Nachbarn

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Blaise atmete einmal tief durch und warf eine Hand voll Flohpulver ins Feuer. Sofort züngelten grüne Flammen in die Höhe und verbreiteten eine angenehme Wärme.

„Ich hoffe, ihm ist nichts passiert!" murmelte Cathy und strich Willow über den Kopf. Es war bereits mittags und sie hatte noch nichts gefressen. Sie lag nur im Garten und starrte nach draußen, als würde sie auf etwas, oder eher jemanden, warten. Heute hatte sie sich allerdings nach drinnen verzogen, da draußen ein heftiges Gewitter sein Unwesen trieb. Cathy und Willow, die beide keine Gewitter mochten, hatten sich zusammengetan. Blaise nickte.

„Das hoffe ich auch!" Er stieg in die Flammen und rief laut und deutlich „Draco Malfoy!" Er spürte den Strudel des Reisen mit Flohpulver und landete nur wenige Sekunden später auf dem Kaminsims von Draco. Das komplette Haus war verwüstet und düster. Irgendjemand schien es verwüstet zu haben. Aber warum war es so dunkel und verstaubt? Es schien, als sei seit Jahren keiner mehr hier gewesen. Aber das konnte nicht sein. Aber warum hatte Draco das Licht nicht angemacht?

„Draco?" fragte Blaise leise. Erst jetzt bemerkte er, dass es auch hier gewitterte und zudem heftig regnete. Er ging weiter in den Raum hinein und sah sich seine Umgebung genauer an. Einige Schubladen waren herausgerissen und anscheinend durchsucht worden. Alle Regale standen offen und der Inhalt war auf dem Boden verteilt – teilweise zerstört. Ein Fenster stand offen und quietschte leise im Wind des Gewitters. Die Augen von Blaise hatten sich allmählich an die Dunkelheit gewöhnt und nahmen mehr Details auf. Das ein oder andere Bild an der Wand fehlte. Außerdem Dracos Jacke und zwei Paar Schuhe. Dracos Bude war sein zweites Zuhause und er schloss es komplett aus, dass er sich irrte.

Er zuckte zusammen, als etwas im ersten Stockwerk knackte. Vorsichtshalber zog er seinen Zauberstab und ging langsam auf die Treppe zu.

„Hallo?" fragte er leise und zuckte zusammen, als das Licht eines Blitzes den Treppenaufgang erhellte, gefolgt von einem krachenden Donner. Kurz meinte Blaise, eine Person im Umhang zu sehen, die in einem Raum verschwand. In Dracos Schlafzimmer. Dort gab es einen zweiten Ausgang, nämlich über die Balkontür. Wer auch immer das war, es war nicht Draco. Vorsichtig schlich Blaise die letzten Treppenstufen nach oben und spähte um die Ecke. Ein Mann stand vor Dracos Nachtschrank und durchsuchte ihn, anscheinend aber ohne Erfolg.

„Hey!" rief Blaise und der Mann drehte sich Blitzschnell um. Auch hier oben war alles düster und Blaise konnte kaum etwas von ihm erkennen. Er war groß, breit gebaut und lief anscheinend etwas gebückt. Letzteres hielt ihn aber nicht davon ab, zur Balkontür zu sprinten und sie aufzureißen. Blaise war wie erstarrt. Wäre das hier ein Horrorfilm, wäre er gleich tot, da war er sich sicher. Doch der Fremde drehte sich noch einmal um und sah Blaise an. Ein Blitz erhellte den Raum und Blaise konnte einen Blick auf das Gesicht des Mannes werfen. Was er sah, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Dolohov. Er stand in der Tür und musterte Blaise mit zornigen Augen.

„Do...Dolohov!" stammelte Blaise und hob den Zauberstab. Dolohov lachte nur und wich einem Stupor aus, den Blaise ihm zugeschickt hatte.

„Ich werde die blonde Schwuchtel kriegen, verlass sich drauf!" zischte er, lief auf den Balkon und Blaise hörte das Knacken des Apparierens. Eine Gänsehaut überkam ihn. Kraftlos ließ er sich an die Zimmerwand sinken und dachte nach. Draco war anscheinend nicht zuhause und Dolohov war hinter ihm her. Was hatte das alles zu bedeuten? Wie passte das alles zusammen? Er wusste nur eins: Er wollte nach Hause. Er wollte zu Cathy und sich bei ihr Rat holen. Das unvermeidliche war eingetreten: Er wusste nicht mehr weiter.



Draco wachte auf, als jemand an seiner Tür klingelte. Müde rappelte er sich auf und brauchte diesmal nicht ganz so lange um zu verstehen, wo er sich befand. Er schlang sich einen Morgenmantel um und öffnete die Tür. Davor stand ein kleines Mädchen und hielt einen Strauß selbst gepflückter Blumen in der Hand.

The DeerWhere stories live. Discover now