte ich meine wirren Gedanken wieder auf die richtigen Pfade bringen.
Nach dem Essen schlich ich dann in einem großen Bogen um seine Tür, um ja nicht wieder in die Höhle des Löwen gezogen zu werden. Aber davon konnte ich Mel wohl kaum berichten. Ach übrigens, ich habe meinen Bruder nackt gesehen und er hat mir seinen Daumen in den Mund gesteckt. Das hat mir auch noch unbeschreiblich gut gefallen und nun schulde ich ihm etwas. Die Gedanken an die Reaktionen meines Körpers verdrängte ich so gut wie eben möglich. Wahrscheinlich war das nur die Aufregung gewesen. Anders konnte ich es mir nicht erklären.

„Sag mal Lea, kommst du am Freitag mit zu Lydias Homeparty?" Ich war kein großer Fan von Partys und auch nicht von Lydia, aber was solls. Sie hatte sturmfrei und schon jetzt sagten alle, dass es DIE Party des Jahres wird.

„Ja klar."

„Oh, wie cool! Weißt du, ob Maksim auch kommt?" Im letzten Moment konnte ich mir ein abfälliges Schnauben verdrücken. Als wir im Klassenzimmer ankamen, schien eine Antwort auf die Frage allerdings überflüssig. Lydia saß auf Maksims Schoß. Er hatte eine Hand tief in ihrem langen, lockigen Haar vergraben, die andere besitzergreifen um sie geschlungen. Er schien sie nahezu aufzufressen. Als er seine Lippen von ihren löste, schaute sie völlig entrückt zu ihm auf. Doch sein Blick war auf mich gerichtet.

„Guten Morgen, Schwesterherz. Ich hoffe, du hattest eine angenehme Nacht?" In seinem Blick hingen noch mehr Worte, aber ich weigerte mich diese zur Kenntnis zu nehmen. Ich würde vor der versammelten Klasse sicherlich nicht auf den gestrigen Vorfall eingehen.

„Bestens, danke der Nachfrage." Mein aalglattes Lächeln schien ihm zu missfallen. Nicht, dass mich das in irgendeiner Weise tangierte. Genauso wenig, wie ich Notiz davon nahm, wie Lydia sich während der Schulstunden Maksim nahezu aufdrängte. Wie sie seinen Arm zu sich zog, um ihre Brüste daran zu drücken...

Ich zwang mich dazu dem Unterricht zu folgen. Doch meine Blicke glitten immer wieder wie von selbst zu den beiden. Mittlerweile hatte sich Maksims Hand gefährlich weit oben auf Lydias Schenkel gestohlen und strich laszive Kreise auf der nackten Haut. Es fehlte nicht mehr viel bis zum Saum von ihren Rock. Doch gerade als seine Finger wie zufällig darunter glitten, drehte er leicht den Kopf und sah mich direkt an.

Ertappt. Unwillkürlich hatte ich beim Beobachten den Atem angehalten, den ich nun so unauffällig wie möglich wieder ausblies. Ich zog eine abfällige Grimasse, zumindest hoffte ich, dass er daraus entnahm, dass ich generell ein solches Benehmen ablehnte, nicht nur bei den beiden. Ich wandte mich demonstrativ ab und würdigte sie keines weiteren Blickes.

Ich hielt diese Position bis zum Ende der Stunde aufrecht und hätte beim Gong der Glocke zum Ende der Schulstunde fast vor Erleichterung laut aufgeschluchzt. Aber ich hatte mich zu früh gefreut. Wir hatten noch einen Kurs in dieser Konstellation. Die nächste Lehrerin ermahnte Lydia mehrfach, dem Unterricht konzentrierter zu folgen, bis sie schließlich die Nase voll hatte.

„Maksim, könntest du dich bitte zu deiner Schwester setzen. Ich habe den Eindruck, du stellst eine zu große Ablenkung für Lydia dar." Mädchenhaftes Gekicher breitete sich in der Klasse aus und auch Lydias Proteste halfen nichts. Maksim schien sich daran nicht zu stören und packte umgehend seinen Kram zusammen, während mein Gesicht immer weiter an Farbe verlor. Oh nein, bitte nicht... Doch Widerworte meinerseits hätten auch nichts gebracht. Schließlich war neben mir der einzige noch freie Platz. Niemand saß freiwillig neben dem Klassenstreber.

Breit grinsend setzte Maksim sich zu mir. Ich ignorierte ihn so gut ich konnte, bis er sich mit seinem unglaublich männlichen Duft zu mir umwandte und mir ins Ohr flüsterte.

„Hat dir die Show gefallen, Printsessa?" Ich ignorierte ihn. „Denk dran, du gehorchst mir." Ein Schauer lief durch meinen Körper, bevor ich mich entsetzt zu ihm umdrehte.

„Du sagtest einen Gefallen, nicht mehr!", zischte ich ihm beunruhigt zu. Nervös sah ich mich um. Hoffentlich nahm niemand Notiz von uns.

„Ja, aber das war doch bevor ich wusste, was für eine unartige Schwester du doch bist. Was wohl die anderen sagen würden, wenn sie wüssten, wie sehr dir mein Daumen in deinem Mund gefallen hat. Und das auch noch, während ich nackt vor dir stand." Ein selbstgefälliges Grinsen begleitete seine Worte.

„Das betrifft dich genauso sehr wie mich!"

„Ja, aber was habe ich zu verlieren? Mich kennt hier niemand. Sobald ich volljährig bin, werde ich abhauen und niemand wird mich je wieder sehen. Aber du, bei dir sieht die Sache ganz anders aus. Du bist Schulsprecherin, alle kennen dich und sehen zu dir auf. Die fleißige, kleine Lea." Sein Spott entfachte gleichzeitig Wut und Angst in mir. Er würde das doch nicht weiter erzählen, oder? Ich hatte nicht mal meiner besten Freundin anvertraut, was da gestern zwischen uns war! Geschweige denn wollte ich, dass die ganze Schule davon erfuhr! Nicht mal vor mir selbst gestand ich ein, wie ich auf ihn reagierte!

Misstrauisch beäugte ich ihn. Doch aus seinem abfälligen Grinsen ließ sich nicht ableiten, wie ernst es ihm war. Ich atmete langsam ein und wieder aus, bevor ich meine Beherrschung zurück erlangt hatte.

„Gut", stimmte ich zu. So schlimm konnte es doch nicht werden, oder?

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Verbotenes Verlangen: durch dich verdorbenWhere stories live. Discover now