Kapitel 47

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Ich schob sie aus dem Raum und verschloss die Tür hinter der Coproduzentin. „Das Biest ist wirklich nervig. Vielleicht solltest du sie töten." Erschrocken von der Stimme, drehte ich mich um.

Eben war der Raum leer gewesen, doch nun lehnte ein gutaussehender, ca. 18 Jahre junger Mann an der Wand. Er trug Jeans, ein T-Shirt und darüber ein geöffnetes Karohemd.

In seinen Mundwinkel hatte er sich einen hölzernen Zahnstocher geklemmt. Er sah aus, als wäre er einem guten 80-er Film entflohen. Dass die Temperatur in dem Raum gesunken war, merkte ich erst, als ich zu frösteln begann.

„Schickes Kostüm. Wer bist du?" Seine Mundwinkel zogen sich frech nach oben, sodass der Zahnstocher bedrohlich wackelte. Er nahm diesen jedoch heraus und steckte ihn in seine Jackentasche, während er mir nähre kam.

Ich hielt ihn jedoch eine Armlänge entfernt von mir, indem ich ihn sanft von mir wegdrückte. „Ich bin Jason Dean und du Schönheit?" Also hatte SweetPea wohl doch keine Lust mehr auf das Theaterstück. Wie schade.

„Ich bin Veronica", stellte ich meine Rolle vor. Er wollte mir über die Wange streiche, doch ich ergriff sein Handgelenk, um ihn davon abzuhalten. Bei der Berührung zuckte ich zusammen, da von dem hölzernen Armband eine Art Stromschlag ausging.

„Du bist nicht Veronica. Ich weiß doch, wie meine Veronica aussieht." Ich ging einen Schritt zurück und strich verwirrt über meinen Arm. Woher kam dieser Stromschlag? „Wie auch immer... Wir proben gleich. Also beeil dich."

Ich wand mich der Tür zu und zog eine Augenbraue nach oben. Er stand bereits dort. „Du warst doch gerade noch hinter mir." Frustriert schüttelte ich den Kopf. „Ich sollte weniger Horrorfilme schauen."

Ich schob mich an ihm vorbei und vermied dabei jeglichen Körperkontakt.

In der Theaterhalle angelangt setzte ich mich zu meinem Bruder in die erste Reihe. „Was habe ich verpasst?", fragte ich ihn und ignorierte Evelyn auf seiner anderen Seite.

Auf der Bühne standen zwei Grüppchen, dessen Leiterinnen sich anzickten. Es war Toni mit zwei der Pretty Poissons und Cheryl mit Veronica und Betty. „Cheryl ist nicht mit Tonis Choreographie einverstanden", klärte er mich auf.

Es dauerte nicht lang, da versuchten sie uns zu beweisen, wer von ihnen besser war, indem sie in einem Duell Candy Store tanzten.

„Bereit für unsere Kussszene Jenna?", fragte SweetPea neben mir. Nun komplett verwirrt schaute ich ihn an. Er trug eindeutig das Kostüm des Jason Deans. „Spielst du jetzt doch mit?"

Ebenso fragend schaute er mich an. „Hat jemand etwas anderes behauptet?" Hier stimmte etwas vorn und hinten nicht. Nach einem kurzen Rundumblick, ob ich den Jungen von vorhin irgendwo sah, schüttelte ich den Kopf.

„Alles gut. Lass uns doch warten, bis die Beiden fertig mit dem diskutieren sind. Ich muss sowieso noch was in der Maske vergessen." Ich wuschelte durch seine Haare und lief zurück zu der Umkleide.

„He Unruhestifter, wo bist du hin?" Direkt hinter mir tauchte er auf und hauchte in mein Ohr; „Ich bin genau hier." Erschrocken aufschreiend machte ich einen Satz nach vorne. „Wer oder was bist du?"

Er lachte düster auf. „Ich würde sagen, ich bin... Tot. Aber sicher nicht mehr lang. Denn du wirst mir helfen, wieder zu leben." Kopfschüttelnd tippte ich mir an die Stirn. „Du hast doch einen an der Klatsche."

Erneut war es so kalt hier. Mit zittrigen Händen holte ich mein Handy aus meiner Tasche. „Aber natürlich bin ich verrückt. Du ja auch. Und gemeinsam sprengen wir deine Schule." So ein Schwachsinn.

Ich hatte von diesem Unfug wirklich genug. Ich rief also Ambrose an und wartete, dass er endlich ran ging. Sobald Stille eintrat, plapperte ich los. „Spar die deine Grußfloskeln, ich brauche deine Hilfe. Ich habe hier wohl einen Geist."

Die Stille in der Telefonleitung blieb bestehen, bis sich der Anrufbeantworter von Ambrose meldete. „Verdammt." Ich legte auf und verstaute mein Handy in der Jackentasche des Kostüms. „Dann wird die Lösung wohl noch warten müssen. Toter, du bleibst hier, störst keinen und wartest, bis ich weiß, wie es weiter geht."

Mit diesen Worten ging ich zurück zu der Truppe. Man hatte sich auf Cheryls Candy Store geeinigt. „Dann kann es ja jetzt losgehen." Ich trainierte eben die Choreographie von 'Dead Girl Walking' als Jughead, welcher auf mein Hady aufpasste, es in die Luft hielt.

„He Jenna, dein Handy klingelt. Irgendein Ambrose." Ich seufzte und schaute mir die Schrittfolge nochmal an. „Geh doch einfach ran." Toni machte die Musik wieder an und probte weiter mit Sweets.

Doch wie das Schicksal es wollte, unterbrach Juggie uns schon wieder. „Er sagt, dass eine gewisse Dorcas dich suche." Nicht die auch noch... „Sag ihm er soll seinen unheiligen Arsch hier her verfrachten!", rief ich als Antwort zu und funkelte ihn drohend an. „Stör bloß nicht nochmal Jones."

Jughead schaute mich unschuldig an. „Ich soll fragen ob er Dorcas mitbringen soll." Gereizt schnaubte ich. „Dass soll er doch bitte selbst entscheiden." Er zuckte mit den Schultern und ich wand mich wieder an SweetPea. Neben ihm stand der tote JD.

„Wirklich, dass du den küssen willst? Der ist doch mehr Schein als Sein." – „Ich mach ne kurze Pause!" Ich löste meine Haare aus dem Zopf und ging in die Umkleide. „Verdammt nochmal!"

Er war lediglich 20 Minuten da und machte mich jetzt schon verrückt. JD stand erneut hinter mir. „Komm schon Süße, vertrau dem Wahnsinn." Ich schlug gegen den Spiegel, welcher in tausend Teile zersprang. Das würde sicher Unglück bringen.

„Jenna, was ist los?" In den Scherben erblickte ich Ambrose. „Ein Geist... Das Theaterstück ist besessen. Interessant, dass er genau dich dafür wählt." Ich drehte mich zu ihm um. „Interessant?" – Das ist schrecklich!" Er legte mir eine Hand auf die Schulter.

„Vielleicht scheint es schrecklich, aber das 'wieso' ist immer sehr interessant. Ich suche eine Lösung, wie wir ihn wieder loswerden. Bis dahin versuchst du die Ruhe zu bewahren. Ich schicke dir Verstärkung." Er drückte mich einmal kurz und verschwand dann wieder. JD hingegen blieb. „Was machen wir jetzt?"

Ernst schaute ich ihn an. Ich sollte Ruhe bewahren? Konnte er haben. „Ich werde jetzt weiterproben", sagte ich entschieden. „Was du tust, ist mir egal."

Ich musste meinen Kopf freibekommen und das fiel mir am leichtesten, wenn ich mich auf was anderes konzentrierte.

Doch das normale Leben war gar nicht so einfach.

Riverdale - Die Stadt voller GeheimnisseWhere stories live. Discover now