Kapitel 2

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Der Tag zog sich weiter hin und am Nachmittag hatte ich noch eine Schulratssitzung. Abends kam ich endlich zuhause an. Erschöpft ließ ich meinen Rucksack auf die Treppe gleiten, um ihn später hoch in mein Zimmer tragen zu können. Doch noch beim Schuhe ausziehen spürte ich die veränderte Stimmung im Haus. Normalerweise waren Juri und Sarah zu dieser Zeit in der Küche und besprachen die Ereignisse des Tages. Einer von beiden kochte dabei für gewöhnlich. Beide waren zwar in der Küche, aber niemand kochte und auch geredet wurde nicht. Ein Blick auf meine Mutter zeigte mir, dass sie vor kurzem Tränen vergossen haben musste.

„Was ist passiert?" Meine Stimme, nicht mehr als ein Flüstern, kam mir immer noch viel zu laut in der Küche vor. Juri ergriff das Wort.

„Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung mit Maksim. Er muss erst noch seinen Platz kennen lernen. Hoffentlich bald." Die letzten Worte brummte er mehr zu sich. Unterdrückter Ärger ließ seinen russischen Akzent stärker durchklingen als sonst. Juri war mein Vater solange ich denken konnte. Er war streng, aber wenn man sich an seine Regeln hielt, kam man gut mit ihm aus. Ich nahm an, darin lag das Problem mit Maksim. Ich kannte ihn zwar noch nicht, aber er machte auf mich nicht den Eindruck, als würde er gerne die Regeln anderer befolgen. Ich nickte stumm und entschied mich für den Rückzug. Mit meinem Rucksack auf der Schulter schleppte ich mich die Treppe hoch.

Vom oberen Treppenabsatz gingen vier Türen ab. Auf der linken Seite befand sich das Schlafzimmer der Eltern, gegenüber der Treppe das Bad und auf der rechten Seite das bisherige Gästezimmer, welches nun für Maksim hergerichtet war. Dahinter lag mein Zimmer. Ich schlich an Maksims Zimmer vorbei, weil ich keine Lust auf eine weitere Konfrontation hatte. Nicht, dass ich mich von ihm aus der Ruhe bringen ließe. Aber ich musste ihn auch nicht unnötig provozieren. Die Tür war angelehnt und ich konnte nicht anders, ich spähte hinein. Doch auf das, was ich nun sah, war ich nicht vorbereitet.

Unwillkürlich erstarrte ich und schaffte es nicht mich von dem Anblick, der sich mir bot, loszureißen. Maksim war offenbar kurz zuvor noch unter der Dusche gewesen. Mit einem Handtuch um die Hüften geschlungen stand er mit dem Rücken zu mir und holte sich frische Wäsche aus dem Kleiderschrank. Das Wasser tropfte aus seinem fast schwarzen Haar und sammelte sich weiter unten im Handtuch. Fasziniert betrachtete ich das Muskelspiel und entdeckte ein weiteres Tattoo auf seinem Schulterblatt.

Bevor ich es deuten konnte, bemerkte er mich in der verglasten Schranktür als er eben diese schloss. Ein Lächeln breitete sich langsam auf seinem Gesicht aus, bevor er seine Hand betont langsam seinen Oberkörper hinunter gleiten ließ. Sein Blick auf mich gerichtet löste er das Handtuch und sah mich herausfordernd an, als es daraufhin lautlos zu Boden glitt. Mir stockte der Atem. Ich hielt seinem Blick kurz stand bevor er wie hypnotisiert dem Handtuch folgte. Das Tattoo, welches mir schon bei unserer ersten Begegnung aufgefallen war, war nun gut sichtbar. Ein vierblättriges Kleeblatt zierte seinen Schambereich. Mein Blick glitt jedoch weiter hinab. Ich hatte noch nicht viele nackte Jungs gesehen und starrte entsprechend schamlos auf seine Männlichkeit.

„Willst du mal anfassen, Schwesterherz?" Fassungslos schoss mein Blick zurück zu seinen Augen. Das konnte doch nicht sein ernst sein? Maksim drehte sich um und lief zielstrebig auf mich zu. Ich war zu keiner Bewegung fähig. Wie magisch angezogen glitt mein Blick wieder an ihm hinab. Als er vor mir stand, nur noch die angelehnte Tür zwischen uns, begegnete ich wieder seinen dunklen Augen.

„Letzte Chance", flüsterte er mir zu.

„Fick dich!", zischte ich ihm aufgebracht entgegen und knallte die Tür vor seiner Nase zu. Oder zumindest versuchte ich es. Bevor ich sie schließen konnte, fing er sie ab und zog mich mit einer flüssigen Bewegung in sein Zimmer. Die Tür schlug hinter mir zu und ich wurde mit dem Rücken dagegen gedrückt. Maksim baute sich vor mir auf, beide Hände um meinem Kopf abgestützt. Bestürzt bemerkte ich, wie ein aufgeregtes Kribbeln in meinem Bauch immer größere Wellen durch meinen Körper schlug. Mit großen Augen begegnete ich Maksims Blick. Seine Augen waren braun mit goldenen Sprenkeln und beunruhigend nah.

„Wenn du auf meinen Schwanz starrst und dann noch das Wort ficken in deinen hübschen Mund nimmst, musst du mit Konsequenzen rechnen, Printsessa." Ein Schauer durchfuhr mich bei seinen rau geflüsterten Worten. Ein leichter russischer Akzent hatte sich in seine Worte geschlichen. Hilflos erwiderte ich seinen Blick. Mein Körper schien in Schockstarre verfallen zu sein. Maksims frischer Duft aus Duschgel und etwas unwiderstehlich männliches, was wohl sein eigener Duft zu sein schien, beeinträchtigten meine Sinne. Ein Tropfen löste sich aus seinem Haar und fiel mir auf die Wange. Mit dem Daumen wischte er den Tropfen ab und fuhr damit anschließend sanft über meine Unterlippe.

„Unartige Printsessa." Der Druck auf meiner Unterlippe verstärkte sich und ich öffnete wie unter einem Bann den Mund. Als sein Daumen sich langsam in meinen Mund schob konnte ich nicht anders. Ich führte meine Zungenspitze an seiner Fingerkuppe entlang und probierte ihn. Er zog scharf die Luft ein und sein Blick verdunkelte sich.

„Vielleicht sollte ich dir dein kleines vorlautes Mundwerk mit meinem Schwanz stopfen." Die Worte rissen mich endlich aus meiner Erstarrung. Doch als ich mein Gesicht abzuwenden versuchte, umfasste seine restliche Hand mein Kinn, den Daumen fest in meinem Mund verankert. Doch bevor ich beherzt zubeißen konnte, ließen mich seine nächsten Worte wieder inne halten.

„Wage es ja nicht Printsessa oder du wirst es bereuen." Sein tiefes Knurren überzeugte mich. Tief aus seiner Brust klang es gefährlich wie bei einem wilden Tier. Wie hatte ich mich nur in diese Situation bringen können? Mit meinem nackten Bruder!

„Lea?!" Sarahs Stimme drang gedämpft aus dem unteren Stockwerk zu uns hinauf.
„Lea kommst du bitte, das Abendessen ist fertig." Alarmiert sah ich zu Maksim auf. Ihm schien die ganze Situation viel zu sehr zu gefallen. Bettelnd sah ich ihn an und flehte stumm darum, dass er mich losließ, bevor Sarah hoch kam um mich zu holen. Nicht auszudenken, was sie hierzu sagen würde!

„Du willst, dass ich dich loslasse?" Ein leichtes Streicheln seines Daumens begleitete seine Worte. Kurz unterlag mein Verstand meinen körperlichen Empfindungen und nur im letzten Moment konnte ich ein aufkommendes Stöhnen unterdrücken.

„Wenn ich dich jetzt gehen lasse, habe ich etwas gut bei dir, Printsessa. Du stehst in meiner Schuld." Tja, was sollte ich anderes machen? Ich nickte leicht und endlich ließ er mich aus seinen Fängen, nicht ohne noch einmal seinen Daumen über meine empfindliche Zunge streichen zu lassen. Fasziniert von den Empfindungen, die seine intime Geste bei mir ausgelöst hatten, entschlüpfte mir ein leises Stöhnen, bevor ich es länger zurück halten konnte. Sofort stieg mir eine heiße Röte in die Wangen.
Er wusste es. Die Erkenntnis wuchs in seinen Augen. Maksim wusste, wie sehr mir gefallen hatte, was er tat. Und das Wissen darum beunruhigte mich noch viel mehr, als die Wirkung, die er tatsächlich auf mich hatte. Wenn ich nicht aufpasste, würde er dieses Wissen gnadenlos gegen mich verwenden. Ich schluckte schwer bevor ich mich endlich abwandte und durch die Tür verschwand.

Verbotenes Verlangen: durch dich verdorbenWhere stories live. Discover now