Bücherkisten und Rentnertratsch

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„Ein Phönix also" murmelte Thomas und klickte einige Felder auf seinem Computer an. Draco nickte.

„Ich mochte diese Tiere schon immer irgendwie" Thomas nickte uns lächelte.

„Auch so eine Leseratte? Meine Frau lässt ihre Finger nicht mehr von diesen Fantasy Büchern. Sie liebt Drachen, Phönixe, Einhörner, und am besten auch noch Zauberer und Hexen. Ich kann mit dem Quatsch ja nichts anfangen!" Er lachte.

„Aber ich wollte dich jetzt nicht irgendwie angreifen oder so. Ich habe auch schräge Interessen?" Er musste anscheinend Dracos versteinerte Miene gesehen haben, doch als er sich erklärte, lächelte Draco wieder ein wenig.

„Schräge Interessen?" Thomas lachte.

„Erzähl das aber nicht Silke. Ich interessiere mich für Buchsbäume und die Formen, die man aus ihnen schneiden kann. Ich habe sogar eine dieser Zeitschriften abonniert um jeden Monat die 10 besten Formbuchsbäume zu sehen!" Draco zog eine Augenbraue nach oben.

„Jedem das seine!" murmelte er und Thomas lachte.

„Da stimme ich dir vollkommen zu. Aber ich soll dir heute kein Buchsbaum tätowieren, sondern einen Phönix. Komm mal rum!" Draco stellte sich neben seinen Nachbarn und sah sich einige Motive an. Keines davon überzeugte ihn wirklich, bis Thomas auf einem Bild stoppte. Es zeigte einen Phönix, der aus schwarzer Asche emporstieg. Der Vogel war in hellen Rot-, Orange- und Gelbtönen gehalten, während die Asche schwarz war. Draco nickte.

„Das ist mein Motiv!" Thomas lächelte.

„Schwierig, aber machbar. Na, dann leg dich mal hin!"

Drei Stunden später stand Draco vor der Tür. Um seinen Unterarm war ein weißer Verband gewickelt. Darunter prangte ein Phönix, fast schon schöner als die Originale. Draco atmete tief durch und nahm dann sein Fahrrad, welches an der Hauswand gelehnt hatte. Nach einigen Startschwierigkeiten fuhr er sicher wieder in Richtung nach Hause.

Kaum war er in seinem Heim angekommen hatte er kaum Zeit sich auszuruhen, bis er bei Miss Silvers arbeiten musste. Sie wollte ihn in der ersten Woche erst einmal einführen und dann sollte er die Arbeit mit dem Menschenkontakt übernehmen. Kurze Zeit später schwang er sich also wieder aufs Rad und trug diesmal ein kurzes T-Shirt. Er würde nie wieder den Sommer unter Pullovern verbringen müssen um das dunkle Mal zu verdecken. Endlich konnte er ein normaler Mensch mit Freunden und eventuell auch bald einer Beziehung sein.

Er schwang die Tür von Miss Silvers Buchladen schwungvoll auf und sah sich um. Miss Silvers saß in einem Sessel in der Ecke und las anscheinend ein Buch. Sie sah auf, als sie Draco hereinkommen hörte.

„Ah, Hallo James. Bereit für deinen ersten Arbeitstag?" Draco nickte.

„Immer doch, Miss Silvers!" Miss Silvers lächelte.

„Na dann – gerade kam eine neue Lieferung Bücher. Würdest du so freundlich sein und sie einräumen, bis Kunden kommen?" Draco nickte und ging auf drei Kartons zu, die in einer Ecke standen. Miss Silvers hatte bei der Erwähnung der neuen Bücher auf sie verwiesen.

„Pro Karton sind es etwa 50 Bücher. 150 neue Bücher also. Ich habe sie hier nach Autoren geordnet. Achte bitte darauf, dass Bücher einer Buchreihe auch zusammenstehen und die Autoren in alphabetischer Reihenfolge geordnet sind!" Draco nickte und nahm das erste Buch heraus. Es war anscheinend ein Jugendbuch. Kalle Blomquist las er und suchte den Autorennamen. Astrid Lindgren stand in kleinen Buchstaben am Rand des Covers. Seine Augen huschten über die Reihen und blieben bei dem Buchstaben L hängen. Lindgren hatte er schnell gefunden – anscheinend war diese Frau eine bekannte und erfolgreiche Autorin. Es gab viele Werke von ihr – neben drei anderen ausgaben von diesem Kalle gab es auch noch ein Mädchen mit langen roten Haaren, die ein Pferd in die Luft stemmte. Pippi Langstrumpf las er und schmunzelte.

The DeerWhere stories live. Discover now