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Draco holte einmal tief Luft und klopfte an die Tür von Kingsleys Bürotür. In der letzten Nacht hatte er kein Auge zugetan. Erinnerungen hatten ihn wieder eingeholt, von gefolterten oder toten Menschen zu seinen Füßen, von angsterfüllten Blicken und Blicke voller Hass und Abneigung. Seine kalte Stimme. Das Zischen der Parselsprache. Er verstand nicht, wie ein einfacher Brief sein komplettes Leben auf den Kopf stellen konnte. Aber nun stand er hier und hörte das „Herein!" von Kingsley Shacklebolt. Vorsichtig trat er hinein und Kingsley machte einen besorgten Gesichtsausdruck als er Draco sah.

„Ah, Mister Malfoy. Setzten sie sich bitte!" Er deutete auf einen Stuhl vor seinem Tisch und Draco setzte sich.

„Was ist vorgefallen?" fragte Draco und sah, wie Shacklebolt schnell ein paar Akten unter einen Stapel Papier schob.

„Nun. Wie sie vielleicht wissen ist es Häftlingen in Askaban erlaubt, vor ihrer Entlassung einen Brief zu schreiben. Einen einzigen. Um eventuellen Verwandten Bescheid zu geben oder sonst was. Dies wurde auch Dolohov gewährt, jedoch hat das Ministerium die Berechtigung, diese Briefe zu lesen und gegebenenfalls abzulehnen. Was wir im Falle von Dolohov getan haben!" Er öffnete eine Schublade und zog ein Stück Pergament hervor. Unten prangte das Wappen von Askaban. Kingsley reichte Draco das Pergament, der es mit zitternden Fingern nahm.

Malfoy, du bist fällig.

Warte nur, bis ich wieder ein freier Mensch bin.

Du wirst untergehen und um Gnade betteln, bevor ich deinem Leben ein Ende bereite!

Draco schloss die Augen. Manchmal wünschte er sich wirklich, er wäre ein Muggel.

„Was haben sie vor zu unternehmen?" fragte er den Zaubereiminister mit erstaunlich fester Stimme.

„Nun, da gibt es mehrere Möglichkeiten. Dieser Brief reicht nicht als Beweis um Dolohov noch länger einzusperren. Natürlich könnte man ihnen ein oder zwei Auroren zu ihrem Schutz zu Verfügung stellen, doch das ist auch nur eine kurzfristige Lösung. Auf Dauer kann ich keinen meiner Männer für Personenschutz abzwacken. Und dann wäre da noch eine zweite Möglichkeit, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie ihnen nicht gefallen wird!" Draco zog eine Augenbraue in die Höhe.

„Und die wäre?" fragte er vorsichtig. Kingsley seufzte.

„Schauen sie ab und zu Muggelfilme, Mister Malfoy?" Draco schüttelte den Kopf. Er hatte noch nie einen Film geschaut. Er lebte im hier und jetzt und nicht in irgendeiner erfundenen Welt.

„Nun gut. Es gibt eine Sicherheitsmaßnahme, die nennt sich Zeugenschutzprogramm. Sie ist speziell dazu ausgerichtet, Leuten wie ihnen zu helfen. Sie würden umziehen und eine neue Identität annehmen. Es würden keine Spuren mehr zu ihnen führen..." Das klang ja alles ganz gut, aber Draco ahnte, dass es noch nicht alles was.

„Aber?" hakte er nach. Kingsley seufzte.

„Sie dürften nicht mehr Zaubern. Die Spur eines Zaubers ist bei jedem Zauberer und bei jeder Hexe einzigartig und Dolohov könnte sie aufspüren, wenn sie einen Zauberstab benutzen würden. Außerdem müssten sie alle Kontakte zu ihren jetzigen Freunden oder Verwandten abbrechen. Haustiere dürften nicht mitgenommen werden, Freizeitaktivitäten müssen gewechselt werden, genau wie der Beruf... Sie werden quasi ein komplett anderer Mensch. Das Ministerium würde ihnen ein Haus zu Verfügung stellen. Sie dürften sich ihren Namen auch aussuchen, allerdings darf er keine Ähnlichkeit mit ihrem jetzigen haben!" Draco schloss die Augen. Da war es also, das große Aber. Er würde wie ein Muggel leben, ein komplett neues, soziales Umfeld aufbauen müssen und, und er musste sich eingestehen, dass dieser Gedanke ihm am meisten Weh tat, er würde Willow abgeben müssen.

The DeerDonde viven las historias. Descúbrelo ahora