eight

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Sanft krault Jay durch die Haare ihres Sohnes. Sein Kopf liegt auf ihrem Schoß. In seinen Wimpern sind Tränentropfen verfangen und seine Augen sind schwer, weswegen er häufig blinzelt. Er hält sich ein Taschentuch an die Nase und lässt zittrig die Luft aus seinen Lungen. Sein Körper ist fest in die Decke gewickelt und er versucht sich nur auf die beruhigende Berührung seiner Mutter zu konzentrieren. Louis schnieft.

Im selben Moment hört er seinen Stiefvater seufzen. Der Junge sieht zu seiner offenstehenden Zimmertür. Gähnend fährt sich Jays Lebensgefährte über die Schläfen und Augenlider, während er am Türrahmen lehnt. Louis weiß, dass er heute einen langen und schwierigen Arbeitstag hatte und das schlechte Gewissen in ihm wird größer. Er möchte das unangenehme Gefühl im Hals hinunterschlucken. Krampfhaft kneift er seine Augen zusammen, als die Übelkeit in ihm hochsteigt.

Heute möchte er nicht mehr schlafen. Auch in den nächsten Tagen würde Louis gerne auf das Schlafen verzichten.

Louis konnte diesen Abend eigentlich sogar recht schnell einschlafen. Jedoch wurde sein Glück mit einem Albtraum zerstört. Er kann sich gar nicht mehr an die Bilder erinnern, aber der Schock und die Angst sitzen tief. Zu tief, um es einfach zu verdrängen. Tief atmet Louis durch, als er merkt, dass er erneut kurz davor war zu weinen. Das muss aufhören, sein Kopf schmerzt davon schon zu sehr.

"Ich lege mich wieder hin, wenn das in Ordnung ist", meldet sich Louis' Stiefvater zu Wort und der Junge nickt. Er setzt sich schniefend auf, die zarte Hand seiner Mutter gleitet aus seinen Haaren.

"Geh du auch schlafen, Mum."

Jays Augenbrauen ziehen sich besorgt zusammen. Sie greift nach Louis' Hand, doch er zieht sie von ihr weg. Seufzend verschränkt sie ihre Hände in ihrem Schoß.

"Gute Nacht", murmelt Louis, rutscht ein wenig von ihr weg und lässt seinen pochenden Kopf in seinem Kissen fallen. Seine Decke zieht er sich bis zu seinem Kinn hoch und er schließt stur seine Augen, um seiner Mutter klarzumachen, dass sie beide nun sein Zimmer verlassen sollen.

Hauchzart spürt Louis ihre Lippen auf seiner Stirn.

"Schlaf gut, Boobear."

Das leise Knarren seines alten Lattenrostes verrät, dass Jay aufsteht. Er hört das leichte Streifen der Sohle ihrer Hausschuhe auf dem Parkettboden. Vorsichtig öffnet Louis seine Augen und erkennt im Licht, das aus dem Vorzimmer herein strahlt, die Silhouette der kleinen Frau.

"Mum?", flüstert Louis leise und die Angesprochene dreht sich zu ihm. "Kannst du die Tür einen Spalt offen lassen? Bitte."

Jay antwortet ihm gar nicht. Sie geht seiner Bitte wortlos nach, ehe sie aus seinem Blickfeld verschwindet und er hört, wie die Schlafzimmertür seiner Eltern geschlossen wird.

Louis' eigene Tür ist eine Handbreit offen und das gelbliche Licht erzeugt einen dünnen Strahl auf seinem Boden. Der Junge lässt sein Taschentuch auf dem Boden fallen. Einer der Zipfel wirft nun einen langgezogenen Schatten auf dem Lichtstrahl.

Mit leisen, quengelnden Lauten rollt Louis sich auf den Rücken. Früher hat ihm die offene Tür geholfen. Aber nicht nur, wenn er Albträume hatte. Damals lag er auch öfter eine halbe Ewigkeit wach und irgendwann sah er plötzlich im Dunkeln gruselige Dinge um sich herum, obwohl sie gar nicht hier waren. Später hat ihm die Lichtquelle von draußen geholfen, als die luziden Träume angefangen haben. Sie war seine Hilfe vom differenzieren von Realität und Traum. Denn es kam vor, dass er wach war und noch dachte, dass er träumt. Oder umgekehrt. Das ist nun ein paar Jahre her und er war immer sehr verwirrt und verzweifelt, wenn er merkte, dass etwas nicht stimmte.

Humorlos lacht Louis einmal auf, als er realisiert, dass er bereits Jahre mit dem Scheiß zurechtkommen muss. Er vermisst das Kind-sein. Das schlimmste das passieren konnte war, dass er schlecht träumt. Doch dann konnte er immer ins Bett zu seiner Mutter huschen und die Sache war erledigt. Das geht nun nicht mehr, auch wenn er das manchmal gerne würde. Aber er würde vieles gerne machen oder haben. Dabei ist er, was das betrifft, kein Sonderfall. Jeder hat gewisse Wünsche. Manche gehen irgendwann in Erfüllung und manche nicht.

Louis drückt die Finger in seine Bettdecke und seine Augenlider fallen zu. Er muss gähnen. Wieder schwirren seine Gedanken wild im Kopf herum, doch diesmal fällt es ihm schwer, sie sich als Glühwürmchen vorzustellen. Kein Licht erhellt die Dunkelheit in seinem Kopf und er verzieht unzufrieden sein Gesicht.

Eine halbe Ewigkeit, in der Louis versucht einzuschlafen. Und er möchte einfach weg von hier. Egal wohin, einfach weg.

Mittlerweile hat er sogar angefangen Schafe zu zählen, und es ermüdet ihn. Louis möchte die dicken, wolligen Tiere nicht mehr sehen, er möchte sie einfach endlich loswerden. Aber er fällt einfach nicht in den Schlaf. Er ist viel zu müde um einzuschlafen.

Genervt fährt Louis sich mit den Händen durch sein Gesicht, als er realisiert, dass das heute nichts mehr wird. Müde setzt er sich auf. Er muss mit den Händen halt im Laken finden, damit er nicht wieder zurückfällt. Blinzelnd sieht er aus seinem Fenster. Der Himmel färbt sich bereits in unterschiedliche Farbtöne. Rot, Orange, Gelb, Rosa und Blau sind zu sehen. Mittendrin der hell leuchtende Feuerball.

Louis schlägt seine Decke auf und lässt seine Beine aus dem Bett hängen, die er anschließend überkreuzt. Die Luft schlägt ihm frisch entgegen und an seinen nackten Körperstellen bildet sich eine Gänsehaut. Er verschränkt seine Arme, um sich selbst ein bisschen Wärme zu spenden.

Ein Vogel fliegt knapp an seinem Fenster vorbei.

Lange sieht Louis einfach schweigend aus dem Fenster und sieht zu, wie die Sonne langsam aufgeht, während der Himmel immer blauer wird. So lange, bis sein Wecker klingelt und er aufstehen muss. Müsste. Denn er steht nicht auf. Louis bleibt sitzen und starrt weiterhin in die Natur. Er wendet seinen Blick erst ab, als jemand sein Zimmer betritt. Louis dreht sich um und sieht in das besorgte Gesicht seiner Mutter. Er rollt mit den Augen und lässt sich zurück in seine Matratze fallen.

Jay setzt sich zu ihm und nimmt seine kalte Hand in ihre. "Konntest du noch schlafen, Boobear?"

Louis schüttelt den Kopf und lächelt seine Mutter schräg an. Er möchte sein Gähnen unterdrücken. Dabei verzieht er sein Gesicht stark und bringt die Frau zum Lachen.

"Möchtest du heute lieber zu Hause bleiben?", erkundigt sie sich und glättet Louis' gerunzelte Stirn mit ihrem Daumen.

"Nein", antwortet der Junge und hält seine Augen wieder geschlossen. Nur kurz, er möchte die restlichen Sekunden im Bett genießen. "Ich hab heute einen Test."

"Ist der wichtig?"

"Denk nicht. Trotzdem, ich geh in die Schule. Danke, Mama", sagt Louis und lächelt Jay erneut an. Sie erwidert den Gesichtsausdruck und scheucht ihren Sohn aus dem Bett.

"Dann los, mach dich frisch! Du kommst sonst nur zu spät."

Und schon bereut Louis seine Entscheidung. Er möchte nicht in die Schule ...

⋆⁺₊⋆⁺₊⋆

Iiich.... möchte auch nicht in die Schule morgen xD

Hi. Wie geht es euch loves? I'm tired as fuck. Aber ich hab morgen erst um 10 Schule whoop whoop good for me!

Jup. Seit Montag bin ich in der Schule und teilweise ist es okay, teilweise gar nicht. Mo und Di sind zu lange Schultage. Aber Mi und Do hab ich erst später Schule. Wir haben einen neuen Englischlehrer und i am so happy omg. I will finally have fun im Englischunterricht! Und ich hab jetzt auch Spanisch. Uhm... ¿Que tal? lol. Like.. it means, how are you xD

Whatever. Ich bin nicht zum Schreiben gekommen und das macht mir Angst. Bock hätte ich ja.

Schlafen ist 50/50 good or bad but 100% nicht erholsam. Und meine fucking Katze ist so so nervig. Genauso wie das Coronatest-System. Musste wegen Schule am Montag testen und ich hab einfach immer noch kein Ergebnis bekommen wtf.

I'm stressed out.

Sleep well, darlings.
Loads of love xx

fireflies - larry stylinsonWhere stories live. Discover now