Kapitel 1

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Piper POV

Obwohl es schon Ende September war, saß ich noch draußen auf meinem Balkon im ersten Stock und trank eine heiße, noch dampfende Tasse Tee. Ich ließ meinen Blick über die nur leicht befahren Straße schweifen. Es war mittlerweile schon 19:30 Uhr und ich überlegte reinzugehen, als mir eine junge Frau, die nicht viel älter als ich zu sein schien, ins Auge fiel. Nicht nur ihre rot-orangenen Haare erweckten meine Neugier, sondern auch der schwarze Kampfanzug, den sie trug. Er hatte schon mehrere Risse und erinnerte mich an einen, den die Helden in den ganzen Action-Movies anhatten, die ich immer schaute, wenn ich nicht gut gelaunt war. Doch sie sah nicht so aus, als würde sie gerade auf einer Mission sein, sondern als würde sie vor etwas oder eher jemandem verfolgt werden. Kurzerhand und ohne zu überlegen, entschloss ich mich mir meinen Schlüssel zu schnappen und runterzulaufen. Sie sah ziemlich verfroren aus und als ich ihr von hinten auf die Schulter tippte, erschrak sie sich heftig.

Im Nachhinein frage ich mich immer noch, warum ich einfach jemand Fremdes auf der Straße angequatscht hatte. Das war eigentlich eher unüblich für mich, aber ich musste wohl so ein Gefühl gehabt haben.

Die Rothaarige drehte sich nun endgültig zu mir um und blickte mich teils panisch, teils fragen an und als ich ihr anbot zu helfen, sah sie mich nur perplex an und ich fragte mich, ob sie überhaupt meine Sprache sprechen konnte. Plötzlich starrte sie geschockt an den Autos vorbei ans andere Ende der Straße. Dort liefen drei junge Frauen, alle in genau denselben, schwarzen Kampfanzügen wie auch die Rothaarige, was nicht gerade unauffällig war.
Ich drehte mich wieder zu ihr um und bemerkte, dass sie kreideweiß im Gesicht war, weswegen ich sie, ohne auch nur darüber nachzudenken, die Treppe meines Wohnblockes in den ersten Stock zu meiner Wohnung hochzog.

Sie sah immer noch etwas geschockt aus, weshalb ich sie erst einmal im Flur meines Apartments stehen ließ, damit sie sich beruhigen konnte. Versteckt hinter einem Vorhang lugte ich auf die Straße und sah, dass die drei Frauen schnellen Schrittes weiter gingen, sich jedoch immer wieder suchen umblickten. Als sie an meiner Wohnung vorbei waren und am Ende der Straße um die Ecke gebogen waren, atmete ich erleichtert aus. Auch wenn ich immer noch nicht wusste, wem ich gerade eben geholfen hatte oder ob ich jetzt in Schwierigkeiten war.

POV Natascha

Ich ließ meinen Blick durch die kleine, aber trotzdem gemütlich eingerichtete Wohnung schweifen. An den Wänden hingen nur wenig persönlich aussehende Bilder, hier und da lagen ein paar Bücher, aber ansonsten war es mehr oder weniger aufgeräumt.

Ich konnte das Gefühl nicht richtig beschreiben, jedoch fühlte ich mich, warum auch immer, seit den vielen Wochen meiner Flucht endlich wieder sicher.

Ich setzte mich leise auf die gemütlich aussehende Couch und musterte das Mädchen, welches mich gerade davor gerettet hatte, noch einmal den Redroom durchzulaufen. Sie achtete jedoch nicht auf mich und blickte noch etwas länger aus dem Fenster. Mir vielen ihre ihren eisblauen Augen, welche sich in der untergehenden Sonne spiegelten auf, sie hatten etwas an sich, etwas Unbeschreibliches.

Ich erschrak leicht, als die etwas zittrige Stimme meiner Retterin mich aus meinen Gedanken riss. Sie hatte ihren Blick von der Straße abgewannt und ihn nun auf mich gerichtet.

"Wer bist du und warum sind diese Leute hinter dir her?" Sagte sie, mit einer licht angespannten Stimme.

"Lange Geschichte", antwortete ich nur monoton, da ich ihr den Schmerz ersparen wollte. Doch sie ließ nicht locker, was auch verständlich war. Ich saß immerhin gerade in ihrer Wohnung, jedoch wusste sie nicht, auf was sie sich einlassen würde und das wollte ich diesen lebendigen Augen ersparen.

"Ich habe genug Zeit", ihre Stimme beruhigte mich in irgendeiner Weise, aber ich wusste nicht, ob ich dem Mädchen, was ich gerade erst kennengelernt hatte, überhaupt vertrauen konnte.

About Blue and GreenWhere stories live. Discover now