three

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Heute ist kein guter Tag. Louis ist müde, schlecht gelaunt und hat einfach keine Lust. Den Schultag hat er zwar hinter sich, aber er hat anschließend einen Termin bei seiner Therapeutin und das nervt ihn.

Sie als Person nicht. Auch nicht, dass er mit ihr wieder reden kann. Aber der Weg dort hin und dass er sich nicht einfach in sein Bett schmeißen kann. Die Motivation dazu fehlt einfach. Und ja, er würde am liebsten anfangen zu weinen. Das würde jedoch komisch aussehen. Immerhin sitzt er in einem vollgefüllten Bus, auf den Weg nach Hause. Schüler, Lehrer und fremde Menschen haben sich in das Fahrzeug gezwängt. Louis ist froh, dass er noch rechtzeitig einen Sitzplatz ergattern konnte.

Es stinkt nach Sommer. Die Menschen hier schwitzen. Und sie sind laut.

Louis fühlt sich unwohl und drängt sich näher an das Fenster. Seine Sitznachbarin, eine alte Frau, riecht nämlich nicht viel besser. Nicht nur der Geruch von Schweiß steigt direkt in Louis' Nase, sondern auch der Geruch von Alt. Und zu süßem Parfum. Eine Mischung, die in seiner Nase juckt. Niesen möchte er jetzt jedoch nicht, das würde für Aufmerksamkeit sorgen, und die braucht Louis gerade am allerwenigsten.

Die Umklammerung um seinen Rucksack auf seinem Schoß verfestigt sich. Schluckend sieht er hinunter auf den Bildschirm seines Handys. Er dreht ihn von den neugierigen Blicken der alten Dame weg und überspringt das Lied, das durch die Kabel der Kopfhörer in seine Ohren gespielt wird. Um die Geräuschkulisse seines Umfeldes zu überdecken, will Louis die Musik lauter drehen. Viel Erfolg hat er dabei nicht, denn er hat sie schon auf die höchste Lautstärke gestellt.

Louis verzieht unzufrieden sein Gesicht.

Der Bus bleibt nur wenige Sekunden später ruckartig stehen. Fast knallt Louis mit seiner Nase gegen den Sitz vor ihn. Noch rechtzeitig konnte er sich an der Lehne festhalten und sich dagegen stemmen.

Er hasst es mit dem Bus fahren zu müssen. Eine andere Wahl hat er aber leider nicht.

Jedoch steigen hier viele Menschen aus. Die meisten tun das. Somit ist es nun deutlich ruhiger im Wagen und Louis fühlt sich nicht mehr allzu sehr bedrängt. Die stinkende Frau steigt zwar nicht aus, aber sie setzt sich auf die andere Seite des Busses, da der Doppelsitz hier nun frei ist.

Louis kann endlich durchatmen. Er legt seinen Rucksack auf den Platz neben sich, damit keiner auch nur auf die Idee kommt, sich zu ihm zu setzen. Die Tasche nimmt er erst weg, wenn er entweder aussteigen muss, oder sonst wirklich kein einziger Platz mehr frei ist und eine schwangere, eine alte und nicht stinkende, oder eine körperlich eingeschränkte Person diesen wirklich braucht.

Dazu kommt es aber gar nicht. Ganz im Gegenteil. Immer mehr Menschen verlassen das öffentliche Verkehrsmittel. Nur wenige Stationen später ist Louis auch endlich da. Flink springt er auf den Bürgersteig und er macht sich die letzten paar Meter auf den Weg Heim.

Sobald die Haustür hinter ihm ins Schloss fällt, fällt auch gleich eine riesige Last von seinen Schultern. Diese, als auch sein Nacken, schmerzen. Louis rollt seine Gelenke, ehe er auf Zehenspitzen, um so wenig wie möglich dreckig zu machen, in die Küche tapst. Er möchte seine Schuhe nicht ausziehen, auch wenn er das eigentlich sollte. Jedoch wird er höchstens eine halbe Stunde lang am Esstisch sitzen und das leckere Essen seiner Mutter in sich hineinstopfen, bevor er wieder losmuss. Und wenn er am Stuhl ganz zurückrutscht, können seine Zehenspitzen auch nur den Boden berühren, wenn er sich streckt. Zu seiner Verteidigung, die Stühle sind sehr hoch!

"Hallo Louis, wie war die Schule? Wie geht es dir?", begrüßt seine Mutter ihn, als er die Küche betritt. Er will schnell an ihr vorbeiflitzen, aber sie umgreift beim Vorbeigehen sein Gesicht und küsst seine Haarpracht. Anschließend setzt Louis sich. Diesem ist aber nicht wirklich nach reden, also hebt er bloß seine Schultern. Den besorgten Blick seiner Mutter weicht er gekonnt aus.

fireflies - larry stylinsonWhere stories live. Discover now